ESG-Serie (#3)

Die ESG-Chefs unserer Banken: Wer sie sind. Wie sie’s wurden. Was sie tun.

Viele Wege führen zum CSO – durchaus typisch ist allerdings der von Patricia Posch bei der BayernLB. Ein veritables Eigengewächs (2010 trat Posch im Zuge eines dualen Studiums in die Bank ein). Zunächst im Firmenkundengeschäft tätig, dann aufgestiegen über eine klassische Querschnitts-Funktion (von 2019 bis 2021 war Posch „Executive Assistant“ von CEO Stephan Winkelmeier). Schließlich auf ESG fokussiert (Ausbildung zur Nachhaltigkeits-Managerin). Und seit einem Jahr nun also Chief Sustainability Officer der zweitgrößten deutschen Landesbank.

Chief Sustainability Officer? Das ist eine Position, die es vor ein paar Jahren noch überhaupt nicht gab in der Branche – die inzwischen aber zumindest bei größeren Banken zum guten Ton gehört, auch wenn nicht alle ESG-Verantwortlichen den klangvollen CSO-Titel tragen (Frederic Waterstraat von M.M. Warburg zum Beispiel nennt sich „Head of ESG Management“, Mirja Schwabe von der Apobank ist „Abteilungsleiterin ESG“). Wer also sind die „ESG-Chefs“ bei unseren Banken? Wie sehen die typischen Profile aus? Und ist eigentlich Chief Sustainability Officer gleich Chief Sustainability Officer? (Um die Antwort vorwegzunehmen: Nein, überhaupt nicht – unsere Banken organisieren das ESG-Thema nämlich höchst unterschiedlich).

Teil drei unserer Sommer-Serie, bitte sehr:

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1.) Die ESG-Chefs* unserer Banken im Überblick

Institut Name Titel/Ebene
Deutsche Bank Jörg Eigendorf Chief Sustainability Officer
Commerzbank Bettina Storck
Head of Group Sustainability Management
ING Deutschland (ING Group) Anne-Sophie Castelnau Global Head of Sustainability
Hypo-Vereinsbank Andreas Wagner Head of ESG Germany & Chief Sustainability Officer
DKB Andreas Gruber Chief Sustainability Officer
BayernLB Patricia Posch Chief Sustainability Officer
LBBW Cara Schulze Chief Sustainability Officer
Helaba Petra Sandner Chief Sustainability Officer
Deka Ingo Speich
Head of Sustainability & Corporate Governance
KfW Jürgen Kern Chief Sustainability Officer
Hamburg Commercial Bank Benno Kamman
Head of ESG & Business Development
Apobank Mirja Schwabe
Abteilungsleiterin ESG / Nachhaltigkeits-Beauftragte
OLB Holger Sandker Head of Sustainability
Aareal Bank Robin Weyrich Group Sustainability Officer
BNP Paribas Deutschland Eva Meyer Chief Sustainability Officer
BB Bank Jonas Hüppe
Bereichsleiter Strategie & Nachhaltigkeit
Berenberg Rupini Deepa Sobottka Head of ESG Office
Hauck Aufhäuser Lampe Patricia Georgi Head of ESG
Donner & Reuschel Susanne Gerber
Executive Sustainability Strategy Officer
M.M. Warburg Frederic Waterstraat Head of ESG Management
Fürstlich Castell’sche Bank Inka Winter Chief Sustainability Officer

*Warum wir unsere Auswahl auf diese 21 „ESG-Chefs“ begrenzt haben, erfahren Sie im nächsten Punkt.

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2.) Wie Banken ihre ESG-Funktion organisieren

Wenn eine Bank noch keinen „Chief Sustainability Officer“ (oder eine vergleichbare Position) installiert hat, liegt das nicht unbedingt daran, dass die Institute das Thema ESG vernachlässigen würden. Sondern: Es dürfte eher damit zu tun haben, dass „Nachhaltigkeit“ als Schnittstellenthema von Bank zu Bank unterschiedlich organisiert wird. Dabei kristallisieren sich vier bzw. fünf archetypische Organisationsstrukturen (wobei es auch Mischformen gibt):

  1. Eine eigene ESG-Abteilung, manchmal auch „ESG Office“ oder „Sustainability Office“ genannt, aus der heraus die verschiedenen Nachhaltigkeits-Themen und Experten-Gruppen koordiniert werden – so macht es beispielsweise die Deutsche Bank.
  2. Die Commerzbank etwa verfügt über ein „Group Sustainability Board“, in dem Manager aus allen Abteilungen sitzen und der Vorsitz automatisch beim Vorstandschef, in diesem Fall also bei Manfred Knof, liegt (die in unserer Tabelle aufgeführte „Head of Group Sustainability Management“ Bettina Storck ist also für die operative Ausführung der Gremiums-Beschlüsse zuständig).
  3. Bei stark auf Wealth Management ausgerichteten Instituten wie dem Bankhaus Metzler findet sich häufig die Bezeichnung „Sustainable Investment Office“. Da es sich hierbei meist um einen Arm der Investment-Abteilung handelt (und nicht der gesamten Bank), haben wir diese Position bei unserer Betrachtung außen vor gelassen.
  4. Es gibt auch Banken, bei denen ESG keine eigene Abteilung hat, sondern operativ Bestandteil einer anderen Querschnittsabteilung wie Strategie oder Kommunikation ist – meist ergänzt durch ein Corporate-Social-Responsibility-Gremium mit Experten aus verschiedenen Bereichen. So ist es etwa bislang bei der DZ Bank, die deshalb in unserer Liste ebenfalls fehlt (wobei der guten Ordnung halber gesagt sei, dass das genossenschaftliche Zentralinstitut bis vor einigen Tagen noch eine Position „Abteilungsleiter Nachhaltigkeit“ ausgeschrieben hatte – die Dinge sind also im Fluss)
  5. Bei Banken mit ausländischen Muttergesellschaften finden sich sowohl die zentralisierte Variante mit einem ESG-Chef für alle Länder: So ist etwa Anne-Sophie Castelnau als „Global Head of Sustainability“ für die gesamte ING Groep inklusive der ING Diba zuständig, auf lokaler Ebene wiederum verantwortet Strategiechef Jürgen von der Lehr als „Head of Strategy and Sustainability“ das Thema. Es gibt aber auch die stärker dezentrale Form, beispielsweise firmiert bei der Unicredit-Tochter HVB der Manager Andreas Wagner als „Head of ESG Germany“.

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3.) Der Ernennungs-Peak liegt zwei Jahre zurück

Die ESG-Chefs sind, wie oben schon angedeutet, eine vergleichsweise neue Management-Gruppe. Auffällig in unserer Stichprobe ist, dass nur zwei der heute amtierenden Verantwortlichen schon vor 2020 auf ihrem Posten waren – und beide kommen aus dem Investment-Management:

  • Ingo Speich (der 2019 von Union Investment zur Deka wechselte)
  • und Rupini Deepa Sobottka (die Juniorprofessorin an der Uni Hamburg war, bevor sie 2018 bei Berenberg anheuerte)

Einen wahren Boom erlebte der „Chief Sustainability Officer“ in 2022 – also just in jenem Jahr, als sich die Greenwashing-Affäre bei der DWS entfaltete. Damals wurde nicht nur Jörg Eigendorf zum obersten ESG-Manager der Deutsche Bank gekürt, sondern installierten auch Hauck Aufhäuser, Donner & Reuschel, die Castellbank, die OLB und die BB Bank ebenfalls neue Chefs für den Bereich.

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4.) ESG-Karrieren sind hausgemacht

Auffällig an den Werdegängen: Es sind fast immer interne Karrierewege – von den 21 ESG-Chefs in unserer Analyse sind nur vier von Außen auf ihre heutige Position gekommen. Einmal die oben schon erwähnten Ingo Speich und Rupini Deepa Sobottka. Zudem Inka Winter, die aus ihrem eigenen ESG-Startup zur Castellbank kam. Und Susanne Gerber, die von der DWP Bank zu Donner & Reuschel wechselte.

Die meist interne Entwicklung der Rollen ist durchaus plausibel, da sich das ESG-Berufsfeld in den letzten Jahren überhaupt erst eigenständig entwickelt hat, einschließlich entsprechender Studiengänge. Die von uns betrachteten Manager und Managerinnen haben demnach keinen speziellen Nachhaltigkeits-Studiengang abgeschlossen, sondern haben BWL (9x), VWL (3x), Politikwissenschaften oder Jura studiert (insgesamt 4x) studiert.

Überwiegend kommen die ESG-Chefs auch nicht aus dem klassischen Banking (wenn doch, dann entweder aus dem Firmenkundengeschäft oder dem Portfolio-Management). Insgesamt 12 legten zuvor eine Karriere in anderen Querschnitts-Abteilungen hin, etwa in der Kommunikation oder Strategie. Übrigens haben vier Manager teils mehrere Berater-Stationen hinter sich, bei EY und PwC (jeweils 2x), sowie bei ZEB, Targens und der heutigen Sopra Steria (jeweils 1x).

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5.) 50% Frauen, 50% Männer (fast)

So ausbaufähig die Frauenquote in den Führungsetagen unserer Banken und Fintechs auch ist – im ESG-Bereich scheint es in Sachen Diversität um einiges besser zu laufen als in anderen Abteilungen. So überwiegt in unserer Stichprobe der Frauenanteil sogar minimal, mit 11 Frauen und 10 Männern.

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