von H.-R. Dohms, G. Hädicke, C. Kirchner und B. Neubacher, 30. November 2022
In unserem Personalien-Ticker beleuchten wir die personellen Veränderungen bei Banken und Fintechs hierzulande.
Hier unser Ticker im November:
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Das große Vorstands-Revirement bei der Apobank hat ja unter anderem zur Folge, dass es (nach dem Abgang von Jenny Friese) keinen Privatkundenvorstand mehr gibt – sondern das Ressort von Vorstandschef Matthias Schellenberg mitverantwortet wird. Laut exklusiven Informationen von Finanz-Szene wird die oberste Führungsebene nun aber trotzdem noch ein wenig angedickt. Zu diesem Zweck schafft die Apobank die Stelle des „Bereichsvorstands Filialvertrieb“ und besetzt sie mit Heiko Drews, der seit fast 30 Jahren für das Düsseldorfer Institut tätig ist – zuletzt als Marktgebietsleiter für die Region Nord & Ost. Die neue Position sei als „Schnittstelle zwischen der Zentrale und den Filialstandorten“ gedacht, sagte die Sprecherin. Drews werde „für die einheitliche Umsetzung der Vertriebsstrategie und die Steuerung des Filialvertriebs“ verantwortlich sein. Die Verantwortung für die Region Nnord & Ost übernimmt stattdessen Martin Evers, bislang Leiter Vertriebspartnergeschäfte in dem Gebiet.
Die personellen Rochaden beim Bank-Verlag gehen weiter. In den vergangenen Monaten hatten wir sie ja schon über die Abgänge der Alt-Geschäftsführer Wilhelm Niehoff und Matthias Strobel informiert, genauso wie über deren Nachfolger Bernd Oletzky und Sascha Kraatz (siehe -> Warum der Bank-Verlag jetzt die komplette Führung auswechselt). Und letzte Woche dann – wussten wir zu berichten, dass der BdB (also der private Bankenverband, dem der Bank-Verlag untersteht) neben Kraatz noch einen weiteren Verbandsmann bei der Köln Tochter installiert, nämlich Ibrahim Karasu, der am Rhein die neu geschaffene Stelle des Relationship Managers übernimmt. Und heute nun? Gilt es (wobei es danach auch mal gut ist …) noch eine weitere Personalie aus dem Bank-Verlag zu vermelden. Nach unseren Informationen verlässt nämlich auch der „Leiter Unternehmensentwicklung“ Peter Bohnenkamp die BdB-Tochter zum Jahresende. Der Bank-Verlag bestätigte das zwar auf Anfrage – die Hintergründe sind aber weiterhin unklar, wohin es den früheren Hypo-Vereinsbank-Manager zieht ebenfalls.
Bei Deutschlands zweitgrößter Landesbank geht unseren Informationen zufolge nicht nur die Bereichsleitern Human Resources – sondern mit ihrem Abgang verliert gleich die ganze Sparte ihre Eigenständigkeit. Unsere Recherche:
BayernLB spart sich den Konzern-Bereich Human Resources
Vor einigen Wochen hatten wir ja berichtet, dass Concardis eine neue Chefin hat – nämlich Carola Wahl, zuvor Vorständin bei der österreichischen Beteiligungsgesellschaft ÖBAG – und von 2004 bis 2016 bei der Deutschen Telekom aktiv. Nun formiert sich um Wahl herum auch die übrige Führungsriege beim Eschborner Zahlungsdienstleister neu. So amtiert als Finanzchef seit einigen Tagen der frühere Payone-CFO Götz Möller, der zuletzt (oder jedenfalls bis Sommer) für den deutsch-britischen Payment Service Provider PPRO unterwegs war. Wie bei Concardis mittlerweile üblich, wird Möller auch eine offizielle Funktion innerhalb der Organisationsstruktur des italienischen Mutterkonzerns Nexi einnehmen – dort firmiert er nämlich als „Finance Director DACH“. Wie Nexi weiter mitteilte, bleiben innerhalb der deutsche Organisation innerhalb der Nexi-Gruppe Marianne Bregenzer in der Schweiz und Damir Leko in Österreich als Country General Manager verantwortlich.
Mehr Payment-News im Ticker: FS Premium
Nächster namhafter Abgang bei der Commerzbank: Die Frankfurter verlieren ihren Chief Compliance Officer Armin Barthel* an die Allianz, wie am Donnerstag zunächst die „Wirtschaftswoche“ berichtete. Der promovierte Jurist war 2005 zur Coba gekommen und unter anderem mit den Verstößen des Instituts gegen amerikanische Iran-Sanktionen befasst. Barthel habe „die Compliance-Organisation erneuert und dafür gesorgt, dass die US-Behörden der Bank 2019 ein gutes Abschlusszeugnis ausgestellt“ hätten, zitiert die „Wiwo“ aus dem Umfeld der Bank.
Barthel reiht sich ein in eine ganze Reihe namhafter Verluste, die die Commerzbank auch in jüngster Zeit wieder treffen. So hatte Finanz-Szene Anfang November gescoopt, dass die für „Digital Banking“ sowie die Comdirect zuständige Bereichsvorständin Alena Kretzberg das Haus verlässt – mutmaßlich, um bei einem anderen Institut als Vorständin anzufangen (siehe unsere Berichterstattung hier). Kurz zuvor war bekannt geworden, dass ein weitere Bereichsvorstand, nämlich Chief Technology Officer Carsten Bittner, bei der ABN Amro anheuert (siehe -> Commerzbank verliert digitalen Top-Shot). Auch Barthel, der auch Aufsichtsrat der polnischen Tochter mBank angehört, firmiert als Bereichsvorstand.
Die personellen Umpflanzungen im Bundesverband deutscher Banken (siehe unsere große Recherche kürzlich) gehen weiter: Zum 1. Dezember schickt der BdB seinen bisherigen „Leiter Banktechnologie und Sicherheit“ Ibrahim Karasu zum Bank-Verlag – also zu jener BdB-Tochter, die den privaten Banken hierzulande IT-Dienstleistungen vor allem rund um den Zahlungsverkehr anbietet. Im Sommer hatte der Verband bereits seinen bisherigen IT-Chef Sascha Kraatz in die Geschäftsführung des in Köln ansässigen Tochterunternehmens entsandt. Kraatz soll den Bank-Verlag gemeinsam mit dem extern rekrutierten Co-Geschäftsführer Bernd Oletzky modernisieren (siehe -> Warum der Bank-Verlag jetzt die komplette Führung auswechselt).
Karasu soll beim Bank-Verlag die neu geschaffene Stelle des Relationship Managers einnehmen und seine „Akquise- und Netzwerkstärke“ einbringen, wie es heißt – sprich: den Vertrieb voranbringen. Der 59-Jährige kam 2001 zum BdB und war dort im Laufe der Jahre unter anderem für Retail Banking, Zahlungsverkehr und Digitalisierungsthemen zuständig. Ausweislich seines Linkedin-Profils gehört Karasu auch dem Bankenbeirat der Schufa und dem Verwaltungsrat der Betreibergesellschaft von Ebcis an (Ebics wird der Multibanking-Standards für die Übertragung von Zahlungsverkehrsdaten übers Internet genannt). Im BdB hofft man, dass dem Bank-Verlag diese Vernetzungen bei der Kundenakquise zugutekommt. Karasus Nachfolger als Leiter der Themengruppe „Banktechnologie und Sicherheit“ wird kommissarisch André Nash, auch er ein langjähriger BdB-Mann.
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Führungswechsel bei der DZ Hyp, also bei der deutlich größeren der beiden Hypothekenbanken im genossenschaftlichen Bankensektor: Wie am Freitag mitgeteilt wurde, wird der langjährige Vorstandschef Georg Reutter seinen per Ende Juli 2023 auslaufenden Vertrag „aus persönlichen Gründen“ nicht verlängern. Die Nachfolge ist bereits geregelt: Auf den Chefposten bei der DZ-Bank-Tochter wird die unter anderem für die Marktfolge zuständige Vorstandskollegin Sabine Barthauer rücken – eine Personalie, die übrigens ganz hervorragend zu unserer dieser Tage getroffenen Feststellung passt, dass immer mehr Banken hierzulande auf weibliche CEOs setzen (siehe weiter unten).
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Letzte Woche wurde Christian Ossig eigentlich zurückerwartet. Doch es kam anders. Eine Debatte in Brüssel, an welcher der BdB-Chef nach monatelanger Absenz teilnehmen sollte, wurde kurzfristig abgesagt. So bleibt fürs Erste offen, wann Ossig zurückkehrt. Der Bankenverband will sich auf Anfrage auch weiterhin auf kein konkretes Datum festlegen (siehe hierzu auch schon unser Briefing vom 2. September). In gewisser Weise steht die schwierige Lage rund um den BdB-Hauptgeschäftsführer – der sich von einem im Sommer erlittenen Unfall erholt – stellvertretend für die schwierige Lage, in der sich der Lobby-Verband der privaten Kreditwirtschaft insgesamt befindet. Nach der Pleite der Greensill Bank hatte der BdB sich und dem ihm unterstellten Prüfungsverband (der vom Greensill-Kollaps kalt erwischt worden war) eigentlich einen Neustart verordnet. Einfachere Strukturen. Klarerer Fokus. Frisches Personal. Indes: Was als Reform gedacht war, sieht im Moment eher nach einer einzigen Großbaustelle aus. Führungskräfte kommen und gehen, die Fliehkräfte scheinen zuzunehmen, das Gemurre im Verband (der de facto führungslos ist, weil Ossigs langjähriger Co-Chef Andreas Krautscheid zu Jahresbeginn abserviert worden war) nimmt zu. Die Stimmung? Den Umständen entsprechend. Finanz-Szene hat tief in den BdB hineingehört. Hier das Ergebnis unserer Recherchen, die unter anderem eine Reihe weiterer Abgänge zutage fördern: FS Premium
Zugegeben, es ist noch ein zarter Trend – aber es ist einer:
Nimmt man noch die Nummer 17 dazu (Citigroup, Kristine Braden, schon seit 2020) oder auch die hiesige Barclays (Ingrid Hengster, seit Jahresbeginn), wiewohl es sich bei der hiesigen Barclays streng genommen bloß um eine Niederlassung handelt – dann lässt sich mit aller Vorsicht behaupten: Wenn hierzulande eine namhafte Bank einen neuen Chef sucht, dann könnte die Wahrscheinlichkeit, dass daraus eine Chefin wird, inzwischen näher bei 50% als bei 0% liegen.
Nun gilt es einzuschränken, dass uns gestern die Zeit für eine valide Auswertung aller Top-100-Banken gefehlt hat (unsere These beruht eher so auf Pi mal Daumen mal Bauchgefühl). Und zur Wahrheit gehört selbstverständlich auch, dass z.B. Frau Hengster auch deshalb Barclays-Chefin wurde, weil ihr bei der KfW ein Mann vorgezogen wurde, ein Schicksal, dass sie mit Frau Orlopp von der Commerzbank verbindet. Plus: Nicht nur Coba und KfW, sondern auch NordLB, Aareal, VWFS und Apobank regelten ihre CEO-Nachfolge zuletzt, nun ja: traditionell. Doch selbst wenn die valide Auswertung ergäbe, dass wir dann doch eher von 25-30% reden als von 40-50%, so wäre es trotzdem ganz sicher mehr als noch vor wenigen Jahren.
Nun muss man bei solch einem Trend nicht zwingend nach dem „Warum?“ fragen, wenn die stattbare Gegenfrage „Warum den nicht?“ lautet. Hier dennoch ein paar Deutungsansätze zum „Warum jetzt?“.
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Es gab Zeiten, da kamen wir bei den Personal-Rochaden von Merck Finck kaum hinterher (was uns nicht davon abhielt es zu versuchen, siehe dazu unser Archiv-Stück -> „Merck Finck und die „Tinder-Falle““). Seit aus der Münchner Privatbank eine Marke der luxemburgischen Quintet geworden ist, war’s zuletzt eher ruhig – bis Vizechefin Linda Urban im April zum Vermögensverwaltungs-Fintech Liqid rübermachte (siehe hier). Für die einstige Operations-Verantwortliche ist laut „Private Banking Magazin“ zum 1. Dezember in Person von Florian Kayl nun endlich ein Ersatz gefunden – und zwar einer, der von seiner Vita her auch nicht unbedingt nach Verlegenheitslösung aussieht: Kommt von der österreichischen Bawag, wo er gut ein Jahr als „Head of Division Online Brokerage“ firmierte. Was an seinem Profil auffällt: eine starke Ausrichtung aufs Direktbank- und Brokerage-Geschäft – sowohl in seiner letzten Position bei der Bawag als auch bei diversen Digitalbank-Marken wie Hello Bank, DAB und Consors.
Die KfW bekommt eine neue Chefsprecherin. Wie die Staatsbank am Montag mitteilte, wird die Berliner PR-Beraterin Verena Köttker ab Mitte November die Leitung des neu geschaffenen „Unternehmensbereichs Konzernkommunikation“ übernehmen. Hintergrund: Bislang hatte die Kommunikation bei der KfW nur den Status einer Abteilung – und war als solche zumindest formell dem sogenannten Generalsekretariat zugeordnet. Unter Köttker wird aus der Kommunikation nun ein eigenständiger Bereich „mit direkter Berichtslinie an den Vorstandsvorsitzenden Stefan Wintels“, wie es in der Mitteilung heißt.
Über den bisherigen Kommunikationschef Michael Helbig, der die Position 2006 übernommen hatte und seitdem insgesamt vier CEO-Wechsel überstand, sagt die Pressemitteilung, dieser werde „mit seinen Aufgaben in den neu gegründeten Bereich wechseln“. Ob sich Helbig mit dieser Rolle dauerhaft zufriedengeben wird, bleibt abzuwarten. In einem eigenen Statement auf Linkedin äußerte er sich gestern nicht zu seiner eigenen Zukunft, sondern sprach lediglich davon, dass er „den Staffelstab“ weiterreiche.
Es ist nicht das erste Mal, dass Stefan Wintels kurz nach Dienstantritt bei der Kommunikation eigene Vorstellungen geltend macht: Als der heutige KfW-Chef 2014 zum Deutschland-CEO der Citigroup aufgestiegen war, ersetzte er die dortige Sprecherin Annette Baum umgehend durch Christoph Schlüter. Die neue KfW-Kommunikationschefin Köttker ist von Haus aus Journalistin und arbeitete für den Focus sowie für den Springer-Verlag. Von 2008 bis 2015 verantwortete sie die Öffentlichkeitsarbeit beim Recycling-Konzern Alba, seitdem führte sie ausweislich ihres Social-Media-Profils „eine eigene Agentur für PR und Public Affairs mit Sitz im Berliner Regierungsviertel“.
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Commerzbank verliert ihre Comdirect-Bereichsvorständin Alena Kretzberg
Ohne Ironie ist’s natürlich nicht: Da haben unsere Groß-Fintechs die letzten ein, zwei Jahren schön brav an ihrer „IPO-Readiness“ gearbeitet – und jetzt wären sie es (mehr oder weniger), doch der IPO-Markt ist tot. Nun denn. Jedenfalls hat N26-CEO Valentin Stalf gestern vor ausgewählten Journalisten den Governance-Umbau der Berliner Neobank in eine Aktiengesellschaft ankündigt (um im gleichen Atemzug zu erklären, dass „es bis zum Börsengang noch einige Jahre dauert und der IPO auch nur eine Option ist“).
Aus der bisherigen GmbH soll als Zwischenschritt eine AG und laut Stalf „innerhalb der nächsten zwölf Monate“ eine europäische SE werden (was wir im Frühjahr ja schonmal berichtet hatten, da noch mit einer etwas forscheren Zeitplanung, siehe hier). Auf dem Weg dorthin tut’s der startup-übliche Beirat, besetzt mit Abgesandten der VC-Investoren, freilich nicht mehr. Stattdessen braucht es als AG (auch als noch nicht börsennotierte) einen unabhängigen, haftenden und von der Bafin abgesegneten Aufsichtsrat. Hier die Gründung-Mitglieder des neuen N26-Gremiums im Überblick:
Bei der Berliner KMU-Neobank Penta sortiert die Neu-Mutter Qonto nach der Übernahme das Management neu: Der bisherige Penta-CEO Markus Pertlwieser hat seinen Platz im Management bereits im September geräumt und lediglich noch eine beratende Funktion (was ja ohnehin der Plan war, unklar war der Zeitpunkt). Was allerdings nicht bedeutet, dass Qonto den freien Posten nun mit eigenen Zöglingen besetzt – im Gegenteil. Neuer starker Mann im Deutschlandgeschäft des französischen Fintechs ist Lukas Zörner, bislang Produktchef bei Penta. Wie Qonto auf Anfrage bestätigte, übernimmt 29-Jährige nicht nur die Leitung des operativen Geschäfts auf dem deutschen Markt, sondern bekommt darüber hinaus noch einen Sitz in globalen Geschäftsleitung von Qonto. Torben Rabe, der bislang Deutschlandchef bei Qonto war, bleibt demnach offenbar Teil der Geschäftsführung, Zörner ist ihm allerdings vorgesetzt.
* In der Ursprungsfassung hatten wir Armin Barthel versehentlich Andreas Barthel genannt. Wir bitten den Fehler zu entschuldigen.
** Transparenzhinweis: Marcus W. Mosen ist regelmäßiger „Gäste-Blogger“ bei Finanz-Szene. Auf unsere Berichterstattung über N26 hat das selbstverständlich keinen Einfluss.
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