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Deutsche Banken erleiden im Q4 einen regelrechten Zins-Kollaps

Deutschlands Banken haben im vierten Quartal einen historischen Einbruch beim Zinsergebnis erlitten. Wie aus neuen Daten der EZB-Bankenaufsicht hervorgeht, sank der Zinsüberschuss der 21 wichtigsten hiesigen Geldinstitute zwischen Oktober und Dezember im Vergleich zum Vorjahresquartal um 9% (in absoluten Zahlen knapp 700 Mio. Euro). Zur Einordnung: Aufs Gesamtjahr gesehen lag der Rückgang bei gerade einmal 3%, und selbst das ist verglichen mit früheren Jahren deftig.

Der Einbruch hatte sich gemessen an den wenigen börsennotierten Banken hierzulande (nur sie berichten quartalsweise …) bereits angedeutet, siehe auch unser Stück „Fünf Lehren aus den 2020er-Zahlen der deutschen Banken“ aus der vorvergangenen Woche. So hatte die Hypo-Vereinsbank laut den Q4-Zahlen ihrer Mutter Unicredit 6% an Zinsergebnis verloren, die Aareal Bank ebenfalls 6%, die Commerzbank sogar 12% und die Privatkundensparte der Deutschen Bank (allerdings teils aufgrund von Sondereffekten) sogar 14%.

Die EZB-Zahlen liefern nun den Beleg, dass es sich bei dem Zinscrash um eine marktbreite Entwicklung handelt. Was dagegen weiterhin diffus bleibt, das sind die Gründe für den starken Rückgang, nachdem sich Banken jahrelang (meist über das höhere Volumen) gegen Einbrüche im Zinsgeschäft stemmen konnten. Für sachdienliche Hinweise sind wir wie immer dankbar (redaktion@finanz-szene.de).

Neben dem Minus beim Zinsergebnis verhagelten auch Wertberichtigungen und Risikovorsorge über zusammen 4,8 Mrd. Euro das Q4-Ergebnis. So blieb aufs Gesamtjahr betrachtet nach zunächst starken 6M-Zahlen (siehe hier) doch nur ein Nettogewinn von 1,3 Mrd. Euro. Bei der Eigenkapitalrendite lagen Deutschlands Institute mit 0,6% einmal mehr im hinteren Mittelfeld unter den Ländern der Eurozone. Bei der Cost-Income Ratio von 77% kam nur Luxemburg auf einen noch schlechteren Wert (78%). Immerhin: Die Kosten wurden unter dem Strich zum Vorjahr um 3% gesenkt, beim Provisionsüberschuss legten die hiesigen Geldhäuser kumuliert um 1,1 Mrd. Euro bzw. 6% zum Vorjahr zu. In absoluten Zahlen stieg das Provisionsergebnis (plus 1,12 Mrd. Euro) somit stärker, als der Zinsüberschuss (minus 0,85 Mrd. Euro) sank.

Bei den 21 Banken handelt es sich um jene Institute, die von der EZB wegen ihrer vermuteten Systemrelevanz direkt überwacht werden. Dazu gehören Deutsche Bank, Commerzbank, DZ Bank, alle großen Landesbanken sowie anderweitig als besonders wichtig identifizierte Häuser wie die Volkswagen Bank oder die Haspa (Liste siehe hier).

Hier die Zahlen fürs Gesamtjahr auf einen Blick

(Anmerkung: die 2019er Zahlen sind bei allen Gewinn-Kennziffern massiv den den Einmaleffekten der Deutschen Bank beeinflusst, die 2019 umbaubedingt 5,4 Mrd. Euro Nettoverlust ausgewiesen hatte)

in Mio. EuroVeränderung…
20192020absolutin %
Zinsüberschuss32.52631.677-849-3
Provisionsüberschuss19.89821.0131.1156
Handelsergebnis1.0673.0201.953183
übr. Ergebnis2.6933.8571.16543
operative Erträge56.34759.6743.3276
Kosten47.26545.667-1.598-3
operatives Ergebnis9.08214.0074.92554
Risiko-/Bewertungserg.-5.053-10.751-5.698113
Gewinn v. Steuern9573.3332.376248
Steuern5.0152.026-2.988-60
Nettogewinn-4.8321.3076.140

Quelle: EZB Supervisory Banking Statistics Q4/2020

Und hier die Zahlen fürs vierte Quartal

Veränderung…
Q4 2019Q4 2020absolutin %
Zinsüberschuss8.2697.598-672-9
Provisionsüberschuss5.2715.5793086
Handelsergebnis-6294051.034255
übr. Ergebnis8671.73386650
operative Erträge13.88315.3151.4329
Kosten11.93711.414523-5
operatives Ergebnis1.9463.9011.95450
Risiko-/Bewertungserg.-1.790-4.750-2.96062
Gewinn v. Steuern253-855-960
Steuern738250488-66
Nettogewinn-486-1.106-620-127

Eine weitere Facette: Insgesamt stiegen die Risikovorsorge und Wertberichtigungen in Deutschland sogar etwas stärker als im Schnitt der Euro-Zone. Insgesamt legten sie um den Faktor 1,8 auf 118 Mrd. Euro zu, in Deutschland um den Faktor 2,1 auf 10,8 Mrd. Euro. Allerdings entfielen auf Deutschlands Banken so immer noch 17% der kumulierten Bilanzsumme, aber nur 9% der neu gebildeten Risikovorsorge und Wertberichtigungen.

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