von G. Hädicke, B. Neubacher, H.-R. Dohms und C. Kirchner, 1. September 2024
In unserem Personalien-Ticker beleuchten wir die personellen Veränderungen bei Banken und Fintechs hierzulande.
Hier unser Ticker für den August 2024:
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Das hochgefundete Münchner Fintech Neoshare bedient sich für seine Führungsriege erneut in der Banken-Welt: Nachdem die auf Immobilien-Finanzierungen spezialisierte SaaS-Plattform vergangenes Jahr bereits mit der Verpflichtung diverser Topshots aus den Volksbanken- und Sparkassen-Lagern von sich Reden machte (siehe unseren Personalien-Ticker aus dem November), holen die Münchner nun zwei weitere Manager mit klassischer Bankerfahrung in den Vorstand.
Neuer Finanzchef wird Dominik Wilcken, der die vergangenen 14 Jahre seines Berufslebens bei M.M. Warburg verbracht hat und dort zuletzt als „Head of Strategy“ firmierte. Zudem kommt mit Piotr Bienkowski der frühere CEO der Immobilien-Tochter der deutschen BNP Paribas ins Führungsteam – er soll als Vorstand das Real Estate- und Beratungsgeschäft verantworten. Darüber hinaus bekommt die SaaS-Plattform einen neuen Co-Geschäftsführer, Peter Bigelmaier, der früher bei dem Immobiliendienstleister Colliers die Geschäfte führte.
Neoshare ist zwar erst 2023 mit einem Produkt aus der Deckung gekommen, verfügt aber bereits über ein beträchtliches Kapitalpolster. Im Frühjahr steckten unter anderem mehrere Volksbanken noch einmal 19 Mio. Euro Funding in das Startup – was offensichtlich unter anderem für die Akquise von eher Fintech-untypischem Personal genutzt wird. Wie lange die Halbwertzeit der Führungskräfte ist, wird sich zeigen. Die im Oktober 2023 von der Evangelischen Bank geholte COO Andrea Kemmer ist ausweislich ihres Social-Media-Profils jedenfalls seit Mai wieder weg.
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Oliver Behrens gehört zu jener Kategorie von Bankern, bei der man davon ausgehen darf, dass sie ihre private Vermögensplanung, wie man so sagt, abgeschlossen hat. Chef der DeAM (also was heute die DWS ist). Vize-Chef der Deka. Deutschland-Chef von Morgan Stanley. Da kann man, wenn man die 60 überquert (was Behrens letztes Jahr getan hat), schon mal auf die Idee kommen, auf halbe Stelle umzustellen. Umso erstaunlicher, dass Behrens, nachdem er neulich erst aus dem operativen Geschäft bei Morgan Stanley in den AR-Vorsitz der DWS gewechselt war, sich nun doch wieder ins Getümmel stürzt. Und zwar so richtig, denn einen potenziell aufreibenderen CEO-Posten als den bei Flatex-Degiro hat Frankfurt derzeit nicht zu vergeben.
Die Herausforderungen sind gewaltig. Behrens muss den eigenen Laden befrieden. Er muss das angekratzte Renommee aufpolieren. Und er muss eine Antwort auf die strategisch hochkomplexe Frage finden, wie sich Flatex-Degiro im Angesicht der Trade Republics und Scalable Capitals am Markt positionieren soll. Ist Behrens der Richtige dafür? Ein Mann, der bei allen Meriten kaum Erfahrung im Retail-Brokerage aufweist? Es ist eine erstaunlich seniore, aber auch eine etwas aparte Besetzung. Aber apart muss ja nicht schlecht sein. AR-Chef der DWS soll Behrens übrigens bleiben.
Die Reihe der Abgänge im Private Banking der Deka (siehe zuletzt bereits hier, hier, und hier) setzt sich fort: Nach Informationen von Finanz-Szene verlassen die beiden Vertriebsdirektoren Michael Nowak und Florian Preissler das Haus zum Jahresende. Ein Sprecher bestätigt auf Anfrage den Abgang zweier Mitarbeiter, ohne indes Namen zu nennen.
Nun ist „Vertriebsdirektor“ bei der Deka zwar keine absolute Top-Position. Dennoch fällt die Fluktuation in dem erst vor zwei Jahren geschaffenen Bereich „Private Banking & Wealth Management“ auf. So waren Nowak und Preissler (zusammen mit drei weiteren Managern) erst vor einem Jahr bei dem Fondsdienstleister der Sparkassen aufgeschlagen, Nowak kam damals von der Münsterländischen Bank Thie & Co, Preissler von Columbia Threadneedle.
Bei der Deka ist das Duo für die „Vertriebsregion Mitte“ (NRW, Rheinland-Pfalz, Thüringen und Saarland) zuständig.
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Bei insgesamt 353 Sparkassen hierzulande kommen pikante Führungswechsel außer der Reihe schon mal vor. Etwa wie der plötzliche CEO-Abgang bei der Sparkasse Wunstorf, der einen veritablen Führungskräfte-Exodus nach sich zu ziehen schien (siehe hier). Oder wie jüngst bei der Fusion der Sparkassen Münsterland Ost und Beckum-Wadersloh, bei der die Führungsspitze des Juniorpartners aus Beckum, bestehend aus Jürgen Wenning und Stefan Bürger, kurzerhand von Vorstand zu Generalbevollmächtigtem runtergestuft wurde.
Allerdings zeigen die neusten Vorstands-Ernennungen unserer kleinen und mittelgroßen Sparkassen in den vergangenen Wochen: Das Nachfolge-Thema im roten Lager ist fundamentaler. Von insgesamt 13 Nachfolge-Prozessen für Vorstandschefs und -mitglieder waren neun dem Renteneintritt des bisherigen Amtsinhabers geschuldet. Wobei die Blitzanalyse auch zeigt: Die neuen Chefs sind in der Regel interne Besetzungen – und männlich. Frauen schaffen es dagegen meist nur als einfache Vorstände ins Führungsgremium – und kommen auffällig oft von außen.
Hier die zuletzt angekündigten Vorstandswechsel bei den Sparkassen auf einen Blick (erst die Chef, dann die übrigen):
Die Commerzbank verliert schon wieder einen Spitzenmanager (genauer: diesmal ist es eine Spitzenmanagerin) an die Deutsche Börse. Konkret: Laut exklusiven Informationen von „Finanz-Szene“ soll Andrea Bracht, die bei der größten deutschen Privatbank bislang die Interne Revision leitet, spätestens per Januar zum Eschborner Börsenbetreiber wechseln und dort dann die quasi identische Position („Head of Group Audit“) bekleiden. „Ich freue mich, dass die Deutsche Börse eine so hoch angesehene Expertin für solch eine zentrale Position in unserer Organisation gewinnen konnte“, lässt sich der künftige Vorstandschef Stephan Leithner in einen internen Mitteilung zitieren.
Für die Commerzbank bedeutet der Abgang Brachts einen erheblicher Verlust an Erfahrung, immerhin arbeitet die Revisionsexpertin laut ihres Linkedin-Profils seit fast 25 Jahren für die Frankfurter (wobei allerdings ihre Zeit bei der Dresdner Bank eingerechnet ist). Pikant: Erst im Mai hatte die Deutsche Börse – wie von „Finanz-Szene“ ebenfalls exklusiv berichtet – den vormaligem „Head of Big Data“ der Commerzbank, Dominik Schmidt-Kiefer, zu ihrem Chief Risk Officer gemacht. Damit verliert die zweitgrößte deutsche Privatbank (deren Vorstände, kleiner Fun Fact, bekanntlich lieber über Tradegate als über Xetra handeln) binnen weniger Monate gleich zwei Bereichsvorstände an den benachbarten Dax-Rivalen.
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Der langjährige Vorstandschef der VR-Bank Magstadt-Weissach, Andreas Zeller, verlässt das baden-württembergische Institut, wie Finanz-Szene exklusiv erfahren hat. Der 59-jährige Manager, der die Bank in den vergangenen Jahren mit wechselnden Vorstandskollegen führte, gilt als hauptverantwortlich für den wirtschaftlichen Abstieg des genossenschaftlichen Instituts mit zuletzt knapp 300 Mio. Euro Bilanzsumme (siehe dazu -> „Die Geschichte vom seltsamen Niedergang der VR-Bank Magstadt-Weissach“).
Für Zeller ist zum Monatswechsel Mirco Kübler in den Vorstand eingetreten. Der 49-Jährige führte bisher die Geschäfte der Beratungsgesellschaft „Adjuvamus“. Zuvor war Kübler laut seines Social-Media-Profils Generalbevollmächtigter bei der genossenschaftlichen Hausbank München. In Magstadt bildet er die Führungsspitze zusammen mit Ex-Castellbank-Vorstand Klaus Vikuk, der im Oktober 2023 ins Gremium berufen wurde. Ende vergangenen Jahres hatten die Magstadter ihre Übernahme durch die deutlich größere Volksbank Stuttgart (Bilanzsumme 2023: 8,8 Mrd. Euro) vereinbart. Im April allerdings vertagten die Stuttgarter die Verschmelzung mit Verweis auf „umfangreiche und komplexe Prüfungen“.
Donner & Reuschel hat vier Wochen, nachdem Finanz-Szene exklusiv den Abgang von Vorstandschef Markus Vitt publik machte (siehe hier), einen Nachfolger gefunden – und zwar Horst Schmidt, der zum 1. September die Führung der Hamburger Privatbank übernehmen soll. Der 58-jährige Branchen-Veteran war von 2007 bis 2017 Chef der Bethmann Bank, wenngleich mit zuletzt immer schwächeren operativen Ergebnissen (siehe unser Archiv-Stück aus 2019 -> „Die Wahrheit über die Bethmann Bank“). Seitdem verdingte sich Schmidt unter anderem als sogenannter „Transitions-Officer“ beim Bankhaus Lampe im Zuge der Übernahme durch Hauck & Aufhäuser sowie als Berater bei der Consulting-Firma Arthur D. Little.
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Sämtliche >40 Personalien aus unseren Banken und Fintechs im Juli
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