von Christian Kirchner und Thomas Borgwerth, 5. Februar 2020
“Wir gehen den Konsolidierungs-Prozess in der Branche aus einer Position der Schwäche an” – nein, so würde natürlich niemals ein Vorstands-Vorsitzender eine Fusion kommentieren. Also erklärte der Chef der Sparda Hannover, André-Christian Rump, gestern Früh im Namen seiner Bank und der Sparda Berlin, mit der man sich zusammentun will: “Wir gehen den Konsolidierungs-Prozess in der Branche aus einer Position der Stärke an.”
Aber stimmt das überhaupt?
Also: Mit der geplanten Fusion der beiden Sparda-Banken aus Berlin und Hannover entsteht ein neuer genossenschaftlicher Bankenriese. 700.000 Mitgliedern, 10 Mrd. Euro Einlagen. 11,3 Mrd. Euro Bilanzsumme. Das sind in etwa die Dimensionen, in denen sich auch die Sparda West und die Sparda Baden-Württemberg – wobei gemessen an der Kundenzahl sogar das größte hiesige Geno-Institut überhaupt entstünde. Nun ist groß aber nicht gleich stark. Schauen wir uns die Zahlen der beiden Banken also etwas genauer an (wobei als Referenz das Jahr 2015 dienen soll, weil damals der EZB-Einlagenzins erstmals durchgängig negativ war und die Notenbank zudem ihr massives Anleihen-Kaufprogramm startete).
Also:
Tauchen wir ein bisschen Tiefer in die Zahlen ein, und zwar erst einmal tabellarisch:
Quelle: Geschäftsberichte
Man sieht, was man bei vielen anderen deutschen Retailbanken auch sieht: Der Zinsüberschuss sackt in sich zusammen (minus 57 Mio. Euro) – was der Anstieg beim Provisionsüberschuss nicht annähernd auffangen kann (plus 8 Mio. Euro). Als Konsequenz müssten eigentlich die Kosten massiv sinken. Doch das tun sie nicht (wobei mal dahingestellt sei, ob das an mangelndem Sparwillen oder an externen Effekten wie den Regulierungskosten liegt).
Die Diagnose jedenfalls liegt auf der Hand: Irgendwas muss passieren – und dieses „Irgendwas“ ist offensichtlich die nun angestrebte Fusion.
Und sonst so?
Nach den Gründen befragt, teilt die Sparda Hannover mit, man möge “im 3. Absatz auf Seite 8 im Lagebericht” nachlesen. Haben wir getan. Dort steht, dass es aufgrund von “Zuführungen zu Rückstellungen erhebliche Steigerungen bei den Personalaufwendungen” gegeben habe. Und: “Der überwiegende Anteil davon entfällt auf den Zinsänderungseffekt bei den Pensionsrückstellungen.” Das ist aus Sicht von Finanz-Szene.de allerdings eine unzureichende Erklärung. Denn die Pensions-Rückstellungen haben sich lediglich um 1,6 Mio. Euro erhöht. In der GuV haben die Aufwendungen für Altersvorsorge um 2 Mio. Euro zugelegt. Selbst bereinigt um beide Effekte betrugen die Personal-Aufwendungen pro Vollzeitstelle 96.000 Euro.
Unterm Strich? Mag sein, dass hier keine ganz schwachen Banken fusionieren. Aber stark? Sind die Sparda-Banken in Hannover und Berlin weiß Gott nicht.