von Christian Kirchner, 3. Mai 2023
Die Hypo-Vereinsbank ist mit fulminanten operativen Kennziffern in das Jahr 2023 gestartet: Wie aus den am Morgen veröffentlichten Zahlen der italienischen Mutter Unicredit hervorgeht, stieg der Nettogewinn im Deutschland-Geschäft im Q1 gegenüber dem Vorjahr um 80% auf nunmehr 516 Mio. Euro. Die Cost-Income-Ratio landete bei 40%, die rechnerische Eigenkapitalrendite bei 19,5%. Das Deutschland-Geschäft umfasst das Privat- und Firmenkundengeschäft der Hypo-Vereinsbank wie auch das in München angesiedelte Investmentbanking der Unicredit, eine Differenzierung findet unterjährig seit dem Vorjahr nicht mehr statt.
Mit diesen Werten dürften die Hypo-Vereinsbank inzwischen die mit Abstand profitabelste aller großer Vollbanken hierzulande sein – weit vor den einstigen Platzhirschen ING, DKB, Targobank und Co. Allenfalls die OLB operiert noch mit ähnlichen Werten. Bedingt durch die Zinswende und ein stärkeres Handelsergebnis zogen die Erträge um 11% zum Vorjahresquartal an. Bei den Kosten zeigten sich nun die Effekte des Ende 2021 eingeleiteten Restrukturierung namens „Unicredit Unlocked 2022-2024“: Sie sanken um 6%, getragen sowohl von den Personalkosten (minus 7%) als auch den Sachkosten (minus 3%). Die Zahl der Vollzeitstellen sank um 749 bzw. 7% zum Vorjahr auf nunmehr noch 11.303.
Auf der Kostenseite zeigte sich zudem jenseits der Sach- und Personalkosten ein Effekt, der schon bei der Deutschen Bank zu beobachten war: Die Pflichtabgaben sinken. Die Beiträge zum Einheitlichen Abwicklungsfonds (SRF) gingen um 62 Mio. beziehungsweise 26% zum Vorjahresquartal zurück. Zur Einordnung: Das entspricht rund 7% aller Kosten, die nunmehr weggefallen sind. Die zusätzliche Risikovorsorge betrug zudem lediglich 33 Mio. Euro, was überschaubaren 10 Basispunkten des Kreditbuchs von 130,6 Mrd. Euro entspricht.
Auffällig ist allerdings, dass sich die Hypo-Vereinsbank schwertut, Einlagen zu halten beziehungsweise gar zu generieren – seit der Zinswende eine der einfachsten Möglichkeiten für Banken, Geld zu verdienen. Die Kundeneinlagen sanken im Laufe des ersten Quartals gegenüber dem Jahresende um knapp 8 Mrd. Euro beziehungsweise 5% auf zuletzt 138,8 Mrd. Euro. Angesichts des gesamten Zahlenwerks ist das für die am 1. März angetretene Neu-Vorstandschefin Marion Höllinger allerdings vorerst ein Luxusproblem.
Die Artikel von Finanz-Szene sind urheberrechtlich geschützt und nur für den jeweiligen Premium-Abonnenten persönlich bestimmt. Die Weitergabe – auch an Kollegen – ist nicht gestattet. Wie Sie Inhalte rechtssicher teilen können (z.B. via Pressespiegel), erfahren Sie hier.
Danke für Ihr Verständnis. Durch Ihr Abonnement sichern Sie ein Stück Journalismus!