von Heinz-Roger Dohms, 14. Dezember 2017
Kreditech-Gründer Sebastian Diemer bestätigt auch mit seinem neuen Fintech „Finiata“ seinen Ruf als Liebling der Venture-Capital-Investoren: Rund ein Jahr nach dem 5,5 Mio. Euro schweren Seed-Funding hat sich das Berliner Startup jetzt eine Serie-A-Finanzierung über satte 10 Mio. Euro gesichert, verriet Diemer gestern im Exklusiv-Interview mit „Finanz-Szene.de“. Zu den Altinvestoren wie DN Capital, Point9 capital oder Redalpine gesellen sich diesmal auch zwei osteuropäische Geldgeber – nämlich der tschechische Private-Equity-Fonds „Enern“ und das polnische Family Office „Kulczyk Investments“.
Finiata betreibt Factoring, also ein traditionelles Bankgeschäft, das darauf hinausläuft, dass ein Finanzdienstleister einem Unternehmen dessen Rechnungen vorzufinanziert. Der Fokus des letztes Jahr zunächst als „Bezahlt.de“ gestarteten Diemer-Fintechs liegt dabei allerdings – anders als im Factoring üblich – nicht auf Mittelständlern und Großkonzernen, sondern auf Selbständigen und Freiberuflern. „Wir fokussieren uns auf die wirklich kleinen Kunden, die man nur durch Automatisierung und den Aufbau eines eigenen Risikosystems bedienen kann“, sagte Diemer. Dies sei ein Segment, „in dem einem Schufa, Creditreform usw. nicht helfen – eben weil noch nie jemand diesen Kunden einen Kredit gegeben hat.“
Finiata ist nicht das einzige Factoring-Fintech, das dieser Tage für Aufsehen sorgt. So hatte sich jüngst bereits der ebenfalls in Berlin ansässige Konkurrent „Billie“ 10 Mio. Euro gesichert. Auffällige Parallele: Auch hinter Billie stehen prominente Gründer aus der ursprünglichen Fintech-Welle: Matthias Knecht und Christian Grobe, die damals unter dem Dach von Rocket Internet den inzwischen an Funding Circle verkauften Marketplace-Lender Zencap gestartet hatten. Daneben haben sich auch weitere Fintechs wie Fundflow oder Innolend aufs Factoring spezialisiert.
Wie hoch Finiata nach der Serie-A-Runde bewertet ist, wollte Diemer nicht sagen: Zu den Geschäftszahlen verriet er immerhin so viel: Das Finanzierungsvolumen belaufe sich momentan auf annualisiert 20 Mio. Euro, das monatlich Wachstum habe zuletzt rund 35 Prozent betragen. Neben den 10 Mio. Euro Eigenkapital fließen Finiata weitere 8 Mio. Euro in Form von Fremdmitteln zu, mit dem das Unternehmen vor allem sein Wachstum in Polen (dem bislang einzigen Markt neben Deutschland) beschleunigen will. Hierzulande unterliegt Finiata übrigens deutlich strengeren aufsichtsrechtlichen Vorgaben als im östlichen Nachbarland. Weil das Diemer-Startup über keine eigene Banklizenz verfügt, läuft das deutsche Factoring über die Bücher der Berliner Solarisbank.
Die Artikel von Finanz-Szene sind urheberrechtlich geschützt und nur für den jeweiligen Premium-Abonnenten persönlich bestimmt. Die Weitergabe – auch an Kollegen – ist nicht gestattet. Wie Sie Inhalte rechtssicher teilen können (z.B. via Pressespiegel), erfahren Sie hier.
Danke für Ihr Verständnis. Durch Ihr Abonnement sichern Sie ein Stück Journalismus!