von C. Kirchner, B. Neubacher, H.-R. Dohms und C. Behr, 30. August 2025
In unserem Makro-Ticker behalten wir alle volkswirtschaftlichen und politischen Oberthemen im Blick, die das Geschäft unserer Banken und Fintechs beeinflussen.
Hier der Ticker für Juli und August 2025:
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Der 3%-Zins zum Launch der deutschen BBVA ist in diesem Sommer rauf und runter diskutiert worden, unter anderem in unseren beiden Wochen-Podcasts hier und hier. Ein bisschen unter der Wahrnehmungsschwelle blieb dagegen, dass parallel gleich mehrere etablierte Wettbewerber mit grob vergleichbaren Angeboten an den Markt gekommen sind. Mitte Juni preschte zunächst die Consorsbank mit 2,8% vor (für drei Monate, bis zu einem Betrag von 1 Mio. Euro). Es folgte die Postbank (mit einer sehr breit beworbenen Kampagne von 2,5%), dann kam die Commerzbank (deren 2,0%-Move wir ja schon näher beleuchtet haben) sowie schließlich die Comdirect, die abweichend von der Mutter satte 2,75% aufs Tagesgeld bietet und bei der Neukunden sogar 3,0% abstauben können. Erstaunlich, erstaunlich ist das alles. Denn: Der Einlagenzins, den die Geschäftsbanken ihrerseits von der EZB kassieren, hat sich ja mittlerweile auf nur mehr 2,0% halbiert. Und grosso modo bot während der jüngsten Zinshausse kaum ein Institut (nicht mal Fintechs wie N26 oder Trade Republic) mehr als das, was sie selber bei der Notenbank einstrichen. Warum gehen die Banken gerade jetzt, wo das Zinsniveau doch eigentlich sinkt, mit ihren Angeboten teils deutlich über den EZB-Zins hinaus? Und warum mischen ausgerechnet die Commerzbank (via Comdirect) und die Deutsche Bank (via Postbank) bei diesem Spiel mit? Drei Erklärungen: FS Premium
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Deka plus 13%, LBBW plus 9%* – werden die Kosten allmählich wieder zum Thema?
Okay, okay, mag sein, dass wir es in den letzten Wochen ein bisschen übertrieben haben mit unseren Versuchen, die Monster-Rally von Deutsche Bank und Commerzbank in anschauliche Relationen zu gießen (siehe etwa unser „Wussten Sie schon?“ zu Deutsche Bank und Paypal). Einen letzten diesbezüglichen Vergleich, liebe Leserinnen und Leser, müssen Sie uns allerdings noch gestatten. Nämlich den Vergleich der beiden größten deutschen Geldinstitute mit, und jetzt kommt’s, tatarataaaaa – sich selbst! So zeigen aufwendige Berechnungen von Finanz-Szene auf Basis der Geschäftsberichte der zurückliegenden 30 Jahre, dass Deutsche Bank und Commerzbank infolge der jüngsten Hausse aggregiert betrachtet so viel wert sind wie nie zuvor in ihrer Historie. Also mehr als zu Zeiten der New Economy (als die Deutsche-Bank-Aktie zeitweise zu mehr als 100 Euro gehandelt wurde). Und auch mehr als während des Banken-Booms vor der Finanzkrise. In Zahlen: Im Jahr 2000 addierten sich die Marktkapitalisierungen von Deutsche Bank (64 Mrd. Euro) und Commerzbank (26 Mrd. Euro) gemessen an den unterjährigen Maximalbewertungen auf rund 90 Mrd. Euro – während es 2007 unmittelbar vor dem Platzen der Subprime-Blase rund 82 Mrd. Euro waren (DBK 56 Mrd. €, CBK 26 Mrd. €). Dagegen im August 2025? Kamen Deutschen Bank (61 Mrd. Euro ) und Commerzbank (41 Mrd. Euro) in der Spitze auf zusammen rund 102 Mrd. Euro. Ein mutmaßliches Allzeit-Hoch!!! Nun ist klar, dass wir es hier mit einer nominalen Betrachtung zu tun haben. Und ebenso klar ist, dass die Aktienkurse als solche trotz der Dauer-Rally der letzten Wochen von einstigen Höchstständen weit entfernt sind (bei der DKB reden wir aktuell ja nicht von 100 Euro, sondern von rund 30 Euro). Die Marktkapitalisierung allerdings ist das Produkt von Aktienkurs und Aktienmenge. Und hier sorgen insbesondere bei der Commerzbank die diversen Kapitalerhöhungen speziell der frühen 2010er-Jahre dafür, dass dieses Produkt momentan größer ist, als es das jemals war. Eine neue Blase? Ach, reden wir lieber nicht drüber. Stattdessen haben wir hier für die Connaisseure unter Ihnen eine üppige Grafik zum Thema vorbereitet: FS Premium
Es ist ein Mirakel. Das Mirakel der wundersamen Kundenvermehrung. Allein Trade Republic, obwohl erst 2019 gestartet, zählt hierzulande schon mehr als 5 Mio. Kunden, Revolut gewann allein im vergangenen Jahr rund 1 Million hinzu, die ING Diba knackte zuletzt die 10-Mio.-Marke – und N26 berechnet seine Kundenzahlen zwar heute deutlich konservativer als früher, dürfte inzwischen aber trotzdem (bezogen auf den deutschen Markt) bei rund 2,5 Mio. Kunden angelangt sein. Wo, bitteschön, kommen die alle her? Äh, von uns jedenfalls nicht! Sagen die anderen. Und beharren darauf, dass die eigenen Zahlen mindestens mal stabil bleiben, wie die Sparkassen, die ihre Kundenzahl weiterhin mit „rund 50 Millionen“ angeben, oder wie die Genossen mit ihren „mehr als 30 Millionen“. Nun ist mancherorts natürlich trotzdem ein gewisser Abrieb zu beobachten, und ab und an räumt’s auch mal einer ein, wie die Commerzbank, die im Zuge der Recherchen zu unserer Sommer-Serie offenlegte, nur noch über rund 10 Mio. Kunden zu verfügen. Zugleich aber gilt: Dass viele gewinnen und kaum einer verliert, ist in gewisser Weise trotzdem richtig. Denn genau genommen werden zwar nicht die Kunden immer mehr. Dafür aber steigt die Zahl der Karten und Konten in den letzten Jahren in atemraubendem Tempo. Höchste Zeit also, sich das alles einmal genauer anzusehen. Und zwar in unserer fünfteiligen Sommer-Serie!
Hier finden Sie alle erschienenen Teile unserer Kunden-Serie in der Übersicht:
Schlusslicht LBBW – wie die deutschen Banken im Stresstest abschnitten
… dass nicht nur die Commerzbank bei der Marktkapitalisierung die 40-Mrd.-Euro-Marke geknackt hat – sondern dass parallel die Deutsche Bank inzwischen mit mehr als 60 Mrd. Euro bewertet wird? Die Deutsche Bank ist damit, nur mal zur Einordnung, mehr wert als Adidas und Bayer zusammen, und sie ist jetzt – was man durchaus ein bisschen kontraintuitiv finden darf – sogar mehr wert als Paypal. Was freilich mindestens so sehr am größten hiesigen Geldinstitut wie an dem US-Zahlungsdienstleister liegt. Denn: Während Paypal von den Aktionären aktuell nur mehr ein Börsenwert von umgerechnet 55 Mrd. Euro zugebilligt wird, waren es zu Corona-Zeiten im Juli 2021 auch schon mal rund 300 Mrd. Euro. Was damals verglichen mit der Deutschen Bank einer Höherbewertung um den Faktor 15 (!!!) entsprach. So ändern sich die Zeiten.
Wie SSM-Chefin Claudia Buch auf die europäische Bankenbranche blickt
Im seit der Zinswende darbenden Kreditgeschäft mit Unternehmen gibt es erste Anzeichen für eine mögliche Trendwende. Laut dem jüngsten „Bank Lending Survey“ der Bundesbank stieg die Nachfrage nach neuen Darlehen im zweiten Quartal unerwartet deutlich an. Der entsprechende Indexwert kletterte auf +23; höher hatte das Barometer letztmals vor fünf Jahren notiert. Sogar noch signifikanter, nämlich von null auf +29, stiegen die Erwartungen für das dritte Quartal – das war der beste Wert seit Herbst 2021. Dabei gilt: Überinterpretieren sollte man die Ergebnisse noch nicht. Schließlich geben die Indexwerte des „Bank Lending Survey“ nicht die absolute Lage, sondern lediglich die Veränderungen gegenüber dem Vorquartal wider. Sprich: Wenn die Erwartungen vor drei Monaten noch bei „Null“ lagen, dann gingen die befragten Banken damals im Schnitt davon aus, dass das Geschäft auf schwachem Niveau stagnieren würde. Stattdessen aber hat es sich von April bis Juni bei vielen Instituten zumindest schon mal merklich verbessert (dafür stehen die +23). Und sogar noch mehr Geldhäuser rechnen für das Sommerquartal mit einem weiteren Anstieg der Nachfrage (dafür stehen die +29). Also immerhin eine klar positive Tendenz, wenn auch auf mutmaßlich immer noch niedrigem Niveau. Was zudem optimistisch stimmen sollte: Die befragten Banken führen die steigende Kreditnachfrage nicht etwa auf Umschuldungen, Umstrukturierungen oder das Zinsniveau zurück – sondern nennen als stärksten Treiber einen höheren Finanzierungsbedarf für Anlageinvestitionen, Lagerhaltung und Betriebsmittel (wobei vor allem KMUs wieder mehr Kredite benötigen). Ebenfalls positiv: Erstmals seit 2022 gehen die Banken davon aus, ihre Kreditbedingungen wieder lockern zu können.
„Die Aussichten für die Deutsche Bank sind momentan geradezu exzellent“
Der Aufschwung in der privaten Baufinanzierung scheint sich fürs Erste deutlich abzuschwächen. So summierte sich das Transaktionsvolumen auf der Europace-Plattform des Berliner Baufi-Vermittlers Hypoport von April bis Juni auf gerade mal noch 18,0 Mrd. Euro – verglichen mit dem ersten Quartal (20,3 Mrd.) ein Rückgang um ein Zehntel. Nachdem zuletzt auch schon die Mai-Zahlen der Bundesbank durchwachsen ausgefallen waren, verstärkt sich der Eindruck, dass die ganz große Dynamik fürs Erste wieder raus ist aus dem Baufi-Markt.
Eine mögliche Begründung für den Abfall liefert Hypoport am Mittwoch in seiner Mitteilung zu den Q2-Volumina. Demnach habe der abrupte Zinsanstieg im März – unter anderem ausgelöst durch die schwarz-rote „Fiskal-Bazooka“ – zu Vorzieheffekten geführt, womit in den Folgemonaten dann ein Nachfrageloch entstanden wäre. Ob wirklich nur das der Grund war, lässt sich kaum verifizieren. Fest steht: Die Buba-Zahlen erreichten im März ihren Peak, seitdem bröckelt’s, übrigens auch im Vorjahresvergleich. So hatte Hypoport im ersten Quartal auf Jahressicht noch einen Zuwachs von 34% vermeldet; im zweiten Quartal waren’s nur noch 12%.
„Wir überlassen dir, wo, wann und wie du arbeitest“ – so buhlt die DKB auf ihrer Homepage immer noch um neue Mitarbeiter. Die Wirklichkeit? Sieht längst anders aus. Denn kaum irgendwo sonst in der Branche ist das Thema Homeoffice so umkämpft wie bei den großen Direktbanken. Weil hier anfangs (also nach der Pandemie) die Regelungen fast maximal flexibel waren. Bevor die Verantwortlichen irgendwann zu der Überzeugung gelangten, dass ein gewisses Maß an Büropräsenz vielleicht doch ganz gut wäre. Und so kam es im vergangenen Jahr zunächst bei der ING Diba zu internen Reibereien (siehe –> Homeoffice-Knatsch: Auch die ING Diba ringt um mehr Präsenz). Bevor bald darauf der damalige DKB-Chef Stefan Unterlandstättner breites Kontra aus der eigenen Belegschaft bekam, nachdem er sich öffentlich für mehr Bürotage ausgesprochen hatte (siehe –> Zurück ins Büro? Bei der DKB sehen das nicht alle so wie der Vorstand). Das Gute für Unterlandstättner war: Er durfte sich bald darauf in den Ruhestand zurückziehen. Womit sein Nachfolger Sven Deglow das Thema erbte. Und der? Hat die Streitfrage nach Informationen von Finanz-Szene dieser Tage geklärt. Und zwar auf etwas rigorose Art und Weise als sein Vorgänger. Hier entlang: FS Premium
Es sollte alles ganz schnell gehen. Wobei manchen nicht einmal das schnell genug war. Nachdem die schwarz-rote Koalition im Mai den Start der „Frühstart-Rente“ für Anfang 2026 annonciert hatte (siehe hier), preschten Scalable Capital und Trade Republic sogleich mit ihren neuen „Kinderdepots“ vor (siehe hier). Und nicht nur in der Fintech-Branche waren plötzlich alle ganz fickrig. Auch manche Banken wollten rasch drauf auf das Thema, intensivierten beispielsweise ihre Lobby-Bemühungen um ein vereinfachtes Onboarding bei der Depoteröffnung für Kinder und Jugendliche. Das Kalkül ging ungefähr wie folgt: Wenn uns die neue Bundesregierung schon ein potenzielles Kundenakquise-Programm wie die „Frühstart-Rente“ hinhält – dann sollten wir auch beherzt zugreifen. Wenn nun jedoch nicht alles täuscht, dann ist die ganz große Euphorie rund um die „Frühstart-Rente“ fürs Erste verflogen. zum einen aus technisch-regulatorischem Gründen. Aber auch, weil Banken und Fintechs politisch-lobbyistisch zuletzt ins Hintertreffen geraten zu sein scheinen. Hier die ganze Geschichte: FS Premium
Unicredit erhöht Commerzbank-Anteil auf rund 20% – sechs schnelle Thesen
Die Reihen sind eng bestuhlt und dicht besetzt, als die PSD Bank München dieser Tage in einem Innenraum der Augsburger Fußball-Arena ihre Generalversammlung abhält (die PSD Bank München sitzt nicht in München, sondern in Augsburg, darum veranstaltet sie dort auch ihre Mitgliedertreffen). Rund 350 Mitglieder sind angereist, wie im Mittelschiff einer Kirche hat man sie postiert, fünf Stühle rechts, fünf Stühle links, dazwischen nur ein schmaler Gang, kein halber Meter breit, so würde man anhand eines in Umlauf gebrachten Fotos schätzen. Vorne, am Altar, hocken derweil die Großkopferten, es sind mehr als sonst, denn wie die Mitglieder an diesem Abend erfahren werden, nimmt die PSD Bank München ein großflächiges Revirement ihrer Führungsebene vor. Karen Lehmann-Martin, vor fünf Jahren zur Vorstandschefin gekürt, wird sich zeitnah zurückziehen, „aus Altersgründen“, wie es heißt, sie ist 61; auch der fürs Kreditgeschäft zuständige Vorstand Jürgen Haschka demissioniert. Stattdessen übernehmen Jens Fischer (bis April noch Chef der PSD Bank Hessen-Thüringen) und Timo Memmer, der von der VR Bank Südliche Weinstraße-Wasgau kommt und zunächst noch als Generalbevollmächtigter firmiert. Ganz schön viele Neuigkeiten also für die Mitglieder, aber das ist noch nicht alles, was sie an diesem Abend erfahren werden. Denn – auch der Jahresbericht liegt zur Lektüre bereit. Und, tja, was soll man sagen: Der hat es in sich! Und zwar in einer Art und Weise, wie es noch selten ein Geschäftsbericht eines deutschen Kreditinstituts in sich gehabt hat. Lesen Sie hier, wie es möglich ist, dass sich die Cost-Income-Ratio einer Bank binnen weniger Jahre von knapp 70% auf 199% (!!!) verschlechtert. Und warum das noch nicht einmal das einzige dramatische Problem der in Augsburg ansässigen Münchner ist – unsere exklusive Recherche: FS Premium
Der Aufschwung in der privaten Baufinanzierung hat sich im Mai ein Stück abgekühlt. Nach dem bockstarken März (22,2 Mrd. Euro) und dem ebenfalls sehr guten April (21,5 Mrd. Euro) sank das branchenweite Neugeschäft erstmals wieder unter die 20-Mrd.-Euro-Marke – wenn auch knapp. Laut Bundesbank-Daten summierten sich die frisch vergebenen Wohnungsbaudarlehen auf 19,9 Mrd. Euro. Verglichen mit dem Vorjahr bedeutete das immer noch ein kräftiges Plus von 29%. Alles in allem wirkt die Erholung in der Tat robust. So bewegte sich das Neugeschäft im bisherigen Jahresverlauf in jedem Monat in einem Band zwischen rund 19 Mrd. und gut 22 Mrd. Euro. Zum Vergleich: Letztes Jahr waren es im selben Zeitraum stets zwischen 14 Mrd. und 17 Mrd. Euro.
Von einem Triumphzug zu sprechen, wäre sicherlich verfrüht. Ein wenig medial abfeiern lässt sich Bettina Orlopp zuletzt aber dann doch schon mal. Im Mai das große Porträt in der Zeit (Titel: „Die Abwehrchefin“). Im Juni große Porträt im Stern (Titel: „Sie ist eine Bank“). Das hätte sich Unicredit-Chef Andrea Orcel auch nicht träumen lassen, als er im letzten September zum Angriff auf die Commerzbank blies – also dass ein Dreivierteljahr später nicht ihm, sondern seiner Gegenspielerin aus Frankfurt die schönen Headlines geflochten werden (während er selbst in Berlin wie ein Bittsteller von einer Tür zur nächsten verwiesen wird). Wiewohl, bei Lichte betrachtet hat Orcel ja sogar noch andere, oder sagen wir akutere Sorgen. Während seine Attacke auf die Commerzbank nämlich erst einmal nur ins Stocken geraten ist, scheint sein paralleler Griff nach dem Banco BPM sogar komplett zu scheitern. Wozu passt, dass aus Spanien zuletzt Meldungen kamen, wonach die BBVA beim Versuch der Sabadell-Übernahme ebenfalls in einer Sackgasse gelandet sein könnte. Ist es das, was am Ende bleiben wird von der vermeintlichen Konsolidierungswelle im europäischen Bankenmarkt? Eine Reihe sehr großer, aber letztlich halt geplatzter Deals? Ein paar grundsätzliche Einordnungen: FS Premium
Von HCOB bis Sparkasse Karlsruhe – diese Banken haben ein Cum-Cum-Problem
Sie gingen nicht durch die Decke – sondern kamen durch selbige. Mit einem Kernbohrer drangen Unbekannte im August 2021 aus einer darüber liegenden Wohnung in den Tresorraum einer Filiale der Hamburger Sparkasse ein. Dort brachen sie mehr als 600 Schließfächer auf und erbeuteten dabei Geld und Schmuck im Wert von – ja, von wie viel eigentlich? Rund 11 Mio. Euro, sagt die Haspa. Der Rechtsanwalt Jürgen Hennemann, der nach eigenen Angaben ein Dutzend geschädigte Kunden vertritt, spricht dagegen von rund 40 Mio. Euro. Und nun? Vier Jahre nach dem „Millionen-Coup von Norderstedt“ ist der juristische Streit um die damaligen Ereignisse in vollem Gange. Bis zu 40.000 Euro pro geschädigtem Kunden hat die größte Sparkasse der Republik bislang gezahlt. Zu wenig, sagt Hennemann. Die Sache liegt inzwischen vor dem Hamburger Oberlandesgericht, und die Kernfrage lautet: Hatte die Haspa den Tresorraum zum Zeitpunkt der Tat ausreichend abgesichert? Nein, sagt ein vom Hamburger Oberlandesgericht beauftragter Gutachter. In dessen kürzlich vorgelegtem Bericht heißt es: „Die Sicherheitsmaßnahmen […] haben nicht dem anerkannten Stand der Technik bzw. etablierten Branchenstandards für Bankfilialen vergleichbarer Größe und mit vergleichbaren Tresor- und Schließfachanlagen entsprochen.“ In dieser Woche nun beginnen die mündlichen Verhandlungen. Und es geht dabei nicht nur um die Frage, ob die Haspa am Ende ein paar Mio. Euro mehr oder weniger wird zahlen müssen. Sondern im Raum steht eine viel weitreichendere Frage: Lohnt sich für Banken und Sparkassen das Geschäft mit Schließfächern überhaupt noch? Oder müsste es nicht abgeschafft oder wenigstens ganz anders bepreist werden? Unser Deep Dive in ein Geschäft, das bei den meisten Filialbanken zwar immer noch zum Standardangebot gehört – an dem aber immer weniger Institute wirklich Freude haben. Hier entlang: FS Premium
Sämtliche Makro-News aus Juni 2025
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