von Christian Kirchner , 24. Februar 2025
Wenn in den letzten Monaten von der schweren Krise des bayerischen Agrarkonzerns Baywa die Rede war, dann ging es im Kern weniger um das Stammunternehmen – sondern um die Tochter „BayWa r.e. Global“, die nicht nur orthografisch (das betont klein geschriebene „r.e.“ steht für „Renewable Energy“), sondern auch geschäftspolitisch um keine Extravaganz verlegen war. Nach einer ebenso rasanten wie schuldenfinanzierten wie letztlich fehlgeleiteten Expansion häufte die Erneuerbare-Energien-Sparte allein von Januar bis September letzten Jahres üppigste Verluste in Höhe von 336 Mio. Euro an. Dass die Tochter im Zuge der ausgerufenen Sanierung verkauft werden soll, stand deshalb seit Monaten fest.
Trotzdem sorgt die in der Nacht zu Montag veröffentlichte Mitteilung, wonach sich eine neue Mehrheitseignerin für die „Baywa r.e.“ gefunden hat, keineswegs für Erleichterung unter den bayerischen Volks- und Raiffeisenbanken (die mit einem Anteil von rund 30% bekanntlich der größte Anteilseigner der BayWa AG sind). Im Gegenteil: Laut besagter Mitteilung hat sich bei der Öko-Tochter ein neuer, vom Sanierungsgutachten noch nicht erfasster Kapitalbedarf von 435 Mio. Euro (!!!) bis 2028 aufgetan. Folge: Der seit 2021 mit 49% an der „Baywa r.e.“ beteiligten Schweizer Investmentgesellschaft Energy Infrastructure Partners (EIP) genügt ein Kapitaleinschuss von lediglich 150 Mio. Euro, um den eigenen Anteil auf 65% aufzustocken – und dem Joint-Venture-Partner darüber hinaus schwerste Lasten aufzubürden.
Denn abgesehen davon, dass ihr eigener Anteil auf 35% sinkt, verpflichtet sich die BayWa AG gegenüber ihrer Tochter überdies, Gesellschafterdarlehen in Höhe von rund 350 Mio. Euro aufzugeben. Das eigene Eigenkapital (also das der BayWa AG) sinke damit auf unter Null, heißt es in der Mitteilung. Und weiter: Das erst wenige Monate alte Sanierungsgutachten müsse „aktualisiert“ werden und auf dieser Basis wiederum müssten „Anpassungen der Sanierungsvereinbarung mit den wesentlichen Finanzierungspartnern der BayWa AG sowie ihren beiden Großaktionären“ vereinbart werden …
Die Folgen für die bayerischen Genobanken (als einer der beiden Großaktionäre) sind drastisch. Denn rechnet man nur mal den von der BayWa AG geleisteten Forderungsverzicht in Höhe von 350 Mio. Euro auf den Anteil der Volks- und Raiffeisenbanken runter (auch wenn das jetzt extrem simplifiziert ist) – dann ergeben sich allein hieraus weitere Verluste in Höhe von gut 100 Mio. Euro. Fest steht: Die BayWa-Beteiligung droht für die bayerischen Genossen zum Fass ohne Boden zu werden. Und auch den kreditgebenden Banken (in Medienberichten war vor einigen Monaten von HVB, LBBW, Coba und DZ Bank zu lesen) kann die neue Nachrichtenlage nicht gefallen.
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