Von Christian Kirchner
Die Commerzbank wird laut frisch veröffentlichen Analysten-Prognosen in diesem Jahr rote Zahlen schreiben. Das geht aus den neuesten Konsens-Schätzungen hervor, die die Bank zwischen dem 15. und 23. April erhoben und nun auf ihrer Homepage veröffentlicht hat. Demnach rechnen die Analysten fürs Gesamtjahr im Schnitt mit einem Minus von 249 Mio. Euro nach Steuern. Das Gros der Verluste (nämlich 240 Mio. Euro) soll bereits im ersten Quartal anfallen. Die Commerzbank will ihre Q1-Zahlen nächste Woche Mittwoch vorlegen.
Die Prognosen waren mit Spannung erwartet worden, da die bisherigen Schätzungen noch vom 27. Februar stammten und folglich annähernd unbeeinflusst von der Corona-Pandemie waren. Für die Gewinnenttäuschung sorgen im wesentlichen zwei Faktoren: Analysten rechnen verglichen mit den Februar-Prognosen nun mit knapp 600 Mio. Euro zusätzlicher Risikovorsorge sowie mit gut einer halben Mrd. Euro weniger an Erträgen.
Schätzungen für 2020
Hier die Übersicht über die neusten Konsensschätzungen für das Gesamtjahr 2020 und wie sie sich zu den letzten von Ende Februar verändert haben:
in Mio. Euro | alte Schätzung (27.2.2020) | neue Schätzung (27.04.2020) | Delta |
Erträge | 8.852 | 8.313 | -539 |
Zinsüberschuss | 5.146 | 5.108 | -38 |
Provisionsüberschuss | 3.108 | 3.026 | -82 |
Risikoergebnis | 669 | 1.240 | 571 |
Kosten | 6.391 | 6.363 | -28 |
Pflichtabgaben | 457 | 448 | -9 |
operativer Gewinn | 1.335 | 262 | -1.073 |
Restrukturierungsaufw. | 619 | 379 | -240 |
Gewinn v. St. fortges. Aktivitäten | 716 | -117 | -833 |
Gewinn Privat- u. Geschäftskunden | 1.076 | 655 | -421 |
Gewinn Unternehmenskunden | 407 | -101 | -508 |
Nettogewinn | 407 | -249 | -656 |
Nettogewinn (tiefste Schätzung) | 102 | -953 | -1.055 |
Nettogewinn (höchste Schätzung) | 732 | 320 | -412 |
Nettogewinn 2021 (Schnitt) | 663 | 206 | -457 |
Quelle: Unternehmensangaben
Schätzungen für Q1
Mit roten Zahlen rechnen Analysten auch dezidiert fürs ersten Quartal 2020. (keine Vergleichswerte, weil die Zahlen im Februar nicht abgefragt wurden):
in Mio. Euro | Q1/2020 |
Erträge | 1.889 |
Zinsüberschuss | 1.299 |
Provisionsüberschuss | 858 |
Risikoergebnis | -303 |
Kosten | 1.537 |
Pflichtabgaben | 253 |
operativer Gewinn | -204 |
Restrukturierungsaufw. | -3 |
Nettogewinn | -240 |
Nettogewinn (tiefste Schätzung) | -445 |
Nettogewinn (höchste Schätzung) | -89 |
Die Commerzbank – auch gern als „größte deutsche Sparkasse“ bezeichnet – ist ein großer Kreditgeber für den hiesigen Mittelstand und könnte daher unter den Folgen der Corona-Krise besonders leiden; auch in der privaten Baufinanzierung ist das Institut stark engagiert.
In Zahlen:
- 2018 und 2019 stiegen die risikogewichteten Aktiva um zusammen rund 20 Mrd. Euro auf 188 Mrd. Euro
- Seit 2015 wuchs das Volumen privater Immobilienkredite von 63 Mrd. Euro auf 87 Mrd. Euro
- 2019 weitete die Commerzbank das Kreditvolumen bei Firmenkunden um 7%, bei Privatkunden (inkl. der angesprochenen privaten Baufi) gar um 8% aus.
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