von Christian Kirchner, 6. November 2025
Die Commerzbank hat im dritten Quartal einen Gewinn vor Steuern von 1,027 Mrd. Euro erwirtschaftet – und damit die Schätzungen der Analysten (1,023 Mrd. Euro) fast punktgenau getroffen. Allerdings fiel der Nettogewinn aufgrund einer ungewöhnlich hohen Steuerquote mit 591 Mio. Euro rund 10% niedriger aus als erwartet. Das ist angesichts einer Kette von Ergebnissen über dem Konsens in den vergangenen Quartalen durchaus eine kleine, in diesem Fall also negative Überraschung.
Die Commerzbank erklärte die deutlich höhere Steuerbelastung mit einem Einmaleffekt, der mit sogenannten Deferred Tax Assets (also steuerlichen Forderungen auf der Aktivseite der Bilanz) zu tun habe. Es ist, wie CFO Carsten Schmitt in der Analystenkonferenz erläuterte, eine paradoxe Folge des so genannten „Investitions-Booster“ der Bundesregierung mit der künftig sinkenden Körperschaftsteuer (siehe auch „Gewinnbelastung aus dem Nichts“ vom 24. Oktober). Letztlich lag die Steuerquote der Commerzbank daher bei 36% nach noch 22% im Vorquartal. Bei nahezu allen anderen wesentlichen Ertragskomponenten wie Zinsüberschuss, Provisionsüberschuss, Kosten und Risikovorsorge entsprachen die erzielten Werte jeweils bis auf wenige Millionen genau den Konsens.
Auf dem Weg zum Jahresziel fällt der Steuereffekt laut Vorstandsangaben nicht ins Gewicht: Mit der Veröffentlichung der Zahlen erhöhte die Commerzbank die eigene Prognose für den Zinsüberschuss im laufenden Jahr von zuvor 8,0 Mrd. auf 8,2 Mrd. Euro, behielt allerdings die Gewinnprognose von 2,5 Mrd. Euro Nettogewinn bei.
In den Innereien des Zahlenwerks bestätigt ein Trend, der so oder so ähnlich bereits bei anderen hiesigen Banken in ihren Q3-Berichten ebenfalls zu beobachten war:
Den Großaktionär Unicredit behandelte die Commerzbank bei der Zahlenvorlage mit der üblichen Ignoranz; die einzige namentliche Erwähnung findet sich im Zwischenbericht unter „Wesentliche Veränderung in der Aktionärsstruktur“. Dort wird konstatiert, die Unicredit habe laut Stimmrechtsmitteilung ihren Anteil auf rund 26% erhöht. Möglicherweise wird sich CEO Bettina Orlopp im Zuge des Analysten-Calls am Vormittag weitergehend äußern.
Einen ersten Ausblick auf 2026 wagte die Bank ebenfalls: Man blicke „sehr positiv auf das Geschäftsjahr 2026 aufgrund eines höheren Zinsüberschusses und Rückenwind aus dem makroökonomischen Umfeld“.
Die Zahlen in der Übersicht:
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