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Commerzbank will 15% EK-Rendite, baut 3.900 Stellen ab – und die Aktie geht steil

Die Commerzbank wehrt sich mit ambitionierten Zielen gegen eine drohende Übernahme durch den italienischen Wettbewerber Unicredit: Bis zum Jahr 2028 streben die Frankfurter eine Eigenkapitalrendite von 15% an, wie aus der am Morgen veröffentlichten Präsentation zur neuen „Momentum“ genannten Strategie hervorgeht. Mir dieser angepeilten Verzinsung des Eigenkapitals bewegt sich die Commerzbank nunmehr grob gesagt auf dem Ambitionsniveau anderer europäischer Großbanken wie ING, Société Générale oder BNP Paribas. Zudem soll die Cost-Income-Ratio – ebenfalls bis 2028 – auf 50% sinken.

Aktuell beträgt die Eigenkapitalrendite auf Basis der nun endgültigen (und bereits vergangene Woche vorab veröffentlichten) Zahlen für 2024 lediglich 9,2%. Den entscheidenden Beitrag zum Gewinn- und Rentabilitätssprung sollen dabei vor allem steigende Erlöse leisten. Grundsätzlich peilt die Commerzbank „moderat steigenden Kosten“ bei einer „deutlichen“ Zunahme der Erträge an; diese sollen um 4% pro Jahr wachsen. Insbesondere die Provisionsergebnisse sollen hier um 7% per annum bis 2028 zulegen.

Auffällig ist, dass die Commerzbank nach Jahren der Refokussierung auf das Deutschland-Geschäft nun offenbar wieder stärker auf Internationalisierung setzt: Im Segment Firmenkunden will sich die Bank nach eigenen Worten „auf internationales Wachstum konzentrieren“ und das Geschäft mit deutschen Kunden in den USA und Asien ausbauen. Auch sollen „Geschäftsbeziehungen mit nordamerikanischen und asiatischen Unternehmen aus ausgewählten Sektoren intensiviert werden“.

Dieser Strategie soll auch die Personalplanung Rechnung tragen: Insgesamt will die Bank bis 2028 rund 3.900 Vollzeitstellen abbauen, allen voran in Zentral- und Stabsfunktionen in Deutschland. Darüber habe man sich bereits mit Arbeitnehmern im Zuge einer „Transformationsvereinbarung“ geeinigt. Weil allerdings etwa „an internationalen Standorten und bei der mBank“ ein Personalaufbau geplant sei, soll der Personalstand des Konzerns weitgehend konstant bei 36.700 Vollzeitkräften weltweit bleiben. Für den Stellenabbau muss die Commerzbank in diesem Jahr einmalig 700 Mio. Euro an Transformationskosten verbuchen, die das Ergebnis entsprechend belasten. Angepeilt sind dafür dauerhafte Kosteneinsparungen von 0,5 Mrd. Euro per annum, das sind rund 8% der aktuellen Kostenbasis.

Zum Deutschland-Geschäft blieb die Commerzbank am Morgen eher vage. Man wolle im Privat- und Unternehmerkunden-Segment die Zwei-Marken-Strategie von Commerzbank und Comdirect „mit einer stärkeren Preis- und Angebotsdifferenzierung schärfen“ – ein Hinweis, der auf Preiserhöhungen bei Commerzbank-Dienstleistungen hindeutet. Zudem will die zweitgrößte deutsche Privatbank ihr Kredit-Neugeschäftsvolumen mit Privat- und Unternehmerkunden ausbauen und das Zahlungsverkehrs-Geschäft „modernisieren“.

Schmackhaft gemacht werden soll Investoren der Glaube an 15% Eigenkapitalrendite mit ambitionierten Zwischenzielen auf dem Weg bis 2028 und einer Ausschüttungsquote von 100% aller Gewinne. Bereits für dieses Jahr strebt der Vorstand ein Nettoergebnis von 2,8 Mrd. Euro vor Restrukturierungskosten für die Transformation an – Analysten rechnen hier bislang nur mit 2,6 Mrd. Euro. Die ambitionierten 7% Steigerung beim Provisionsüberschuss pro Jahr sollen ebenfalls schon in diesem Jahr erreicht werden. Weil die Commerzbank aktuell komfortabel kapitalisiert ist mit 15,1% harter Kernkapitalquote (CET1), aber mittelfristig lediglich gut 13,5% anstrebt, kann die Kapitalrückzahlung über Dividenden und Rückkaufe schon beginnend in diesem Jahr höher ausfallen als der Gewinn.

Auch weitere Ziele auf dem Weg bis 2028 wurden geschärft: Für das Nettoergebnis im Jahr 2027 waren bislang 3,6 Mrd. Euro angepeilt – nunmehr sind es 3,8 Mrd. Euro, womit die Eigenkapitalrendite entsprechend bereits 2027 bei 13,6% stehen (für 2026 sind 11,2% angepeilt).

Teil des „Momentum“-Programms sind laut der Präsentation auch mögliche weitere Übernahmen, nicht nur um Asset Management (da haben die Frankfurter sich ja schon verstärkt), sondern auch im eigentlichen Bankgeschäft. Ziel: Ausbau des Marktanteils.

Im vorbörslichen Handel zog die Commerzbank-Aktie – die ohnehin bereits auf einem 13-Jahres-Hoch notiert – als Reaktion auf die Vorlage der Strategie um weitere 3,5% auf 19,88 Euro an. Am Vormittag will der Vorstand die Strategie in einem Analysten-Call sowie einer Pressekonferenz erläutern.

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