von M. Dietz, E. Windhagen und R. Höll*, 3. Dezember 2023
Weltweit befinden sich die Banken im Aufwind. Nach herausfordernden Jahren – geprägt von digitalen Disruptionen, wachsendem Wettbewerb und stärkerer Regulierung bei historisch niedrigen Zinsen – war die globale Bankenbranche zuletzt so erfolgreich wie seit mehr als zehn Jahren nicht: So wird die durchschnittliche Quote von Revenues zu Assets in der Branche 2023 bei 2,9% liegen, ein weiterer Anstieg gegenüber 2,8% im Vorjahr und nur 2,0% im Jahr 2020. Auch andere Kennzahlen konnten die Banken zuletzt steigern. So wird sich der Gewinn des Sektors in diesem Jahr etwa voraussichtlich global auf 1,4 Billionen US-Dollar belaufen – eine Verdoppelung, verglichen mit 2017. Dabei erwirtschafteten die Institute bereits 2022 Rekorderträge in Höhe von insgesamt 6,8 Billionen US-Dollar. In der Folge hat sich auch die durchschnittliche Kernkapital-Quote der Geldhäuser erhöht, die mit einem Wert von 13,8% jüngst ein Zehn-Jahres-Hoch erreichte.
Hauptgrund für die erfolgreiche Entwicklung: Sowohl im laufenden als auch im vergangenen Jahr herrschten für Banken ausgezeichnete Bedingungen. Viele Institute konnten in der frühen Phase des Zinsanstiegs von einem hohen Spread zwischen Einlagen- und Kreditzinsen sowie von Aufhol-Effekten in der Realwirtschaft nach der Pandemie und weiter niedrigen Beständen an Non-Performing Loans (NPL) profitieren. Doch die Bedingungen werden schwieriger: Die Zins-Spreads engen sich ein, die Zahlen für NPLs steigen wieder, und die schwache wirtschaftliche Dynamik hemmt die Kreditnachfrage.
Zudem bleiben langfristige Herausforderungen im Sektor bestehen, der jüngsten positiven Entwicklung der Banken-Profitabilität zum Trotz. In der „Global Banking Annual Review“ von McKinsey analysieren wir deshalb zwei zentrale Entwicklungen, welche die Finanzwelt kontinuierlich verändern und die Institute vor Herausforderungen stellen: zum einen die zunehmende Bedeutung außerbilanzieller Finanzierungs- und Anlage-Instrumente, zum anderen die Verlagerung von Transaktions- und Distributions-Aktivitäten hin zu Finanzspezialisten.
Wie äußert sich dies – und wie können Banken trotz schwierigerer Bedingungen und grundlegender Veränderungen ihren nachhaltigen Erfolg sicherstellen?
Außerbilanzielle Finanzierungs- und Anlage-Instrumente gewinnen seit Langem an Bedeutung, allerdings hat sich die Entwicklung seit 2008 erheblich beschleunigt. Beispiele hierfür sind die Umschichtung von Bankeinlagen in Geldmarktfonds, die direkte Finanzierung durch Pensionsfonds sowie das starke Wachstum von Private Equity. So kamen zwischen 2015 und 2022 mehr als 70 Prozent der weltweiten Nettozuflüsse an Finanzierungen nicht aus Bankbilanzen (und damit aus Einlagen, Bank-Anleihen und Eigenkapital). Sowohl in den USA (21%) als auch in Europa (23%) stammte nur noch knapp jeder vierte Euro aus den Bilanzen der Banken.
Parallel dazu lässt sich eine weitere Verlagerung beobachten: Die Marktanteile bei Transaktionen verschieben sich immer mehr von traditionellen Banken hin zu Spezialisten wie Brokern, eigenständigen Asset-Managern, Payment-Spezialisten und Asset-Dienstleistern.
Die Spezialisten sind oft weniger kapitalintensiv, nutzen moderne Infrastruktur und sind somit anpassungsfähiger. Zudem profitieren sie von technologischen Innovationen, die neuen Anbietern die Skalierung und damit die Reduktion von Kosten erleichtern. Die Entwicklung zeigt sich auch an der Bewertungslücke der traditionellen Institutionen zu den Spezialisten. So ist das Kurs-Buch-Verhältnis von Payment-Spezialisten etwa sieben Mal so hoch wie das von traditionellen Banken, bei Kapitalmarktinfrastruktur reden wir über einen Faktor von drei.
Die Verschiebungen in der Finanzbranche erfordern von vielen klassischen Banken eine strategische Neuausrichtung, wenn sie langfristig profitabel wachsen und auch künftig erfolgreich sein wollen. Dabei stehen drei Bereiche besonders im Fokus:
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*Miklos Dietz und Eckart Windhagen sind Senior Partner, Reinhold Hall ist Partner bei McKinsey & Company, einem der Premium-Partnern von Finanz-Szene. Mehr zu unserem Premium-Partner-Modell erfahren Sie hier.
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