von Heinz-Roger Dohms, 14. August 2017
Die Hypo-Vereinsbank hat klammheimlich hohe Millionensummen in einige der bekanntesten deutschen Startup-Vehikel investiert. Das zeigen Recherchen des Finanzportals „Finanz-Szene.de“. So hielt die HVB zum 31. Dezember 2016 einen 4,9-prozentigen Anteil am milliardenschweren Samwer-Fonds „Rocket Internet Capital Partners“. Mit sogar 9,7 Prozent war die Unicredit-Tochter bei einem Beteiligungskonstrukt von Earlybird engagiert – einem der prominentesten deutschen Venture-Capital-Investoren. Darüber hinaus paktiert die HVB allem Anschein nach sehr viel intensiver mit dem Berliner Fintech-Inkubator Finleap, als dies bislang bekannt war.
Während die direkte Beteiligung an Finleap per Ende 2016 vergleichsweise bescheiden ausfiel (4,1 Prozent), besaß die Hypo-Vereinsbank erstaunliche 14,2 Prozent am wichtigsten Einzelunternehmen aus der Finleap-Familie, nämlich an der Fintech-Bank Solaris. Noch verblüffender: Ein weiteres (vermeintliches) Finleap-Unternehmen, nämlich der Vertragsmanager MoneyMap, gehörte der deutsch-italienischen Großbank per Ende letzten Jahres sogar zu 46,4 Prozent. Wie sich die diversen Beteiligungen seitdem entwickelt haben, ist unklar. Es gibt allerdings keine Hinweise, dass die HVB ihr Engagement zurückgefahren hat
Ein Sprecher wollte die Informationen nicht kommentieren. Seltsam: In einer Pressemitteilung im April hatte die Hypo-Vereinsbank so getan, als würde sie mit MoneyMap lediglich zusammenarbeiten, um die eigenen Kontodienstleistungen zu verbessern. Von einer „Service-Partnerschaft“ war damals seitens der HVB die Rede – während MoneyMap in einer eigenen Mitteilung davon sprach, den „ersten Bankenpartner“ akquiriert zu haben.
Dass es sich bei den vermeintlichen B2B-Partnern – etwas zugespitzt formuliert – quasi um Mutter- und Tochterunternehmen handelt, davon fand sich in den damaligen Verlautbarungen kein Wort. Was man fairerweise hinzufügen muss: „Gründerszene.de“ entdeckte seinerseits im Handelsregister bereits Hinweise auf eine Beteiligung. Wie hoch diese in Wirklichkeit ist, ahnte jedoch niemand. Spannend wird zu beobachten sein, wie sich vor dem Hintergrund der engen Beziehungen zur HVB die von MoneyMap-Gründer Frank Broer geäußerte Hoffnung auf „weitere Bankpartnerschaften“ erfüllen wird.
Während sich das strategische Interesse der HVB an Finleap, der Solarisbank und MoneyMap ein Stück weit selbst erklärt (es geht vermutlich um den Zugriff auf Knowhow und die Entwicklung technologiebasierter Services), ist schwerer zu ergründen, warum die Münchner Traditionsbank in Großfonds der Samwers und von Earlybird investiert. Auch hierzu wollte sich der Sprecher nicht äußern. Genauso machte er zur absoluten Höhe der Investments keine Angaben. Die drei Fintech-Investments dürfen zusammengenommen aber in jedem Fall einen zweistelligen Millionenbetrag ausmachen. Noch teurer dürfte die Bank die Beteiligung am „Rocket Internet Capital Partners“ gekommen sein. Laut den Samwers handelt es sich mit einem Volumen von einer Milliarde Dollar um Europas größten Fonds für den Internetsektor. Zu der Frage, ob sich aus den Angaben von Rocket automatisch ergibt, dass der 4,9-prozentige Anteil die HVB 49 Millionen Dollar gekostet hat, äußerte sich die Bank am Montag nicht.
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