von Christian Kirchner, 6. November 2020
Zur Hypo Vereinsbank hat man in der deutschen Bankenszene ein eher ambivalentes Verhältnis. Man redet sich beispielsweise gerne ein, dass es doch ganz nett sei, dort nicht zu arbeiten. Von wegen Knute aus Mailand straffe Führung und Kostendisziplin uns so. Was ja irgendwo auch stimmt …
Indes: Der Erfolg gab der HVB bislang absolut Recht. Der Umbau von der Filialbank zur Hybridbank (also jener Umbau, der anderen Instituten im besten Falle noch bevorsteht) hat geklappt, die Ergebnisse konnten sich in den letzten Jahren (siehe hier, hier, und hier) meist sehen lassen. Umso erstaunlicher, dass die gestern vorgelegten Q3-Zahlen der italienischen Mutter Unicredit in Bezug auf die deutsche Tochter ein paar unschöne Überraschungen bereithielten.
Denn: Nachdem der Nettogewinn im Bereich “Commercial Banking Germany” – also dem Geschäft mit Privat- und Firmenkunden – vor einem Jahr (sprich: im damaligen Q3) noch bei 165 Mio. Euro gelegen hatte und es im Q2 2020 schon auf 86 Mio. Euro runtergegangen war, ist er jetzt noch einmal weiter runtergegangen – nämlich auf nur noch 50 Mio. Euro.
Warum? Den einen Grund gibt. Und in gewisser Weise ist gerade das die schlechte Nachricht. Denn: Es bröckelt offenbar an vielen Ecken. Genau die Widerstandsfähigkeit, die etwa die ING Diba trotz Corona-Krise bislang zeigt (siehe unsere Analyse hier) und die die HVB jahrelang hatte, scheint ihr nun so ein bisserl abzugehen.
Entscheidende Frage: Sind das Einmaleffekte und wächst sich das alles bald wieder aus? Oder läuft sich die Strategie, die alles andere der Kostendisziplin unterordnet, so langsam tot?
Bis auf weiteres gilt für die Hypo Vereinsbank – erst Recht in Zeiten von Corona – der “Benefit of the doubt“. Aber man sollte von jetzt an mal ein bisschen genauer hinschauen.
Hier noch die Zahlen auf einen Blick: