von Bernd Neubacher, 11. Mai 2023
Die Aareal Bank hat im Startquartal 62 Mio. Euro vor Steuern verdient – ein Plus von 106% verglichen mit dem Vorjahr. Dabei ist’s vor allem der Zinsüberschuss, der das Ergebnis antreibt. Und der es dem Wiesbadener Immobilienfinanzierer ermöglicht, den Kostenanstieg von 46 Mio. Euro (hervorgerufen durch die Restrukturierung der Software-Tochter Aareon) zu kompensieren.
Hier die fünf wichtigsten Erkenntnisse:
Die Aareal hat ihren Zinsüberschuss im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 40% auf 222 Mio. Euro gesteigert. Dabei gelang es dem Institut, die Zinsmarge bezogen aufs Neugeschäft auf rund 300 Basispunkte auszuweiten – ein Zuwachs um 80 Basispunkte und der höchste Wert, seit die Aareal 2015 begann, den Wert öffentlich auszuweisen.
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Die höhere Marge hat freilich auch mit einer (vorübergehenden?) Neuausrichtung in der Kreditvergabe zu tun. So kontrahierte die Aareal im Startquartal gerade mal Immobilien-Finanzierungen im Umfang von 1,1 Mrd. Euro Euro – nur ein Drittel (!) des Vorjahreswerts, wobei hiervon sogar noch 500 Mio. Euro auf Prolongationen entfielen. Gleichwohl hielt sich das Portfolio-Volumen mit 30,7 Mrd. Euro annähernd auf Vorjahresniveau.
Zugleich hält die Aareal am Ziel eines Neugeschäftsvolumen von 9 Mrd. bis 10 Mrd. Euro für dieses Jahr fest – man darf gespannt sein, wie diese Aufholjagd gelingen wird. Vorstandschef Jochen Klösges verbreitete am Donnerstag Zuversicht, dass der Markt anspringen werde, sobald abzusehen sei, wann der Zinsanstieg endet.
Nicht nur beim Neugeschäft hält Klösges an den Zielzahlen fest – sondern auch beim Betriebsgewinns, wo die Vorgabe bei 240 Mio. bis 280 Mio. Euro liegt. Dabei hilft den Wiesbadenern, dass letztes Jahr nach Kriegsbeginn in der Ukraine 60 Mio. Euro für Ausfälle im verbliebenen Russland-Exposure zurückgelegt wurden. Dieser Puffer ermöglichte es, die Risikovorsorge diesmal um 17 Mio. Euro niedriger ausfallen zu lassen. Und das, obwohl der Vorstand mit Blick auf den ins Gerede geratenen US-Markt für Gewerbeimmobilien mal eben pauschal 21 Mio. Euro in die Risikovorsorge gepackt hat.
Festzuhalten bleibt unterm Strich:
Fast ein paar Einschläge zu viel.
Klösges vertrat am Donnerstag den Standpunkt, in den USA sei ein Abschwung zu beobachten, aber keine Krise. Man sehe keinen Anlass, das Neugeschäft zu stoppen. Und in der Tat: Im Startquartal entfiel auf Nordamerika immerhin ein Drittel des Neugeschäfts – Panik sieht anders auf.
Laut einer Präsentation summieren sich allein die Aareal-Engagements im US-Markt für Büroimmobilien derzeit auf 3,9 Mrd. Euro. Das sind 13% des gut 30 Mrd. Euro schweren Portfolios der Bank. Und: Ingesamt beträgt das US-Exposure stolze 7,8 Mrd. Euro – also knapp 26% des Gesamtbestands. Nirgendwo anders gibt es einen größeren Klumpen, in Deutschland zum Beispiel liegen nur 2,5 Mrd. Euro. Zudem liegt der durchschnittliche Beleihungswertauslauf nirgends höher als in den Vereinigten Staaten – auch wenn der US-Wert von 63% nicht aggressiv wirkt.
Die Debatte über den Elefanten im Raum (also die sich ziehende Übernahme der Aareal durch die Finanzinvestoren Centerbridge und Advent) wollte Klösges gleich zu Beginn der Telefonkonferenz am Donnerstag abräumen. Immerhin endet in nur 13 Tagen die in der Angebotsunterlage festgelegte Frist, mit deren Ablauf die Transaktion gescheitert und außer Transaktionskosten von 16 Mio. Euro nichts gewesen wäre.
Botschaft des Vorstandschefs: Das aufsichtliche Genehmigungsverfahren sei “auf der Zielgeraden”. Nachdem zuletzt bereits die Behörden in Singapur und auch die hiesige Einlagensicherung den Deal durchgewinkt hätten, stehe nur mehr das Go der EZB aus. Der Markt jedenfalls hat keine Zweifel, dass beizeiten der Hammer fallen wird. Am Donnerstag stand die Aareal-Bank-Aktie brav beim Angebotspreis von 33 Euro.
*Im Bankgeschäft ohne Bankenabgabe und Einlagensicherung
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