von Christian Kirchner , 13. Oktober 2025
Im politischen Tauziehen um die Neugestaltung der Riester-Rente könnte sich eine überraschende Wende zugunsten von Banken, Fondsanbietern und Neobrokern andeuten. So wollen Union und SPD „die Reform der privaten Altersvorsorge (Nachfolge Riester) noch in 2025 im Kabinett“ beschließen, wie es in einem am Freitag veröffentlichten Beschlusstext des Koalitionsausschusses heißt.
Um die mögliche Tragweite dieser Formulierung zu verstehen, muss man kurz zurückblicken: Die von den Banken, aber mehr noch von den Neobrokern favorisierte „Riester-Alternative“ war ja eigentlich das staatlich geförderte „Vorsorgedepot“ gewesen. Kurz nachdem das damals noch von Christian Lindner (FDP) geführte Finanzministerium im September 2024 einen entsprechenden Gesetzentwurf vorgelegt hatte (siehe hier), zerbrach allerdings die Ampel-Koalition. Das „Vorsorgedepot“ schien tot – zumal sich der schwarz-rote Koalitionsvertrag so las, als würde die Riester-Reform auf die lange Bank geschoben. Zwar wurde anstelle des „Vorsorgedepots“ immerhin die sogenannte „Frühstart-Rente“ angekündigt. Bei der geht es den bisherigen Plänen zufolge allerdings erstens um relativ kleine Förderbeträge; und zweitens hatte es zuletzt den Anschein, als würde das ohnehin kleinvolumige Vorhaben nun auch noch verwässert werden (siehe hier).
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Jedenfalls: Jetzt plötzlich scheinen sich die Dinge wieder zu drehen. So soll die Frühstart-Rente nun doch schon zum 1. Januar 2026 eingeführt werden – wenn auch gegebenenfalls „rückwirkend“, wie dem Beschlusstext zu entnehmen ist (der 1. Januar war ja auch schon im Koalitionsvertrag genannt worden – so recht daran glauben wollte zuletzt aber kaum noch jemand). Noch spannender ist allerdings das Bekenntnis, auch die eigentliche Riester-Reform (die „Frühstart-Rente“ ist ja nur ein Teil davon) noch vor dem Jahreswechsel zu beschließen. Denn: Angesichts des ehrgeizigen Zeitplans halten es Beobachter für möglich, dass die neue Regierung dafür sogar auf Vorschläge aus dem Gesetzentwurf für das „Vorsorgedepot“ zurückgreifen könnte – entsprechende Andeutungen hatte Finanzminister Lars Klingbeil (SPD) zuletzt bereits gemacht.
Dürfen Banken, Fondsanbieter und Neobroker doch wieder auf den Riester-Jackpot hoffen? Naja, zumindest werden ihre Repräsentanten in Berlin jetzt zur lobbyistischen Jahresend-Rally ansetzen.
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