von Heinz-Roger Dohms, 14. August 2017
Ginmon gehört zu den führenden deutschen Robo-Advisern – dieser Eindruck hat sich irgendwie festgesetzt, weil die Frankfurter Firma in den einschlägigen Assets-under-Management-Rankings immer weit vorne auftaucht. So verwaltete Ginmon laut „Extra-Magazin“ bereits Anfang März rund 85 Millionen Euro.
Diese 85 Mio. Euro gelten seitdem quasi als Fakt, die Zahl wird auch gerne so zitiert, wenn auch mit dem Zusatz, es handle sich um eine Schätzung. Umso mehr verwundert, dass die mit dem Frankfurter Fintech-Forum verbandelten Researcher von „Techfluence“ nun plötzlich auf eine völlig andere Zahl kommen. Die behaupten nämlich, es seien weniger als 30 Mio. Euro (womit Ginmon selbst für deutsche Verhältnisse eher ein Mini-Robo wäre).
https://twitter.com/Mellinghoff/status/895898835070799872
Wie kann das sein?
Die Info mit den 85 Mio. Euro soll nach Informationen von „Finanz-Szene.de“ von Ginmon selbst gekommen sein (wenn auch nur als grobe Indikation). Die „weniger als 30 Mio. Euro“ sind hingegen ausdrücklich eine Schätzung – offenbar halten die „Techfluence“-Leute die 85 Mio. Euro für viel zu hoch gegriffen.
Ginmon-Chef Lars Reiner weist im Gespräch mit „Finanz-Szene.de“ die Zahlen und das Ranking von „Techfluence“ zurück. Zu den 85 Mio. Euro des „Extra-Magazins“ und zu der Frage, ob er selbst die Quelle für diese Zahl sei, sagt Reiner: „Auch bei den im März veröffentlichten Zahlen des ‚Extra-Magazins‘ handelte es sich um Schätzungen. Sie spiegelten die damaligen Werte und Relationen aber deutlich realgetreuer wider, als die jetzt veröffentlichten Zahlen das tun.“ Er selbst, so Reiner, sehe Ginmon „was die Assets under Management auf dem deutschen Markt betrifft unter den Top-3 der unabhängigen Robo-Adviser“.
Zur Einordnung: Scalable aus München und Liqid aus Berlin haben die 100-Mio-Euro-Marke nach eigener Darstellung längst geknackt. Wenn es bei Ginmon im März wirklich schon 85 Mio. Euro waren, dann müssten eigentlich auch hier die 100 Mio. Euro allmählich fallen (oder schon gefallen sein). PR-technisch würde es durchaus Sinn machen, mit so einer Zahl offensiv nach draußen zu gehen.
Ein weiteres Thema, über das „Finanz-Szene.de“ mit Reiner sprach, ist die aktuelle Funding-Runde. Hintergrund: Schon im Februar hatte das „Handelsblatt“ getitelt: „Frankfurter Robo-Advisor Ginmon sammelt zweistelligen Millionenbetrag ein.“
Im Lauftext las sich die vermeintliche News dann zwar nicht mehr ganz so faktisch …
„Wie das Handelsblatt erfuhr, hat der Frankfurter Anbieter Ginmon gerade eine Finanzierungsrunde gestartet, bei der Kapital im zweistelligen Millionenbereich eingesammelt werden soll. Ginmon-Gründer Lars Reiner ist optimistisch: ‚Wir haben verbindliche Zusagen, unter anderem von Passion Capital, und können schon jetzt bestätigen, dass wir dieses Mal eine achtstellige Summe bekommen‘, sagt er.“
… und doch stellt sich die Frage: Wenn sich das „Handelsblatt“ und Reiner im Februar ihrer Sache schon so sicher waren, müssten sich dann nicht im Handelsregister irgendwann mal die entsprechenden Veränderungen in der Gesellschafterstruktur zeigen? (bislang tun sie das nicht).
Reiner sagt hierzu, zum Stand der Finanzierungsrunde wolle er „mit Blick auf bald anstehende Veröffentlichungen noch nichts verraten“.
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