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Großbanken: Cash Group hat ein Viertel der Automaten abgebaut

Die in der „Cash Group“ zusammengeschlossenen großen deutschen Privatbanken haben in den vergangenen Jahren mehr als 2.000 Geldautomaten abgebaut – und damit ihr Automatennetz um rund ein Viertel geschrumpft. Das ergibt sich aus veränderten Formulierungen auf den Internetseiten der Institute sowie der Cash Group selbst. Neben der Deutschen Bank samt der Postbank gehören der „Cash Group“ die Commerzbank und Hypo-Vereinsbank an. Cash-Group-Kunden können die Geldautomaten der anderen Mitgliedsinstitute kostenlos nutzen.

So schreibt zum Beispiel die Deutsche Bank inzwischen auf ihrer Internetseite: „Unsere Automaten sind Teil der ‚Cash Group‘, die mit ihren Partnerbanken und Shell-Tankstellen auf fast 7.000 Geldautomatenstandorte kommt.“ Noch bis vor wenigen Wochen war an derselben Stelle von 9.000 Geldautomaten die Rede gewesen. Auch die Internetpräsenz der Cash Group selbst verwendet seit Anfang April die Formulierung, den Kunden stünden „rund 7.000 inländische Geldautomaten der Cash Group Banken, inklusive dem Bargeldbezug an den Kassen von rund 1.300 Shell-Tankstellen, kostenlos zur Verfügung“ – nachdem noch bis Ende März die Zahl von „etwa 9.000 inländischen Geldautomaten inklusive der Shell-Tankstellen“ angegeben war.

Ein Sprecher der Postbank bestätigte auf Nachfrage von Finanz-Szene, dass die Zahl gesunken sei und die Gesamtzahl von 7.000 sachlich richtig sei, betonte aber, nicht für die Cash Group zu sprechen. Er begründete die sinkenden Zahlen damit, dass „mit der fortschreitenden Digitalisierung sich das Verhalten der Kundinnen und Kunden verändert“ habe. Konkret: „Seit Jahren nutzen immer mehr Menschen ihr Smartphone oder ihre Bankkarte zum Bezahlen.“ Ein Sprecher der Coba bestätigte ebenfalls, dass es „Anpassungen im Angebot“ gegeben habe.

Die „Cash Group“ schrumpft das Automatennetz gegen den Trend

In den ehemals rund 9.000 „Cash Group“-Automaten waren stets rund 1.300 Automaten an Shell-Tankstellen eingerechnet. Dort können Cash Group-Kunden direkt an der Kasse Geld anheben. Deren Zahl soll weitgehend unverändert sein – sodass der Rückbau de facto auf die eigentlichen Banken-Standorte entfällt. Das heißt konkret, dass wir es mit einem Rückgang von ehemals rund 7.700 Geräten auf nur noch etwa 5.700 Geräte zu tun haben.

Bankenkreise betonen allerdings, dass es sich um keinen plötzlichen Rückbau handele. Vielmehr seien seit Mitte der 2010er Jahre sukzessive Automaten demontiert worden, ohne dass die Banken ihre Angaben auf ihren Websites geändert hätten. Zuletzt war die Diskrepanz zwischen der kommunizierten und der tatsächlichen Zahl dann aber offenbar so groß geworden, dass die „Cash Group“-Mitglieder nicht länger von 9.000 Automaten sprechen wollten.

Der allergrößte Teil des Rückgangs dürfte schlicht mit der Schließung von Filialen zusammenhängen. So hatten Deutsche Bank und Postbank über die vergangenen Jahre zusammen rund 300 Standorte dichtgemacht bzw. sind im Begriff, dieses zu tun, bei der Commerzbank sind es rund 550 Standorte, bei der HVB waren es knapp 300 – macht in der Summe rund 1.150 Filialen, die bereits verschwunden sind oder noch geschlossen werden. Nun mag es an manchen ehemaligen Filialstandorten zwar weiterhin einen Geldautomaten geben, der Regelfall scheint das aber nicht zu sein. Hinzu kommt: 2018 schied die OLB mit damals noch gut 100 Standorten und einigen mehr Automaten aus der „Cash Group“ aus.

Diese Entwicklung erstaunt insofern, als die Bundesbank in ihren Statistiken auf lange Sicht immer noch eine steigende Zahl von Automaten ausweist. Ende 2010 waren es demzufolge rund 56.000 Geräte gewesen; Ende 2020 (aktuellere Zahlen liegen noch nicht vor) nach dem ersten signifikanten Rückgang überhaupt versus 2019 gut 61.000. Eingedenk der Tatsache, dass Finanz-Szene zuletzt bereits einen deutlichen Rückbau auch bei der ING Diba öffentlich gemacht hatte, scheint nicht auszuschließen, dass die Buba-Zahlen möglicherweise Ungenauigkeiten aufweisen. Eine andere mögliche und durchaus plausible Erklärung könnte der Aufbau von Automaten durch unabhängige Betreiber in stark frequentierten Innenstadt-Zonen sein.

18/10/21: ING Diba baut Geldautomaten ab, Check24 stellt Multibanking-App ein, Tomorrow

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