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Commerzbank trifft im Q3 die Erwartungen und bestätigt das Jahresziel

Die Commerzbank hat im dritten Quartal einen Gewinn vor Steuern von 1,027 Mrd. Euro erwirtschaftet – und damit die Schätzungen der Analysten (1,023 Mrd. Euro) fast punktgenau getroffen. Allerdings fiel der Nettogewinn aufgrund einer ungewöhnlich hohen Steuerquote mit 591 Mio. Euro rund 10% niedriger aus als erwartet. Das ist angesichts einer Kette von Ergebnissen über dem Konsens in den vergangenen Quartalen durchaus eine kleine, in diesem Fall also negative Überraschung.

Die Commerzbank erklärte die deutlich höhere Steuerbelastung mit einem Einmaleffekt, der mit sogenannten Deferred Tax Assets (also steuerlichen Forderungen auf der Aktivseite der Bilanz) zu tun habe. Es ist, wie CFO Carsten Schmitt in der Analystenkonferenz erläuterte, eine paradoxe Folge des so genannten „Investitions-Booster“ der Bundesregierung mit der künftig sinkenden Körperschaftsteuer (siehe auch „Gewinnbelastung aus dem Nichts“ vom 24. Oktober). Letztlich lag die Steuerquote der Commerzbank daher bei 36% nach noch 22% im Vorquartal. Bei nahezu allen anderen wesentlichen Ertragskomponenten wie Zinsüberschuss, Provisionsüberschuss, Kosten und Risikovorsorge entsprachen die erzielten Werte jeweils bis auf wenige Millionen genau den Konsens.

Auf dem Weg zum Jahresziel fällt der Steuereffekt laut Vorstandsangaben nicht ins Gewicht: Mit der Veröffentlichung der Zahlen erhöhte die Commerzbank die eigene Prognose für den Zinsüberschuss im laufenden Jahr von zuvor 8,0 Mrd. auf 8,2 Mrd. Euro, behielt allerdings die Gewinnprognose von 2,5 Mrd. Euro Nettogewinn bei.

In den Innereien des Zahlenwerks bestätigt ein Trend, der so oder so ähnlich bereits bei anderen hiesigen Banken in ihren Q3-Berichten ebenfalls zu beobachten war:

  • Der Commerzbank gelingt es, den für ihr Ergebnis wichtigen Zinsüberschuss zu verteidigen; er lag mit 2,044 Mrd. Euro trotz deutlich gesunkener Leitzinsen auf dem gleichen Niveau wie im Vorjahresquartal (und auch auf dem Niveau der Erwartungen) sowie nur 1% unter dem Vorquartal
  • Die Commerzbank kann zwar die Einlagen steigern, konkret um sechs Mrd. Euro auf 272 Mrd. Euro im Quartal, und das zur Gänze getrieben aus Termineinlagen im deutschen Privatkundengeschäft (plus 7 Mrd. Euro. auf 96 Mrd. Euro). Der Preis ist allerdings ein deutlicher Anstieg des Zins-Betas, also der prozentualen Weitergabe der EZB-Einlagenzinsen; es stieg von noch 39% im Q2 auf nunmehr 42% im Q3.
  • Die Risikovorsorge bleibt trotz der schwierigen konjunkturellen Lage eher unauffällig und lag mit 215 Mio. Euro zwar gut ein Fünftel über dem Vorjahr und Vorquartal. Allerdings blickt die Commerzbank optimistisch auf das Restjahr und erhöhte hier ihre Prognose leicht. Statt mit „rund 850 Mio. Euro“ kalkuliert sie nun mit einem Risikoergebnis 2025 von „weniger als 850 Mio. Euro“, wobei auch diese Schätzung noch Puffer bergen dürfte: Nach neun Monaten steht die Commerzbank erst bei 515 Mio. Euro zusätzlicher Risikovorsorge
  • Die beiden wichtigsten Sparten liefern gleichermaßen solide Zahlen: Der Gewinnbeitrag des Privatkundengeschäfts einschließlich mBank lag mit 570 Mio. Euro auf vergleichbarer Höhe mit dem Firmenkundengeschäft (530 Mio. Euro). Etwas größere Dynamik herrscht aber momenran – wie zuvor auch schon bei Wettbewerbern wie der Deutschen Bank und ING Diba erkennbar war – im Privatkundengeschäft. Dessen Gewinn wuchs um 21% zum Vorjahr versus 15% im Firmenkundengeschäft.

Den Großaktionär Unicredit behandelte die Commerzbank bei der Zahlenvorlage mit der üblichen Ignoranz; die einzige namentliche Erwähnung findet sich im Zwischenbericht unter „Wesentliche Veränderung in der Aktionärsstruktur“. Dort wird konstatiert, die Unicredit habe laut Stimmrechtsmitteilung ihren Anteil auf rund 26% erhöht. Möglicherweise wird sich CEO Bettina Orlopp im Zuge des Analysten-Calls am Vormittag weitergehend äußern.

Einen ersten Ausblick auf 2026 wagte die Bank ebenfalls: Man blicke „sehr positiv auf das Geschäftsjahr 2026 aufgrund eines höheren Zinsüberschusses und Rückenwind aus dem makroökonomischen Umfeld“.

Die Zahlen in der Übersicht:

in Mio. EuroIst Q3/25vs. Vorjahrvs. Erwartung
Erträge gesamt2939+ 7%+ 1%
davon Zins-Überschuss204400
davon Provisions-Überschuss985+ 7%0
davon Bewertungs-Ergebnis-35+ 64%
davon sonstiges Ergebnis-55+ 61%
Risiko-Ergebnis-21516%0
Kosten1677+ 5%0
Operativer Gewinn1047+ 18%+ 2%
Gewinn vor Steuern1027+ 16%0
Steuern375+ 91%– 22%
Minderheiten61+ 31%+ 200
Nettogewinn591– 8%+ 10%
Segmente op. Gewinn
Privat- und Geschäfts-Kunden570+ 21%+ 2%
Firmen-Kunden530+ 15%+ 7%
Weitere Kennziffern:
Kernkapital-Quote CET114,7– 0,1 Ppt.+ 0,2 Ppt.
Eigenkapital-Rendite7,8– 0,9 Ppt.– 0,5 Ppt.
Cost-Income-Ratio57– 1 Ppt.0

 

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