Exklusiv

Erst Fincompare, jetzt Compeon – Volksbanken übernehmen KMU-Kreditportale

Die Volks- und Raiffeisenbanken erhöhen bei ihrer Wette auf die digitale Vermittlung von KMU-Darlehen massiv den Einsatz. Vor drei Jahren hatten sich die Genossen bereits das Berliner Kreditportal Fincompare einverleibt – nun übernehmen sie auch noch dessen langjährigen Düsseldorfer Wettbewerber Compeon, wie „Finanz-Szene“ exklusiv erfahren hat. Zum Kaufpreis machten die beteiligten Parteien keine Angaben. Laut Insidern liegt die Summe im mittleren einstelligen Millionenbereich.

Konkret sieht der Deal so aus, dass Fincompare von seinen Eigentümern (allen voran die Atruvia und die DZ Bank) mit frischem Eigenkapital ausgestattet wird und mit diesem Geld nun Compeon übernimmt. Dazu muss man wissen: Die 2012 gegründete Compeon GmbH galt lange Zeit als klarer Marktführer unter den Kreditportalen für mittelständische Unternehmen. In der Spitze lag das vermittelte Volumen bei bis zu 700 Mio. Euro jährlich. Im Zuge von Corona-Krise und Ukraine-Krieg begann Compeon allerdings zu schwächeln. Anfang 2023 verkaufte sich das Kreditportal an das Münchner Fintech Dock Financial (siehe hier), dem bald darauf allerdings selbst das Geld ausging. Dock Financial meldete Insolvenz an, Compeon wurde zum Verkauf gestellt.

Dem Vernehmen nach waren nicht nur die Genossen an Compeon interessiert – auch zwei namhafte Finanzvertriebe sollen sich das Fintech zwischenzeitlich näher angesehen haben. Ein Grund für das Interesse: Zwar hat das Geschäft der Düsseldorfer mangels Marketing-Power in den letzten Jahren nachgelassen, völlig eingebrochen ist es aber nicht. So wird vonseiten Fincompares betont, dass Compeon unter seinem Interims-Geschäftsführer Christoph Stralek zuletzt „stabile Umsätze erwirtschaftet“ habe und sich „auf Profitabilitätskurs“ befinde. Im Branchenkreisen ist von Umsätzen in Höhe von angeblich 300.000-400.000 Euro im Monat die Rede.

Zu den eigenen Umsätzen macht Fincompare keine Angaben. Wirklich abgehoben hat das Fintech unter seinen neuen Eigentümern aber noch nicht. Vor einem Jahr verordneten die Genossen der Plattform einen personellen und strategischen Neuanfang (siehe hier). Der damals frisch von Interhyp geholte CEO André Lichner soll die Kommerzialisierung vorantreiben und insbesondere das Geschäft mit Finanzvermittlern forcieren. Die Neuausrichtung des Geschäftsmodells führe bereits zu einer „deutlich stärkeren Traktion“, sagt Lichner. Man sei nun bereit für „Skalierung“.

An Compeon sei besonders die Vertriebsstruktur attraktiv, so Lichner. Das 25-köpfige Team des Düsseldorfer Fintechs werde komplett übernommen – womit Fincompare künftig insgesamt rund 90 Beschäftigte zählt. Die beiden Markennamen bleiben bis auf Weiteres erhalten. Allerdings sollen das Angebot und die Kunden von Compeon auf die technologische Plattform von Fincompare migriert werden.

Wie hoch das frische Funding durch die genossenschaftlichen Eigentümer ist, will Lichner nicht verraten. Die Rede ist von einer „bedeutenden Kapitalzufuhr“. Da Fincompare zuletzt allerdings noch rote Zahlen schrieb, zudem nun Übernahme und Integration von Compeon stemmen muss und erklärtermaßen auch noch das Geschäft forcieren will, wäre ein Betrag von 15 Mio. Euro oder sogar leicht drüber durchaus plausibel.

Neuer CEO, neue Strategie: Genos verordnen Fincompare einen Re-Start

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