von Heinz-Roger Dohms, 27. September 2017
Als die Sparkassen im vergangenen Jahr nach einem neuen Geschäftsführer für ihren Acquiring-Spezialisten B+S Card (mittlerweile „BS Payone“) suchten – da wurden sie anders als sonst üblich nicht im eigenen Apparat fündig, sondern in der großen weiten Welt. Der Schweizer Niklaus Santschi sei ein „internationaler Experte“, frohlockte Aufsichtsratschef Michael Ilg – was angesichts von Santschis Vita fast wie eine Untertreibung klang. Immerhin führte er als CEO die (Stichwort Hidden Champion) mutmaßlich milliardenschwere Payment-Tochter der Schweizer SIX-Gruppe. Und ganz nebenbei bemerkt: Fünf Sprachen spricht der Mann auch noch. Wer in der Sparkassen-Organisation kann das schon von sich behaupten?
Jedenfalls: Ob Santschi die BS Payone wirklich nach vorne bringt – für dieses Urteil ist es vermutlich noch ein bisschen zu früh. Eine Sache allerdings lässt sich nach wenigen Monaten verlässlich feststellen: Die BS Payone scheint seit Santschis Ernennung einen neuen Lieblings-Kooperationspartner zu haben, nämlich ein Fintech-Payment-Irgendwas namens Blue Code (genau genommen ist Blue Code nur das Produkt, die Firma dahinter heißt „Secure Payment Technologies GmbH“ und sitzt in Österreich).
Letzte Woche zum Beispiel twitterte Blue Code stolz, man habe BS Payone jetzt als Acquirer gewonnen.
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Zudem war Mitte des Monats in einer Pressemitteilung die Rede von einer Zusammenarbeit zwischen Blue Code und BS Payone auf dem Münchner Oktoberfest (sogar die SZ berichtete über die Wiesn-Bezahlapp). Und bereits im März hatte BS Payone mitgeteilt, gemeinsam mit Blue Code eine Smartphone-Lösung für Geldautomaten entwickelt zu haben. Übrigens: Auch sonst scheint das Ösi-Fintech im Sparkassen-Fintech ganz gut Fuß zu fassen, letzte Woche wurden via Twitter nämlich auch Kooperationen mit der Helaba …
… und der Stadtsparkasse München …
… verkündet.
Um auf den Punkt zu kommen: Beim vermeintlichen Ösi-Fintech handelt es sich in Wirklichkeit eher um ein Rütli-Fintech, denn hinter Blue Code steht als Hauptaktionär eine Schweizer Firma namens BC Capital AG. Und schaut man im eidgenössischen Handelsregister nach, wer bei diesem Unternehmen so alles mitmischt, dann trifft man unter dem Datum des 13. Oktober 2016 als „Eingetragene Person“ unter anderem auf den Namen Niklaus Santschi.
Der eigentliche Macher bei Blue Code (und der dahinter stehenden BC Capital One) ist ein gewisser Christian Pirkner. Er schreibt auf Anfrage von Finanz-Szene.de: „Herr Santschi unterstützte die BC Capital nach seinem Ausscheiden aus der SIX Payment Services in 2015 als Management Consultant. Er hat insbesondere seine Expertise im Payment sowie sein Europäisches Netzwerk zum Aufbau von Blue Code als Europäisches Mobile Payment Scheme beigetragen. In dieser Zeit hatte Herr Santschi auch andere FinTechs und Start-Ups beraten und unterstützt. […] Herr Santschi ist auch mit Stand heute im Verwaltungsrat der BC Capital AG beratend tätig. Seine Tätigkeit stiftet großen Mehrwert sowohl für Blue Code als auch für unsere anderen Aktivitäten im europäischen Kontext.“
BS Payone wiederum teilt mit: „Langjährige Expertise und Vernetzung in die Payment-und Fintech-Branche waren mit einer der Gründe für die Ernennung […] von Niklaus Santschi zum Vorstandsvorsitzenden der heutigen BS Payone.“ Neben der BC Capital AG halte der Manager auch weitere Verwaltungsratsmandate, etwa bei der Visa Deutschland AG.
Die Frage, ob Santschi an der BC Capital AG (und damit indirekt an Blue Code) beteiligt ist, beantwortet BS Payone freilich nur, wenn man auch noch ein zweites mal explizit danach fragt. Die Antwortet lautet dann: Ja, dem sei so.
Laut Pirkner liegt der Anteil Santschis bei unter einem Prozent. Das ist vermutlich zu wenig, um ein ganz, ganz großes Geschmäckle in die Sache hineinzuinterpretieren. Aber manch einem im manchmal ja etwas engstirnigen Sparkassen-Sektor wäre es wahrscheinlich sehr viel lieber, der Anteil läge bei null Prozent.
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