von Heinz-Roger Dohms, 27. Oktober 2017
Es war so viel los bei der Deutschen Bank gestern (siehe „Schwerpunkt“ weiter unten), dass die vielleicht spektakulärste Nachricht des Tages fast untergegangen ist: Der Branchenführer will Ende 2018 eine eigene Digitalbank starten, in deren Zentrum ein kostenloses Girokonto stehen soll. Das ist zum einen natürlich ein Angriff auf die – zumindest in puncto Kundengewinnung – extrem erfolgreiche Berliner Fintech-Bank N26, man darf darin zum anderen aber auch eine Reaktion auf das Yomo-Projekt der Sparkassen sehen. Und, wie Meike Schreiber heute früh in der SZ anmerkt: Vielleicht positioniert sich die Deutsche Bank mit ihrer Initiative ja auch bewusst gegen das „Immer-noch-Gratiskonto“ der Commerzbank. Sonst noch was? Ja: In irgendeine zukünftige Form von Marktplatzbank könnte sich das neue Angebot womöglich auch ganz gut einfügen. Bevor wir die Digitalbank nun aber gleich zur strategischen Allzweckwaffe verklären, sei kritisch angemerkt: Wirklich früh dran (Ende 2018 …) ist die Deutsche Bank auch mit diesem Projekt nicht.
Süddeutsche Zeitung (ganz runterscrollen), Pressemitteilung (6. Absatz)
Die Solarisbank zündet offenbar die nächste Wachstumsstufe. Wie Recherchen von „Finanz-Szene.de“ zeigen, bereitet sich die Berliner Banking-Plattform ein halbes Jahre nach der Serie-A-Finanzierung über 26,3 Mio. Euro (bis heute Rekord für B2B-Fintechs) schon auf die nächste Funding-Runde vor. Konkret haben die Aktionäre den Vorstand jüngst ermächtigt, das Grundkapital bis Ende 2018 nochmals um satte 50 Prozent zu erhöhen. Selbst wenn das Management diesen Rahmen nur teilweise ausschöpfen sollte, könnte die „Serie B“ damit ähnliche Dimensionen erreichen wie die „Serie A“. Zum rasanten Expansionstempo passt unterdessen auch, dass die Solarisbank die Zahl ihrer Kooperationspartner nach Informationen von „Finanz-Szene.de“ binnen weniger Monate verdoppelt hat. Mehr dazu lesen Sie hier: Finanz-Szene.de
Wer wird neuer Chef der Deutschen Börse? Nach einer monatelangen Hängepartie ist das Schicksal von Carsten Kengeter besiegelt – mit seinem gestern verkündeten Rücktritt kommt er einem möglichen Rauswurf zuvor. Der Nachfolger soll von außen kommen, wünschen sich viele Investoren. Doch auch eine interne Übergangslösung scheint denkbar. Ein Kandidat: Finanzchef Gregor Pottmeyer. Handelsblatt (Paywall), Reuters
Und noch was: Gestern Abend hat die Deutsche Börse dann auch noch ihre Gewinnziele für dieses Jahr kassiert. Prost, Mahlzeit. Handelsblatt
Streich die Commerzbank weniger Arbeitsplätze als gedacht? Statt der angekündigten 9600 Stellen fallen offenbar „nur“ knapp 9000 Stellen weg. Wirtschaftswoche
Das ist der (einzige?) Bieter für die HSH Nordbank: Laut SZ hat das Konsortium aus Apollo und J.C. Flowers jeweils ein Angebot für die Kernbank und eines für die Gesamtbank abgegeben. Ob auch andere Interessenten konkrete Gebote hinterlegt haben, ist unklar (darf aber als wahrscheinlich gelten). Twitter
Diese Meldung hier ist keine Wiederholung: … sondern: Die Netbank (immerhin Deutschlands ältestes Online-Institut) hat ihre IT-Störung immer, immer, immer noch nicht im Griff. Wirtschaftswoche
Es wird noch immer kurioser: Nach dem Börsengang (von dem man bereits halten konnte, was man will) plant das schillernde Hamburger Fintech Naga nun auch noch ein „Initial Coin Offering“ im Wert von bis zu 220 (!) Mio. Dollar. Was man sich dabei immer vor Augen halten muss: Naga ist seit kurzem offizielles Mitglied des Bankenverbands und darüber hinaus eng verbandelt mit einem (nun ja: halbwegs) seriösen Unternehmen wie der Deutschen Börse AG. Wissen eigentlich alle Beteiligten, was sie da tun? Ad-hoc-Mitteilung, Börsenzeitung (Paywall)
„Bezahlen ist kein Mittel zum Zweck, sondern ein wichtiger Teil der Customer Experience“: … meint Volker Steinle, Deutschland-Chef des milliardenschweren niederländischen Payment-Fintechs Adyen. Paymentandbanking
Das sind die Twins von Dwins: Am Mittwoch vermeldeten wir, dass die Deutsche Bank beim digitalen Finanzplaner Dwins eingestiegen ist. Die Kollegen von Gründerszene stellen die beiden Gründer vor (der links auf dem Foto ist angeblich Alexander, der rechts ist angeblich Benjamin). Gründerszene
Können wir Alexa wirklich vertrauen? Der Fintech-Blogger (und Haspa-Digital-Vordenker) Tobias Baumgarten erläutert, warum Voice-Banking noch nicht sicher genug ist. Finletter
Was von der gestrigen EZB-Entscheidung letzten Endes zu halten ist: … erklären die Kollegen von Bloomberg.
Und noch: … die wöchentliche „Was wir lesen“-Liste. DZ-Innovationsblog
35.000 Euro für vier Semester: Die Frankfurt School hat seit gestern einen neuen Campus. Doch so schick die private Wirtschaftsuni ist – so teuer ist sie auch. FAZ
… war gestern das Stück über die irren Funding-Pläne für Paydirekt. Süddeutsche
Irgendwie beruhigend, dass ein hochrangiger Manager der Deutschen Börse in dieser ja doch nicht ganz einfachen Woche noch die Zeit fand, einen sehr, sehr lustigen Twitter-Post in die Welt zu schicken.
In diesem Sinne: Tweets reflecting my personal thoughts, schönes Wochenende, Heinz-Roger Dohms
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