von Christian Kirchner, 12. August 2021
Die jüngste Underperformance der deutschen Banken, kurz erklärt: Es ist ja nicht nur so, dass der Dax das nächste Rekordhoch erklommen hat – sondern: Zu unser aller hellen Freude reüssiert seit einigen Wochen auch der Euro Stoxx Banks wieder (sprich: der wichtigste Index für europäische Bankaktien), bloß ein einziges Pünktchen fehlte ihm gestern noch zur Egalisierung seines diesjährigen Bestwerts. Alles paletti also? Nicht ganz. Denn ausgerechnet unsere Pappenheimer kommen mal wieder nicht mit. Die Deutsche Bank? 12% unterm Jahreshoch. Die Commerzbank? Sogar 21%. Die Aareal? 13%. Und die PBB (mehr zu der übrigens weiter unten)? 7%. Wie kommt das denn nun schon wieder?
… Also, jedenfalls sind das unter den kursierenden Erklärungen die zwei, die uns am plausibelsten erscheinen, 1.) Der Dividenden-Lockdown dürfte ja demnächst aufgehoben werden. Was allerdings nicht heißt, dass jeder, der ausschütten darf, dies auch tun kann oder tun sollte. Wie es also aussieht, werden in diversen anderen europäischen Ländern die Banken in diesem Herbst zum großen Dividenden-Bonanza ansetzen. Hierzulande dagegen? Wird’s für die Aktionäre statt Bonanza nur Brosamen geben; wenn überhaupt. Und 2.) Nachdem sich die Bund-Rendite im Frühjahr auf bis zu minus 0,1% berappelt hatte (wir reden von den Zehnjährigen), ist sie seither wieder auf grob minus 0,5% abgestürzt. Die große Zinswende? In diesem Leben nicht mehr, liebe Bankerinnen und Banker.
Wie es zum wahnwitzigen 6M-Gewinn der KfW kam: Da hat der scheinbar so brave Herr Bräunig doch tatsächlich in abgebrühter Voraussicht das Corona-Halbjahr 1/20 dazu verwendet, dermaßen viel Risikovorsorge zu bilden, dass er selbige im Halbjahr 1/21 auflösen konnte, um sich nun mit einem geschichtsbuchhaften Sechs-Monats-Ergebnis von 1,4 Mrd. Euro (mehr war’s zuletzt vor zehn Jahren …) in den Ruhestand zu verabschieden … Nein, kleiner Scherz, so war’s natürlich nicht. Sondern: Selbstverständlich haben die KfW und ihr scheidender Vorstandschef in allerbester kaufmännischer Manier gehandelt. Saldiert 277 Mio. Euro aufgelöste Risikovorsorge (nach gebildeten 781 vor einem Jahr) nimmt man natürlich trotzdem gern mit. Genauso wie den ein oder anderen sehr, sehr positiven „Bewertungseffekt“. Die Rente kann kommen. HB (Paywall), KfW-Mitteilung
Das Frankfurter Fintech Captiq, das (in Konkurrenz nicht zuletzt zur Apobank) eine Kreditplattform für Kammerberufler etablieren will, hat als darlehensgebendes Institut die Solarisbank gewonnen; das Volumen soll bis 250.000 Euro je Kredit reichen +++ Um für etwaige Rückschläge vorzubeugen, hat die Deutsche Pfandbriefbank im ersten Halbjahr 38 Mio. Euro mehr Risikovorsorge gebildet, als von den Rechnungslegungs-Standards verlangt … +++ … Dennoch erhöht der gewerbliche Immobilienfinanzierer (wie zuletzt schon per Ad-hoc annonciert) seine Prognose. Nach einem 6M-Vorsteuergewinn von 114 Mio. Euro (Vorjahr: 30 Mio. Euro) werden fürs Gesamtjahr 180-220 Mio. Euro angestrebt (Mitteilung, BÖZ/Paywall) +++ CommerzVentures, also der vielgelobte VC-Spezialist der Commerzbank, fungiert als Lead-Investor einer gestern verkündeten 11-Mio.-Euro-Serie-A-Finanzierung für das Berliner Altersvorsorge-Startup Afilio +++ Und noch ein Firma, die sich der Sphäre der Versicherungs-Fintechs zurechnen lässt, hat gefundet. Nämlich: Finlex, ein in Frankfurt ansässiger Betreiber einer Plattform für Gewerbe- und Industrieversicherungen. Lead-Investor hier: Blackfin. Gesamthöhe der Runde: 8 Mio. Euro +++ Die US-Krypto-Börsen Coinbase hat im Q2 so viel verdient wie die KfW im halben Jahr, also umgerechnet 1,4 Mrd. Euro (CNBC) +++ Und zwei Meldungen, die mit unserem Themenbereich zwar nur lose verbandelt sind, aber die These unseres heutigen Aufmachers stützen: 1.) Hacker haben Krypto-Währungen im Wert von bis zu 600 Mio. Dollar erobert (Spiegel); und 2.) Beim Cyber-Angriff auf den Darmstädter Versicherer „Die Haftpflichtkasse“ sind offenbar deutlich mehr Daten abgeflossen als bislang bekannt (BÖZ/Paywall)
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