News

Coba mit höchstem Nettogewinn seit 2011 – doch das Retail-Geschäft stockt

Die Commerzbank hat im ersten Quartal ein operatives Ergebnis von 875 Mio. Euro erwirtschaftet – 61% mehr als im Vorjahreszeitraum und auch gut 100 Mio. Euro mehr, als Analysten erwartet hatten. Auch beim Nettogewinn übertraf die zweitgrößte private Bank hierzulande mit 580 Mio. Euro das Vorjahr (298 Mio. Euro)  sowie die Konsens-Schätzung (481 Mio. Euro) deutlich. Unter dem Strich legt die Coba damit das profitabelste Quartal seit 2011 hin.

Als wesentlicher Gewinntreiber erwies sich erwartungsgemäß der Zinsüberschuss, der zum Vorjahresquartal um 39% zulegte. Dass die Gesamterträge dennoch um 5% niedriger ausfielen als im Vorjahr, war der Tatsache geschuldet, dass die Commerzbank vor einem Jahr von einem massiven Sondereffekt profitiert hatte (353 Mio. Euro aus dem Bewertungsergebnis); darüber hinaus fielen Erträge aus dem TLTRO-Programm der EZB weg. Weil die Coba unterdessen bei den operativen Kosten weiterhin hohe Disziplin walten lässt – sie stiegen trotz zuletzt rund 7% Inflation nur um 2% – und sie überdies kaum Risikovorsorge bilden musste (nur 68 Mio. Euro), reicht es unter dem Strich für das besagte deutliche Gewinnplus.

Eine ungewöhnlich deutliche Abweichung von den Erwartungen zeigt sich indes bei den Segment-Ergebnissen: Die Einheit für Privat- und Geschäftskunden inklusive der polnischen mBank blieb mit 390 Mio. operativem Gewinn deutlich unter dem Analysten-Konsens von 499 Mio. Euro und auch 3% unter dem Vorjahresergebnis. Dabei erstaunte vor allem der leichte Rückgang des Zinsüberschusses im Deutschland-Geschäft um 2%. Die Commerzbank verwies hier auf „geringere Marktwertausgleiche bei Sondertilgungen von Baufinanzierungen“, höhere Risikovorsorge und eine neuerliche Vorsorge für Rechtsrisiken bei Schweizer-Franken-Krediten in Höhe von 173 Mio. Euro. Ansonsten habe sich das Baufi-Geschäft im Q1 weitgehend stabil gezeigt und gegenüber dem Q4 wieder zugelegt.

Starken schnitt derweil die Firmenkundensparte ab, die mit 539 Mio. Euro Gewinn vor Steuern die Erwartungen um mehr als 200 Mio. Euro schlug. Treiber sei hier vor allem die Entwicklung des Zinsüberschusses aus den Kundeneinlagen gewesen, hieß es. Zudem half die Auflösung von Risikovorsorge im Umfang von 54 Mio. Euro. Damit wiederholt sich ein Muster, das auch schon bei der Deutschen Bank im Startquartal zu beobachten war: Die Bedeutung des Firmenkundenbereichs wächst, und hier fallen die Effekte der Zinswende deutlich stärker ins Gewicht als im Privatkundengeschäft.

Das unter dem Strich stärker als erwartet ausgefallene Nettoergebnis führt dazu, dass die Commerzbank auch bei der Kernkapitalquote (14,2%) und der Eigenkapitalrendite (nunmehr: 8,3%) leicht über den Erwartungen blieb. Beim Ausblick auf 2023 bleibt die Bank dennoch konservativ: Zwar sprach sie von einem „zusätzlichen Aufwärtspotenzial“ aufgrund der Zinslage beim Zinsergebnis. Alle wesentlichen Ziele wie etwa die Kosten (6,3 Mrd. Euro im Gesamtjahr), die Risikovorsorge (unter 900 Mio. Euro), Kernkapitalquote (14%) und vor allem der Nettogewinn („deutlich über 2022“) blieben indes unverändert.

in Mio. Euro Q1/22 Erwartung Q1/23 Ist Q1/23 vs. Vorjahres-Quartal vs. Erwartung
Erträge gesamt 2795 2.642 2.668 – 5% + 1
davon Zins-Überschuss 1401 1.876 1.947 + 39% + 4%
davon Provisions-Überschuss 972 911 915 – 6% 0
davon Bewertungs-Ergebnis 353 8 -72
davon sonstiges Ergebnis 69 -157 -122 – 22%
Risikoergebnis -464 -135 -68 – 85% – 50%
Kosten 1440 1.453 1.464 + 2% + 1%
Pflichtabgaben 347 285 260 – 25% – 9%
Operativer Gewinn 770 770 875 + 14% + 14%
Gewinn vor Steuern 529 765 871 + 65% + 14%
Steuern 199 256 279 + 40% + 9%
Minderheiten 32 -27 12 – 63% – 144%
Nettogewinn 298 481 580 + 95% + 21%
Segmente operativer Gewinn
Privat- und Geschäftskunden 404 499 390 – 3% – 22%
Firmenkunden -7 329 539 + 64%
Kennziffern
Cost-Income-Ratio 64% 65% + 1 Ppt.
Kernkapital-Quote CET1 13,5% 14,1% 14,2% + 0,7 Ppte.
Eigenkapital-Rendite 4,0% 6,9% 8,3% + 4,3 Ppte.

Rechtehinweis

Die Artikel von Finanz-Szene sind urheberrechtlich geschützt und nur für den jeweiligen Premium-Abonnenten persönlich bestimmt. Die Weitergabe – auch an Kollegen – ist nicht gestattet. Wie Sie Inhalte rechtssicher teilen können (z.B. via Pressespiegel), erfahren Sie hier.

Danke für Ihr Verständnis. Durch Ihr Abonnement sichern Sie ein Stück Journalismus!

To top