Newsletter 26/10/2017: 300 Mio für Paydirekt?, Sal. Oppenheims Ende, Deutsche Bank latzt wieder

Exklusiv: Sparkassen planen irres Funding für Paydirekt

Es wäre eine Finanzspritze, die (nur mal so zur Einordnung) selbst die größten Fintech-Fundings hierzulande um den Faktor 10 übertreffen würde: Nach Informationen von „Finanz-Szene.de“ und „Süddeutscher Zeitung“ gibt es Pläne, den bankeneigenen Bezahldienst Paydirekt mit einer Finanzierung von rund 300 Mio. Euro zu pimpen. Konkret sind es die Sparkassen, die (wie mehrere Insider übereinstimmend berichten) bereit sind, bis zu 100 Mio. Euro in den deutschen Paypal-Klon zu investieren – allerdings nur unter zwei Voraussetzungen: 1.) Von den Großbanken und den Genobanken soll jeweils die gleiche Summe kommen. Und 2.) An die Spitze von Paydirekt soll ein neuer Geschäftsführer rücken. Um die irre Summe gegenüber den Ortsbanken verteidigen zu können, wird innerhalb des Sparkassen-Lagers darauf verwiesen, dass  Paypal weltweit fast eine Milliarde Dollar allein fürs Marketing ausgibt. „Wenn wir mit Paydirekt zu einem Schwergewicht wie Paypal aufschließen wollen, müssen wir richtig Geld in die Hand nehmen. Mit ein paar Millionen ist es da nicht getan.“

Süddeutsche (mit mehr Hintergründen)

News

Deutsche Bank schließt den nächsten teuren Libor-Vergleich: Es läppert sich und läppert sich und läppert sich. Diesmal muss das größte Geldhaus der Republik umgerechnet 186 Mio. Euro latzen (also ungefähr das, was manche Sparte der DBank in einem guten Quartal verdient). Geklagt hatten 45 US-Bundesstaaten. Wirtschaftswoche

Das Ende von Sal. Oppenheim: Wie das „Handelsblatt“ berichtet, will die Deutsche Bank das Traditionsinstitut endgültig filetieren. Das Geschäft mit institutionellen Kunden wandert demnach in die Deutsche AM (also die Sparte, die demnächst an die Börse soll), die Beratung reicher Kunden könnte dem Wealth Management der DBank zugeschlagen werden. Handelsblatt (Paywall),

Der „Sollte der nicht eigentlich mal Chef werden?“-Gesellschafter verlässt das Bankhaus Lampe: Nicolas Blanchard habe „den Beirat der Bank gebeten, ihn von seinen Aufgaben zu entbinden, um sich beruflich neu zu orientieren“, heißt es in einer Pressemitteilung. Ob die Demission irgendetwas mit den neulich von uns aufgedeckten miesen 2016er-Zahlen der Düsseldorfer Privatbank zu tun hat – darüber wollen wir nicht spekulieren. Pressemitteilung

Ist ID Now der „Hidden Champion“ schlechthin da draußen? Das Münchner Video-Ident-Fintech, das neulich mit dem gewonnenen Prozess gegen WebID für Schlagzeilen sorgte, legt sich einen echten CEO zu. Wir kennen den guten Mann  zwar nicht, aber seine sehr internationale Vita liest sich auf den ersten Blick sehr beeindruckend. Was uns an der Pressemitteilung von IDNow aber fast noch mehr verblüffte: Wenn stimmt, was da steht, dann sind für das erst 2014 gegründete Startup schon jetzt „rund 300 Personen tätig“. Selbst wenn wir als erfahrene Skeptiker mal davon ausgehen, dass da der stellvertretende Hausmeister, der Firmenhund und alles Praktis mitgezählt wurden – 300, das wäre krasssss viel für ein deutsches B2B-Fintech. Finextra, Pressemitteilung

Vanguard kommt nach Deutschland: Der US-Gigant, der sich von Blackrock bekanntlich nur dadurch unterscheidet, dass er nicht Blackrock heißt, feiert heute mit 23 ETFs sein Debüt an der Frankfurter Börse. Handelsblatt (Paywall), Börsenzeitung (Paywall)

Deutsche-Börse-AR trifft sich heute Abend in Sachen Kengeter: Und falls Sie, liebe LeserInnen, nicht hinterm Taunus wohnen, dann wissen Sie, was das bedeuten könnte. Süddeutsche

Und noch eine kleine Notiz aus dem Gebühren-Ticker: Bei der größten (nicht-freien) Sparkasse in Deutschland, also bei der aus Köln-Bonn, zahlen Online-Kunden für die EC-Karte künftig neun Euro pro Jahr (bislang war die Karte kostenlos). Generalanzeiger, Liste der größten deutschen Sparkassen

Beyond .de

Huch, sind europäische Banken doch keine Gelddruckmaschinen? Die Bawag-Aktie ist beim gestrigen IPO gleich mal unter den Ausgabepreis geschlittert. Wild ging es parallel beim Börsen-Comeback der italienischen Power-Bank Monte dei Paschi zu. Manager Magazin, Reuters

Lesetipps

Fünf Kernaussagen aus der McKinsey-Studie: Die Kollegen von „efinancialcareers“ haben sich das gestern veröffentlichte Konvolut zum europäischen Bankenmarkt mal ein bisschen genauer angeschaut. Eines der Ergebnisse: Nur eine einzige Kennziffer entwickelt sich momentan wirklich positiv – die Risikokosten. efinancialcareers, McKinsey (Studie im Original)

Wie viel Digitalisierung will der Kunde? … fragt rhetorisch der Consultant Marc Letzing. Seine Überzeugung: „Viele Veränderungen [im heutigen Bankgeschäft] sind nicht vom Kunden initiiert – ganz im Gegenteil.“ Der Bank-Blog

Karriere

Wie man den CFA in nur 18 Monaten macht: Fünf bis zehn Prozent unserer Leser (würden wir schätzen) gehören zum erlesenen Kreis der „Chartered Financial Analysts“. Den übrigen 90 bis 95 Prozent sei gesagt: Wenn auf Ihrer Visitenkarte noch Platz für drei große Buchstaben ist und Sie in den nächsten anderthalb Jahre nachts nichts zu tun haben, dann lesen Sie das hier: efinancialcareers

Klickfavorit

… war gestern das Stück über innovative Geldautomaten. Der Bank-Blog

Back-End

Unser aller Scherflein zur Bitcoin-Blase: Haben Sie gestern auch die Exklusiv(!)geschichte der „Welt“ gelesen, wonach Amazon bald Bitcoins akzeptieren könnte? Naja, soooo exklusiv war das Ganze nun auch wieder nicht. Denn wie die „Welt“ selbst andeutet, war es der Newsletter eines gewissen James Altucher, der das Gerücht am 22. September in die Welt brachte. Von dort wanderte die Geschichte durch verschiedene Blogs, bevor sie im Oktober beispielweise bei Seeking Alpha oder Marketwatch landete. Und woher stammten nun die Exklusivinformationen der „Welt“? Die Kollegen berufen sich auf „Stimmen aus dem Umfeld innovativer Finanz-Firmen, sogenannter Fintechs“ … Na, dann kann die Geschichte ja eigentlich gar nicht falsch sein. Nachher wissen wir vielleicht schon mehr. Denn dann will Amazon Q3-Zahlen vorstellen. Welt

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