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Hier kommt der Preis, zu dem Penta an Qonto verkauft wurde

Markus Pertlwieser ist das prominenteste Beispiel eines deutschen Bankmanagers, der in die Fintech-Branche rübermachte. Im Februar 2021 übernahm der ehemalige Digitalchef der Deutschen Bank das Ruder beim Business-Banking-Anbieter Penta. Viele in der Szene stellten sich damals die Frage, ob das wirklich ein „Match“ ist. Der Mann aus dem Milliardenkonzern. Nun beim 130-Mitarbeiter-Startup.

Rund eineinhalb Jahre später lässt sich aus Anlass des Verkaufs an den ungleich höher gefundeten französischen Wettbewerber Qonto eine Bilanz ziehen – und die fällt durchaus positiv aus. Trotz Einstellung des kostenlosen Kontos wuchs Penta unter Pertlwiesers Ägide von rund 25.000 auf aktuell rund 50.000 Kunden. Mit der Folge, dass die Erträge zwar nicht rasant, aber doch stetig stiegen, wie Finance Forward und Finanz-Szene vor einigen Monaten nachwiesen. Grob geschätzte 800.000 Euro Umsatz dürfte Penta zuletzt pro Monat erwirtschaftet haben.

Indes – ein paar Fragen sind dann doch noch offen. Vor allem: Wie hoch war der Preis denn nun genau, den Qonto für Penta bezahlt hat. Oder: Was wird denn nun aus Markus Pertlwieser. Eine Management-Rolle wird der 47-Jährige in dem neuem Unternehmen nämlich nicht übernehmen. In den kommenden Monaten werde Pertlweiser noch bei der Integration von Penta in Qonto helfen, heißt es – danach soll er als „strategischer Berater für das Management“ agieren.

Hier unser FAQ zum Penta-Verkauf:

Warum fiel die Wahl auf Qonto?

Fundraising oder Exit – das war die Frage, vor der Penta in den zurückliegenden Monaten stand. Ursprünglich tendierte das Management wohl eher zu einer neuen Finanzierungsrunde. Je mehr sich allerdings die äußeren Bedingungen verschlechterten – desto plausibler wurde die Option, anstelle eines Fundings den Exit anzustreben.

Interessiert war nicht nur Qonto. So habe unter anderem ein namhaftes europäisches Bankhaus die Fühler ausgestreckt, heißt es von Insidern. Letzten Endes allerdings saß das Geld bei Qonto (die Franzosen hatten zu Jahresbeginn fast 500 Mio. Euro bei Investoren eingeworben) allerdings am lockersten. „Wir haben in den vergangenen Monaten unterschiedliche strategische Optionen bewertet“, sagte Pertlwieser zum Exit dem „Handelsblatt“. Der Verkauf an Qonto sei „die attraktivste“ gewesen.

Zu welcher Bewertung wurde Penta verkauft?

Zum Kaufpreis (die beteiligten Parteien hatten offiziell Stillschweigen vereinbart) kursierten in den letzten Wochen unterschiedliche Zahlen; sogar über einen „mittleren“ dreistelligen Millionenbetrag wurde in Finanzkreisen spekuliert. So viel war es dann doch nicht. Wie Finance Forward und Finanz-Szene in Unterlagen des französischen Handelsregisters entdeckt haben, erhielten die bisherigen Penta-Gesellschafter allem Anschein nach Qonto-Anteile im Wert von 179 Mio. Euro. Hinzu kam dann noch eine Cash-Komponente, von der die am Unternehmen beteiligten Penta-Mitarbeiter profitiert haben sollen. Der Penta-Preis dürfte insgesamt bei grob 200 Mio. Euro gelegen haben.

Fintech-M&A-Deal des Jahres: Penta vor Verkauf an Qonto

Wie ist der Wert einzuschätzen?

Kommt auf die Perspektive an: Der Company Builder Finleap hatte Penta im Frühjahr 2019 für grob 400.000 Euro aufgekauft – und dürfte nun Qonto-Anteile im Wert von mehr als 50 Mio. Euro besitzen. Ein starkes Ergebnis, auch wenn Finleap einige weitere Millionen auf dem Weg zum Exit investierte. Ein weiterer Datenpunkt: Bei einer Finanzierungsrunde im Frühjahr 2020 (also gut zwei Jahre vor dem Exit und einige Monate vor Pertlwiesers Amtsantritt) war Penta mit 65 Mio. Euro bewertet worden. Auch der frühere Deutsche-Bank-Manager darf also für sich verbuchen, entschieden zum Wertzuwachs beigetragen zu haben.

Für andere Anteilseigner fiel die bisherige Wertsteigerung kleiner aus. Im Sommer des vergangenen Jahres lag bei einer Finanzierungsrunde der Unternehmenswert bei rund 170 Mio. Euro, wie sich aus dem Handelsregister errechnen lässt. Seitdem ist der Wert also nur noch leicht gestiegen.

Zumal: Zwischenzeitlich kursierten sogar ganz andere Zahlen. „Bloomberg“ etwa berichtete im Frühjahr von einer anvisierten Funding-Spanne zwischen 400 und 500 Mio. Euro. „Finance Forward“ wiederum schrieb beim Einstieg der Versicherung Signal Iduna im Februar 2022 von einem Firmenwert in der Größenordnung von 300 Mio. Euro. Allerdings soll es sich dabei, wie man inzwischen weiß, um ein Wandeldarlehen gehandelt haben – also eine Finanzierungsform, die keine neue Bewertung begründet.

Wer übernimmt die Führung in Deutschland?

Zurzeit arbeiten die Teams von Qonto und Penta an einem Integrationsplan. Bislang ist alles noch in der Findungsphase. Nicht einmal eine gemeinsame Party soll es gegeben haben. Dabei wird die Frage zu klären sein, wer künftig die Führung für den wichtigen deutschen Markt übernimmt. Bislang verantwortete Torben Rabe als Country Manager das Qonto-Geschäft in Deutschland.

Bleibt die Solaris der Bankpartner des neuen Penta-Angebots?

Auch müssen die Weichen gestellt werden für die strategische Frage, wer künftig als Bankpartner in Deutschland fungiert. Bislang arbeitete Penta mit Solaris zusammen, bei dem Bankpartner liegen auch die Konten. Schon in der Zeit als eigenständiger Player wollte sich Penta allerdings unabhängiger von Solaris machen – mit einer eigenen E-Money-Lizenz.

Qonto besitzt eine Lizenz als Zahlungsinstitut. Werden früher oder später auch die Penta-Konten unter diesem Regime geführt? Laut einem Sprecher ist diese Frage noch nicht geklärt. Allerdings dürfte sich Qonto langfristig bemühen, ein einheitliches Setup in Deutschland zu betreiben. Das spricht für eine technische Bankplattform für alle Deutschland-Kunden – und für einen Umzug der Penta-Kunden, weg von der Solarisbank.

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