von B. Neubacher, C. Kirchner und G. Hädicke, 27. April 2023
In unserem Spezialbanken-Ticker beleuchten wir all jene Banken, die ansonsten eher wenig beleuchtet werden – von den Sutors bis hin zu den Advanzias, von den Förderbanken bis hin zu den Kirchenbanken, von den Whitelabel-Spezialisten bis hin zu den kleinen Auslandsbanken.
Hier unser Ticker für April:
–––––
Zwei Jahre nach dem Zusammenbruch der Greensill Bank werden die privaten Banken für ihre harte Linie gegenüber der Hypo Real Estate belohnt. Hintergrund: Die HRE Holding (ein staatliches Überbleibsel aus der HRE-Pleite) hatte bei der deutschen Greensill satte 75 Mio. Euro deponiert und wollte dieses Geld nach dem Greensill-Kollaps ersetzt haben. Laut einem von Finanz-Szene entdeckten Urteil des Landgerichts Berlin muss die Einlagensicherung der privaten Banken aber gerade einmal 100.000 Euro (plus Zinsen) zahlen – also nur den gesetzlich festgelegten Höchstbetrag. Eine darüber hinaus gehende Entschädigung aus der freiwilligen Einlagensicherung wird nicht fällig. Letzten Endes bleibt die öffentliche Hand somit auf dem Verlust von annähernd 75 Mio. Euro sitzen – während die privaten Banken in dem ohnehin schon 2,7 Mrd. Euro schweren Greensill-Entschädigungsfall weitere Kosten abwenden können. Pikant an dem Urteil: Die Berliner Richter folgen in ihrer Urteilsbegründung teilweise der Sicht der HRE Holding. Diese hatte argumentiert, sie sei kein Finanzinstitut, sondern eine Gesellschaft zur Vermögensverwaltung – deshalb habe sie Anspruch auf Entschädigung (was Finanzinstitute nicht haben). Das Landgericht sah das zwar ähnlich, verweigerte der HRE Holding die 75 Mio. Euro aber trotzdem. Begründung: Die Statuten des Einlagensicherungs-Fonds sähen prinzipiell keinen Rechtsanspruch auf Entschädigung vor. So sehr dem BdB das Urteil als solches gefallen dürfte – die Urteilsbegründung ist im Hinblick auf das Werben neuer Mitglieder mindestens mal zweischneidig. Einen ausführlicheren Artikel zum Thema lesen Sie hier: FS Premium
––––––––––––––––––
… dass die SWK Bank nach mehr als 40 Jahren ihren Hauptsitz aus Bingen am Rhein wegverlegt? Sein neues Hauptquartier hat sich der Kreditspezialist allerdings nicht im nur 70 Kilometer entfernten Frankfurt gesucht – und auch Berlin (wo die SWK Bank seit geraumer Zeit ihre Manager rekrutiert) war offenbar keine Option. Stattdessen: Rutscht das Institut rund 30 Kilometer rüber nach Mainz. Was vermutlich gar nicht so doof ist, wenn man bedenkt, dass es in der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt zwar viel weniger Banken gibt als in Frankfurt (zumal nach dem Untergang der North Channel Bank), zugleich aber viel mehr Banker als in Bingen. Um ebendiese Klientel übrigens wirbt die SWK Bank seit Wochen ziemlich offensiv – unter anderem mit einer Plakatkampagne am Mainzer Bahnhof. Titel: „Keine Lust zu pendeln?“
Das 30-Mio.-Euro-Konstrukt: Wie die OLB-Manager vom IPO profitieren
Mit 18 lernte sie Deutsch. Mit 45 führt sie eine der spannendsten deutschen Banken
Ein bisschen putzig ist es ja schon, dass die KfW bei ihrer Bilanz-PK am Freitag von einem „Ausnahmejahr“ gesprochen hat. Denn: Wenn 2022 die „Ausnahme“ war – was ist denn dann der Regelfall? 2020 etwa, als die Staatsbank die Folgen der Corona-Pandemie zu bekämpfen hatte? Oder 2021, als sich der Konzerngewinn infolge diverser bilanzieller Post-Corona-Aufholeffekte auf 2,2 Mrd. Euro vervierfachte? Und was ist eigentlich mit dem laufenden Geschäftsjahr? Irgendeine Form von Normalisierung in Sicht? Im Januar und Februar hat die KfW schon wieder Neugeschäft im Umfang von satten 30 Mrd. Euro gemacht – verglichen mit dem „Ausnahmejahr“ 2022 ein Plus von 35%, wobei dieser Vergleich natürlich insofern hinkt, als der Ukraine-Krieg ja erst Ende Februar begann, aus geschäftlicher Sicht also bis dahin noch Normalität herrschte im „Ausnahmejahr“.
Jedenfalls: Gemessen an den mannigfaltigen Eruptionen da draußen, kommen die 2022er-Zahlen der KfW einigermaßen erwartbar daher. Das Fördervolumen ist, wie man ja schon wusste (die Stichworte lauten: Energiekrise, Uniper, Zuweisungsgeschäft) regelrecht explodiert, und zwar um 56% auf 167 Mrd. Euro. Was nun die GuV angeht: Während der Zinsüberschuss mit 2,416 Mrd. Euro auffällig unter dem in den letzten Jahren üblichen Niveau von grob 2,5 Mrd. Euro blieb, ging das Provisionsergebnis zwar gemessen am Vorjahr um -1% auf 629 Mio. Euro zurück – was aber nicht darüber hinwegtäuschen darf, dass die KfW inzwischen grob ein Fünftel ihrer Erträge über Provisionen erwirtschaftet (vor fünf Jahren war es grob ein Zehntel). Die Verwaltungsaufwendungen stiegen derweil erstmals überhaupt über die Marke von 1,5 Mrd. Euro – was doppelt so viel ist wie zu Beginn des letzten Jahrzehnts. Während die Risikovorsorge (122 Mio. Euro) im Rahmen blieb, sorgten vor allem das deutlich geringere Fair-Value-Ergebnis (-67% auf 214 Mio. Euro) sowie ein höherer Förderaufwand (+62% auf 305 Mio. Euro) dafür, dass der Konzerngewinn mit knapp 1,4 Mrd. Euro doch merklich zurückging. Hier das Zahlenwerk im Überblick: FS Premium
Kann es sein, dass die Probleme der Apobank chronisch werden?
Von IKB bis VW Bank: Alle Spezialbanken-News aus dem März
Die Artikel von Finanz-Szene sind urheberrechtlich geschützt und nur für den jeweiligen Premium-Abonnenten persönlich bestimmt. Die Weitergabe – auch an Kollegen – ist nicht gestattet. Wie Sie Inhalte rechtssicher teilen können (z.B. via Pressespiegel), erfahren Sie hier.
Danke für Ihr Verständnis. Durch Ihr Abonnement sichern Sie ein Stück Journalismus!