von Georgia Hädicke und Christian Kirchner, 1. April 2023
In unserem Genosektor-Ticker verfolgen wir Volks- und Raiffeisenbanken genauso wie PSD- und Sparda-Banken, die DZ-Bank-Gruppe genauso wie die Atruvia.
Hier unser Ticker für den März 2023:
Dass die großen Sparkassen hierzulande operativ zugelegt haben, hatten wir Ihnen ja kürzlich erst erzählt (siehe hier). Und im Genosektor? Scheint sich dieser Trend zu bestätigen – jedenfalls wenn die gestern vorgelegten 2022er-Ergebnisse der Berliner Volksbank (Bilanzsumme: 18 Mrd. Euro), der Gradmesser sind. Zwar ist auch hier die Zinswende beträchtlich ins Bewertungsergebnis eingeschlagen, das auf minus 66 Mio. Euro rutschte (nach -8 Mio. Euro im Vorjahr), wovon knapp 61 Mio. Euro auf die Eigenanlagen entfielen. Allerdings können die Berliner diese Scharte durch das operative Ergebnis wieder ausgleichen. Das stellt sich dann so dar:
Im Ergebnis kommt die Berliner Volksbank so auf eine Cost-Income-Ratio von 57,4% (Vorjahr: 63,6%) und ein Betriebsergebnis vor Bewertung, das mit 178 Mio. Euro satten 0,97% der durchschnittlichen Bilanzsumme entspricht. Und während der Geno-Sektor als Ganzes an Mitgliederschwund leidet, verzeichnet die Hauptstadt-Volksbank immerhin noch leicht steigende Mitgliederzahlen (+1% auf 219.600). Die Dividende wurde von 2% auf 3% erhöht.
––––––––––––––––––––
Es war ein Beben, das den Geno-Sektor in seinen Grundfesten zu erschüttern drohte: Vor einem Jahr wurden ernste juristisch Zweifel an jenem ebenso gängigen wie umstrittenen Verfahren laut, nach dem hierzulande die meisten Fusionen von Volks- und Raiffeisenbanken vollzogen werden. Konkret ging es um den – gemessen an der Bilanzsumme rund 5,4 Mrd. Euro schweren – Zusammenschluss dreier VR-Banken aus Nürnberg, Erlangen und Neustadt an der Aisch im Jahr 2021. Die Gemengelage, grob gesagt: Gemessen am Eigenkapital, an der Rentabilität und an der Dividende war die „VR meine Bank“ aus Neustadt zum Zeitpunkt der Fusion das mit Abstand stärkste der drei Institute. Trotzdem entfielen nach der Fusion lediglich 21% des Geschäftsguthabens auf die Neustädter Genossen – während die Nürnberger auf 47% kamen und die Erlanger auf 32%. Darf das sein? Das war die Frage, die das Landgericht Nürnberg-Fürth damals aufwarf. Und die in den genossenschaftlichen Bankenverbänden für helle Aufregung sorgte. Ein Jahr später ist die hochbrisante Frage nach Informationen von Finanz-Szene nun erst einmal beantwortet: Ja, das Prozedere ist rechtens, glaubt das Landgericht – scheint sich seiner Sache so ganz sicher aber auch nicht zu sein und öffnet den Weg in die nächste Instanz. Der Fall ist also nur vorläufig entschieden. Hier die wichtigsten Fragen und Antworten: FS Premium
Verurteilter Sparda-Banker Kahl: „Das System hat mir keine Grenzen auferlegt“
PSD-Banken liquidieren IT-Service-Tochter. Die Atruvia übernimmt
Vor einem Jahr berichteten wir aus Anlass der Bilanz-PK der BVR von einem „historischen Coup“ – schließlich war es den Volks- und Raiffeisenbanken erstmals seit mindestens 20 Jahren gelungen, einen höhere Vorsteuergewinn zu erwirtschaften als die Sparkassen. Und sonst so? Nutzte Verbandspräsidentin Marija Kolak der Termin, um schnell noch eine Innovationsbotschaft zu verbreiten. Geplant nämlich sei – ein Krypto-Angebot für Privatkunden. Those were the days, mag man da zwölf Monate später seufzen. Bei der diesjährigen Bilanz-PK stand nämlich gestern erwartungsgemäß eine ganz, ganz andere Frage im Mittelpunkt: Wie viel haben die Genobanken denn nun auf ihre Eigenanlagen abschreiben müssen? Antwort: 5,8 Mrd. Euro. Was zweifellos happig ist. Allerdings verglichen mit den Sparkassen auch nicht soooooo happig. Und jenseits der „Depot A“-Verluste zeigte sich sogar (was wir in unserem gestrigen „Deep Dive“ ja schon angedeutet hatten): Streng operativ betrachtet ist 2022 für die Volks- und Raiffeisenbanken eigentlich ganz gut gelaufen. Die Analyse: FS Premium
2022er-Zahlen im Überblick: Sieben große Volksbanken ziehen blank!
Es ist ein Fall, der in seiner finanziellen Tragweite mit dem IT-Desaster der Apobank vergleichbar sein dürfte: Laut exklusiven Recherchen von Finanz-Szene steht das gemeinsame Kernbanken-Projekt diverser Sparda-Banken (West, Baden-Württemberg, Hessen, München, Nürnberg, Ostbayern und Augsburg) mit dem französischen Technologiekonzern Sopra Steria vor dem Aus. Der Wechsel zu einem anderen Core-Banking-Anbieter wird bereits offen sondiert. Hintergrund: Die Gruppe der elf Sparda-Banken hatte sich in technologischer Hinsicht vor einigen Jahren aufgespalten. Während sich die Institute aus Berlin, Hamburg, Hannover und Südwest dem genossenschaftlichen IT-Dienstleister Atruvia anschlossen, überführten die sieben übrigen Sparda-Banken die alte Nürnberger „Sparda Datenverarbeitungs eG“ in ein Joint-Venture mit Sopra Steria. Dass es in diesem anfangs hochambitionierten Bündnis knirscht und knarzt, hatten exklusive Recherchen von Finanz-Szene bereits Anfang November zutage gefördert. Nun indes scheinen die Risse in dem Gemeinschafts-Projekt kaum mehr zu kitten. Was sind die Gründe? Wie geht es nun weiter? Und wie hoch wird die finanzielle Rechnung letztlich ausfallen? Hier die Details: FS Premium
Die Ergebnisse der DZ Bank und ihrer Töchter im Überblick
Bei den Worten „Fusion“ und „Westfalen-Lippe“ neigen wir aus guter Gewohnheit (siehe etwa hier, hier und hier) dazu, automatisch „Sparkassen“ zu ergänzen – doch Obacht! Bei dem gestern angekündigten Zusammenschluss in Ostwestfalen-Lippe handelt es sich tatsächlich um den zweier Volksbanken, nämlich Bielefeld-Gütersloh (Bilanzsumme: 5,6 Mrd. Euro) und Herford-Mindener Land (4,6 Mrd. Euro). Mit einer kumulierten Bilanz von knapp über 10 Mrd. Euro würde die künftige „Volksbank in Ostwestfalen“ in die Top-10 der größten deutschen VR-Banken aufsteigen – mit 290.000 Kunden, 192.000 Mitgliedern und 1200 Beschäftigten.
Nun sind Banken-Hochzeiten im Genosektor (anders als – mit Ausnahme Ostwestfalen – bei den Sparkassen) freilich Usus, und so fallen auch die Begründungen auf den ersten Blick nicht überraschend aus: Es gehe darum, das „Kerngeschäft abzusichern und weiterzuentwickeln“ sowie „in einem hart umkämpften Markt weiterhin eine der besten Regionalbanken in Ostwestfalen zu sein“, heißt es in der Mitteilung. Was freilich auffällt: Es sind längst nicht mehr nur die kleineren Genos mit Bilanzsummen unter 2 Mrd. Euro (siehe weiter unten), die ihre Eigenständigkeit aufgeben. Immer öfter sind es auch Häuser, die im Vergleich zu den schon größeren gehören. Allein für die jüngste Vergangenheit fallen uns etwa die Volksbanken in Mainz und Darmstadt-Südhessen ein (kumulierte Bilanzsumme: 13 Mrd. Euro), die Volksbanken in Rosenheim und Ingolstadt (16 Mrd. Euro) sowie die Volksbanken in Villingen-Schwenningen und Rhein-Wehra (12 Mrd. Euro) … wobei aus den letzten beiden am Ende nichts wurde (siehe hier und hier). Aber das sind zwei andere Geschichten.
Alle Geno-Meldungen aus dem Februar
Die Artikel von Finanz-Szene sind urheberrechtlich geschützt und nur für den jeweiligen Premium-Abonnenten persönlich bestimmt. Die Weitergabe – auch an Kollegen – ist nicht gestattet. Wie Sie Inhalte rechtssicher teilen können (z.B. via Pressespiegel), erfahren Sie hier.
Danke für Ihr Verständnis. Durch Ihr Abonnement sichern Sie ein Stück Journalismus!