von Christian Kirchner, 27. April 2023
Die Deutsche Bank hat die Erwartungen zu Jahresbeginn übertroffen: Nach Steuern erwirtschaftete das Institut im ersten Quartal einen Nettogewinn von 1,296 Mrd. Euro – das entspricht einem Plus von 9% zum Vorjahresquartal und war gut 200 Mio. Euro mehr, als Analysten prognostiziert hatten. Dabei setzt sich ein Trend fort, der sich auch schon in den vergangenen Quartalen zeigte: Die Deutsche Bank verbessert ihre Profitabilität über die Ertrags- und nicht die Kostenseite. So stiegen die Erträge zum Vorjahresquartal um 5% (und fielen damit über 200 Mio. Euro höher aus als erwartet), die Kosten hingegen stiegen lediglich um 1%.
Durch das starke Ergebnis verbesserten sich auch die Rendite auf das materielle Eigenkapital (RoTE) sowie Kernkapitalquote – also die aus Investorensicht wichtigsten Kennziffern: Die Eigenkapitalrendite notierte mit 8,3%* deutlich über dem Vorjahr und der Analysten-Erwartung (jeweils 7,2%); die Kernkapitalquote lag zum Quartalsende mit 13,6% sehr deutlich über dem Vorjahr (12,8%) und den Schätzungen (13,3%). Insbesondere die Kernkapitalquote ist ein wichtiger Indikator für die Krisenfestigkeit der Bank und auch ihrer Fähigkeit, erwirtschaftete Gewinne über Aktienrückkäufe und Dividenden an Investoren auszuschütten. Hier lag die Deutsche Bank jahrelang hinter ihren europäischen Wettbewerbern, konnte die Lücke aber inzwischen schließen.
Die Spartenergebnisse bargen derweil einige Überraschungen – positive wie negative: Sehr positiv überraschte (wie schon im Q4) die Corporate Bank, die mit 822 Mio. Euro Gewinn vor Steuern nicht nur die Erwartungen sehr deutlich um 256 Mio. Euro schlug, sondern inzwischen gemessen am Vorsteuergewinn ähnlich viel zum Gesamtergebnis beiträgt wie die seit Jahren operativ dominierende Investmentbank (Vorsteuergewinn Q1: 861 Mio. Euro). Um rund 160 Mio. niedriger als erwartet fiel auch der Verlust in der Zentralsparte „Corporate & Other“ aus, in der nun nach neuer Segmentierung auch die ehemalige Abbaueinheit „Capital Release Unit“ enthalten ist.
Eine erstaunlich deutliche Enttäuschungen gab es hingegen in der Private Bank, wo der Vorsteuergewinn mit 280 Mio. Euro je knapp ein Drittel unter dem Vorjahr und den Analysten-Erwartungen lag. Die Kosten lagen in der bislang von Karl von Rohr geführten Sparte rund 100 Mio. Euro über den Erwartungen, der Zinsüberschuss ging um recht luftige 19% zum Vorquartal zurück – und bei den inzwischen wieder bilanziell sehr geschätzten Einlagen in der Privatkunden-Einheit gab es im Q1 einen Rückgang zum Jahresende von 2% auf nunmehr 310 Mrd. Euro. Operativ trägt die Private Bank damit trotz der Zinswende mit einer Eigenkapitalrendite von 5,3% und einer Cost-Income-Ratio von 78% die rote Laterne unter den Sparten. Auf den erst am Vorabend der Quartalszahlen ernannten von Rohr-Nachfolger Claudio de Sanctis wartet somit ab spätestens November eine Menge Arbeit – und es dürfte Wetten geben, ob er nicht schon vorher sein Amt antritt.
Leichte Schwächen zeigt auch das Asset Management, das aus den konsolidierten Ergebnissen der DWS besteht: Hier lag der Vorsteuergewinn trotz Nettozuflüssen in der Lesart der Deutschen Bank-Mutter bei nur 115 Mio. Euro – erwartet wurden 169 Mio. Euro, im Vorjahresquartal waren es 206 Mio. Euro gewesen. In ihrer eigenen Bilanzierung weist die DWS einen Nettogewinn von 138 Mio. Euro im Q1 aus – das liegt nur leicht unter den Erwartungen von im Schnitt 142 Mio. Euro.
Die Ergebnisse im Überblick:
Die Spartenergebnisse:
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* In einer früheren Fassung des Artikels hatten wir den RoTE kurzzeitig und fälschlicherweise mit 7,4% angegeben (7,4% war der RoE, nicht der RoTE …), wir bitten den Fehler zu entschuldigen.
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