von Heinz-Roger Dohms, 27. Februar 2018
Es ist nur ein einziger Medienbericht – doch der hat es dermaßen in sich, dass wir Ihnen den heute Früh nicht vorenthalten wollen, auch auf die Gefahr hin, halbgares Zeug zu verbreiten (tun wir ja eh dauernd). Also: Laut der nun nicht ganz unseriösen britischen Zeitung „The Times“ befindet sich die Deutsche Bank bereits auf der Suche nach einem Nachfolger für ihren Vorstandschef John Cryan. Demnach wurden mögliche Kandidaten sogar schon kontaktiert, darunter der Vize-Chairman von Goldman Sachs, Richard Gnodde (der allerdings gleich mal abgewinkt habe). Weitere Namen, die genannt werden, sind Unicredit-CEO Jean Pierre Mustier und der Chef von Standard Chartered, Bill Winters. Laut „Reuters“ war die Deutsche Bank zunächst für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Aber was soll sie auch sagen? „Klar, stimmt“ ja wohl kaum.
The Times, Handelsblatt
Vom spektakulären Angriff des Berliner Tagesgeld-Spezialisten Weltsparen auf den Münchner Robo-Advisor Scalable Capital hatten wir ihnen ja schon am 9. März erzählt (weshalb wir das heute nicht nochmal tun, sondern stattdessen auf den sozusagen aktuellen Bericht im „Handelsblatt“ verweisen). Was wir aber durchaus spannend finden an der offiziellen Verlautbarung gestern, das ist der Umstand, dass Weltsparen zum Start seines „Light-Robos“ einen Beirat gegründet hat, dem u.a. Finanzprofessor Weber aus Mannheim angehört. Das trifft sich insofern hervorragend, als Prof. Hackethal von der Goethe-Uni beim Robo Vaamo dem Aufsichtsrat vorsitzt, Prof. Mittnik aus München bei Scalable als Gründer firmiert, Prof. di Giorgi aus St. Gallen beim Robo Liqid den Beirat schmückt und Hackethals Goethe-Kollege Prof. König beim Robo Ginmon den Titel „Senior Advisor“ trägt. Wie beruhigend, dass man sich um den Praxis-Bezug des Elfenbeinturms keine Sorgen mehr machen muss. Ginmon, Liqid, Weltsparen, Vaamo, Scalable
Deutsche-Bank-Vorstand bringt Ende klassischer Konten ins Spiel: Er halte es für denkbar, dass irgendwann in 5, 10, 15 oder 20 Jahren die Bankkonten „verschwinden und durch etwas Neues ersetzt werden“, hat Marcus Schenck bei einer Konferenz in London gesagt (das war zwar schon Ende letzter Woche. Aber weil die Aussage bemerkenswert ist, sie aber, soweit wir das sehen, von hiesigen Medien nicht groß aufgegriffen wurde, verkaufen wir das jetzt einmal mal als „News“). Business Insider
Ein herzliches Willkommen den Lesern, die wir dieser Tage im Commerzbank Tower hinzugewonnen haben. Leider können wir Ihnen heute aber nur Standardware bieten, nämlich die Verlautbarung ihres Arbeitgebers aus Anlass des gestern vorgestellten Geschäftsberichts. Tenor: 2017 war bekanntermaßen nicht so dolle, 2018 wird aber deutlich besser (weil die Belastungen kleiner werden). Schaun mer mal. Manager Magazin
Formvollendete Posse um Frau Hammonds: Dass die IT-Chefin der Deutschen Bank auf einem wackligen Stuhl sitzt, hatten neulich ja schon die Kollegen von „Bilanz“ geschrieben. Nicht besser wurde die Sache dadurch, dass ein gefühlter Deutschbanker der „FAZ“ steckte, Hammonds habe ihren eigenen Arbeitgeber bei einer Führungskräfte-Tagung jüngst als das “dysfunktionalste Unternehmen” bezeichnet, für das sie je gearbeitet habe. In einem gestern veröffentlichten „Handelsblatt“-Interview versuchte Hammonds zu retten, was zu retten ist. Das war aber gar nicht so leicht, weil sie das ihr zugeschriebene Zitat nicht dementieren konnte/wollte. So gilt bis auf weiteres, was ein Großinvestor gestern in Bezug auf Hammonds berufliche Situation sagte: „Es wird eng.“ Reuters
Dabei sollte die mutmaßliche Personal-Kabale nicht den Blick auf eine interessante Äußerung Hammonds‘ in dem Interview gestern versperren: Dort sagte sie nämlich, man wolle „noch aktiver“ werden, was direkte Investitionen in Fintechs betrifft. Wenn uns nicht alles täuscht, hat die Deutsche Bank in diesem Punkt nun einen kompletten Strategiewechsel vollzogen, nämlich von „Wir investieren nicht direkt in Fintechs“ (2015) über „Naja, vielleicht doch ein bisschen“ (siehe die Investments in TrustBills und Dwins in 2017) hin zu „Jetzt aber mal so richtig“ (2018).
Während die Deutsche Bank ihre Fintech-Strategie adjustiert und die Commerzbank angeblich über die Gründung einer internationalen Online-Bank nachdenkt …, ist die BBVA mal wieder deutlich weiter und lässt ihr Silicon-Valley-Fintech Denizen das (angeblich) weltweit erste Konto mit kostenlosen Cross-Border-Überweisungen launchen. Financial Times (Paywall), Pressemitteilung
Verblüffendes von der Alster: Die Warburg Bank will ihren Robo-Service (von dem man ja eigentlich dachte, er sei eher was für Mass Affluents, die sich endlich mal als richtige Privatbank-Kunden fühlen wollen) jetzt auch für semi-institutionelle Investoren anbieten. Bloomberg
Wie groß muss der Mehrwert sein, den ein Fintech bietet? Diese Frage drängt sich auf, wenn die Berliner KMU-Challenger-Bank Penta jetzt stolz verkündet, Gründer könnten bei ihr binnen 48 Stunden ein Geschäftskonto einrichten und das erforderliche Stammkapital einzahlen. Mal angenommen, bei einer herkömmlichen Bank dauert der Prozess wirklich zwei, drei Tage mehr – schlimm? (Wir sind ja selber selbständig, unsere Einschätzung lautet: Nö, das ist nun wirklich das allerkleinste Problem da draußen.).
… und was einen dann wieder mal an der Ernsthaftigkeit mancher Fintechs zweifeln lässt: Bei Gründerszene ist von „weniger als 48 Stunden“ die Rede, in der Mail, die uns Penta gestern schrieb, steht etwas von „in der Regel in unter 48 Stunden“. Und bei den englischen Kollegen liest man dann (vermutlich wegen der Zeitumstellung), es gehe „in under 24 hours“, ergänzt um die Formulierung, „shortening the overall incorporation process by several weeks“. An manchen Tagen fühlen wir uns bei unserer piefigen Volksbank immer noch ganz wohl.
Noch eine gute Nachricht: Ayondo hat es in Singapur an die Börse geschafft. The Straits Times
Noch eine schlechte Nachricht: Der Skandal um die estnische Versobank (Lizenzentzug wegen Geldwäsche etc.pp.) wirft kein gutes Licht auf das Fintech Savedo/Deposit Solutions, das deutsche Spareinlagen an die estnische Bank vermittelte. Handelsblatt (Paywall)
Da ja jetzt überall von Yes, Verimi usw. die Rede ist: Sind die Banken (und ihre kleinen Helferlein, die ID-Fintechs) überhaupt prädestiniert für die Verwaltung digitaler Identitäten?, fragt der Blogger und Berater Ralf Keuper. Bankstil
Dazu passend, aber leider hinter der Paywall, ein „Special Report“ der „Financial Times“ zu mehr oder weniger dem gleichen Thema. FT
Und wenn Sie jetzt schon den PR-igsten PR-Text des Jahres lesen wollen: … dann schauen Sie doch mal, wie sich die Marktforscher von Yougov auf „wiwo.de“ bei der Commerzbank einschmeicheln dürfen (dabei hat Yougov doch neulich schon den Auftrag für die große Coba-Studie zur Altersvorsorge gekriegt, reicht das nicht?). Wirtschaftswoche
Ach herrje, was sind die Helaba und die LBBW skrupulös: Sind die Helaba und die LBBW die neuen Low-Performer unter den Landesbanken (jedenfalls unter denen südlich von Norddeutschland)? Sieht so aus, wenn man die 2017er-Ergebnisse der Frankfurter (447 Mio. Euro) und der Stuttgarter (515 Mio. Euro) mit dem der BayernLB (677 Mio. Euro) vergleicht. Nun gibt es für dieses Abschneiden eine Reihe von Gründen, und einige dieser Gründe mögen sogar „operativer“ Natur sein. Bevor sich die Herren Grüntker und Neske (@Fintech-Nerds: Das sind die Chefs von Helaba und LBBW) jetzt aber nicht mehr zum nächsten VÖB-Meeting trauen, wollen wir mal eine Lanze für die beiden brechen. Denn das als schwach empfundene 2017er-Abschneiden hatte nach Recherchen von „Finanz-Szene.de“ mit gewissen, nun ja: bilanz-de-optimierenden Skrupeln zu tun, die die BayernLB eher nicht kennt … Finanz-Szene.de
… war am Freitag unser Stück über das Tafelsilber der Commerzbank. Finanz-Szene.de
Der langjährige KfW-Chef Ulrich Schröder ist tot. Wie die Förderbank gestern mitteilte, starb der Bankmanager am Sonntag knapp eine Woche nach seinem 66. Geburtstag. Schröder stand seit 2008 an der Spitze der KfW. Bereits 2015 hatte er ein Krebsleiden öffentlich gemacht, das ihn Ende vergangenen Jahres zwang, von seinem Posten zurückzutreten. Schröder hinterlässt seine Frau und drei Kinder. FAZ
Die Artikel von Finanz-Szene sind urheberrechtlich geschützt und nur für den jeweiligen Premium-Abonnenten persönlich bestimmt. Die Weitergabe – auch an Kollegen – ist nicht gestattet. Wie Sie Inhalte rechtssicher teilen können (z.B. via Pressespiegel), erfahren Sie hier.
Danke für Ihr Verständnis. Durch Ihr Abonnement sichern Sie ein Stück Journalismus!