von Christian Kirchner, 24. Juli 2024
Die Deutsche Bank hat im zweiten Quartal einen Nettoverlust überraschend vermeiden können – und nach Steuern (allerdings vor Zinszahlungen für Nachranganleihen) 8 Mio. Euro verdient. Analysten hatten mit einem Minus von 114 Mio. Euro gerechnet.
Wesentlicher Grund für die kleine Gewinnüberraschung ist, dass die Deutsche Bank bei den Kosten weiterhin hohe Disziplin walten lässt: Insgesamt lagen die bereinigten Kosten mit 5 Mrd. Euro exakt auf jenem Niveau, das die Bank für das Gesamtjahr pro Quartal als akzeptabel geflaggt hatte. Auch die Erträge fielen mit 7.589 Mio. Euro um 2% besser aus als von Analysten erwartet.
Überschattet wurde das Quartal erwartungsgemäß von 1,3 Mrd. Euro schweren Rückstellungen, die die Deutsche Bank – wie Ende April angekündigt – für Rechtsstreitigkeiten in Zusammenhang mit der Postbank-Übernahme bilden musste. Wie sehr das größte deutsche Geldinstitut diese Rückstellung ärgert, lässt sich auch der Medienmitteilung zu den Zahlen entnehmen. Dort wird nicht weniger als 15-mal (!) erwähnt, wie bestimmte operative Kennziffern ohne die Postbank-Rückstellung ausgefallen wären.
Die Zahl der Vollzeitstellen sank im Vergleich zum März um rund 1% auf 89.470 (rechnerisch zu vier Fünfteln von der Private Bank getragen) – nach zwei Jahren des Jobaufbaus der erste Rückgang. Dass die Deutsche Bank bei den Kosten diszipliniert bleiben muss, lässt sich derweil an der Entwicklung des Zinsüberschusses ablesen: Dieser ging um 3% zum unmittelbaren Vorquartal und sogar um 16% (!) gemessen am Q2/23 zurück – ein erstaunlich kräftiger Rücksetzer (auch wenn dem Rückgang positive Bewertungseffekte an anderer Stelle gegenüberstehen).
Unter den Sparten war es die Private Bank, die positiv überraschte (Gewinn mit 395 Mio. Euro um 12% über dem Analysten-Konsens). Dabei sanken die Kosten um 13% zum Vorjahr. Von der zu einer Säule der Privatkunden-Strategie erklärten Offensive im Provisionsgeschäft ist allerdings noch wenig zu sehen. Der Provisionsüberschuss sank trotz sehr starker Börsenentwicklung um 7% verglichen mit dem Q1.
Während die Investmentbank und die Corporate Bank (siehe die Tabelle weiter unten) leicht unter den Erwartungen blieben, erreichte die DWS mit 160 Mio. Euro Gewinn vor Steuern die Erwartungen. Erschreckend hoch waren allerdings die Mittelabflüsse mit fast 19 Mrd. Euro. Auch wenn die durchschnittliche Marge auf das verwaltete Vermögen ansteigt und auch die Jahresprognose leicht angehoben wurde, blicken die Investoren mittlerweile entsprechend skeptisch auf die Asset-Management-Tochter: Seit der Hauptversammlung Anfang Juni hat die DWS-Aktie (auch infolge einer Dividendenzahlung von 6,10 Euro je Aktie) satte 27% (!) eingebüßt.
Zwar äußerte sich die Deutsche Bank nicht zur Frage eines weiteren Aktienrückkauf-Programms (das für das zweite Halbjahr erwartet wird). Allerdings stieg die Kernkapitalquote leicht auf 13,5% – während Analysten einen minimalen Rückgang auf 13,3% erwartet hatten. Ein Indiz, dass sich die Frankfurter weitere Rückflüsse an die Aktionäre leisten können.
–––
Die Artikel von Finanz-Szene sind urheberrechtlich geschützt und nur für den jeweiligen Premium-Abonnenten persönlich bestimmt. Die Weitergabe – auch an Kollegen – ist nicht gestattet. Wie Sie Inhalte rechtssicher teilen können (z.B. via Pressespiegel), erfahren Sie hier.
Danke für Ihr Verständnis. Durch Ihr Abonnement sichern Sie ein Stück Journalismus!