Makro-Ticker

Zwischen Banken- und Baufi-Krise: Die Makro-Meldungen aus dem März

In unserem Makro-Ticker behalten wir alle volkswirtschaftlichen und politischen Oberthemen im Blick, die das Geschäft unserer Banken und Fintechs beeinflussen. 

Hier der Ticker für März 2023: 

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Deep Dive: Zehn (mehrheitlich düstere) Thesen zur Lage am Baufi-Markt

Es sagt sich so leicht: Der Baufi-Markt wird schon irgendwann wiederkommen. Oder: Dem schrumpfenden Neugeschäft stehen ja steigende Zinsspannen gegenüber. Mithin: Alles halb so schlimm. Doch ist dem wirklich so? Gleichen die sich weitenden Zinsspannen wirklich die fehlenden Abschlüsse aus? Legt das Geschäft mit der privaten Baufinanzierung wirklich nur eine Pause ein? Lautet das Basis-Szenario also immer noch: „Wird schon wieder!“??? Oder ist die Zeit der Durchhalteparolen nicht langsam vorbei???

Zur Ausgangslage: Nach Jahren des Baufi-Booms sitzen Banken und Sparkassen auf Wohnimmobilien-Krediten im Umfang von fast 1,3 Billionen Euro. Weil nun die Zinsen (und die Baukosten) drastisch gestiegen sind, die Preise aber trotzdem kaum sinken wollen, geht das Geschäft seit Monaten kontinuierlich zurück. Die Folgen sind gewaltig. Psychologisch (in den Baufi-Abteilungen sitzen Mitarbeiter, die kaum noch was zu tun haben). Aber auch mathematisch (denn was nützen lukrative Neukredite, wenn im Bestand noch auf Jahre hinaus das schwach verzinste Altgeschäft dominiert?). Wer dieser Tage mit Marktteilnehmern spricht und die Dinge zu analysieren versucht, kommt jedenfalls zu dem Schluss, dass die tatsächliche Lage womöglich noch düsterer ist als die gefühlte. Unsere zehn Thesen zu den Perspektiven am Baufi-Markt: FS Premium

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Wie schlimm ist Lage am Baufi-Markt wirklich, Professor Just?

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Kurz getickert

  • Der Einlagenabfluss bei Banken aus der Eurozone hat nicht erst mit dem jüngsten Bankenbeben eingesetzt. Wie neue EZB-Daten zeigen, wurden auch schon in den fünf Monaten bis einschließlich Februar mehr als 200 Mrd. Euro abgezogen. (FT/Paywall, EZB-Website
  • Für die Anfang März kollabierte Silicon Valley Bank hat sich nach Angaben der US-Einlagensicherung FDIC eine Käuferin gefunden – nämlich die First Citizens Bank aus North Carolina. (Spiegel)
  • An der Bankenkrisen-Front ist es am Donnerstag vergleichsweise ruhig geblieben. Allerdings taumelt die First Republic Bank weiterhin – und hierzulande rutschten sowohl die Deutsche Bank (-3,2%) als auch die Commerzbank (-4,1%) merklich ab. Aufregung herrschte unterdessen um den US-Payment-Riesen Square, der unter seinem neuen Namen „Block“ infolge einer Short-Attacke bis zu 22% an Börsenwert einbüßte (Yahoo Finance)

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War das die letzte Zinserhöhung durch die Fed? 

Die US-Notenbank hat den Leitzins gestern Abend ein weiteres Mail angehoben, und zwar um 25 Basispunkte auf eine Zielspanne von 4,75% bis 5%. Wie auch schon letzte Woche die EZB, will die Fed mit ihrer Entscheidung signalisieren, dass das Bankensystem einen weiteren Zinsanstieg verkraften kann – was sich in der Praxis freilich erst einmal erweisen muss. Schließlich wächst mit anziehenden Zinsen der Druck auf verlustreiche Anleihepositionen, während sich zugleich der Wettbewerb um die Einlagen zu verschärfen droht.

Die zweite und spannendere Nachricht des gestrigen Abends war denn auch, dass die Fed zum ersten Mal, seit sie vor einem Jahr begann, die Zinsen sukzessive anzuheben, keine expliziten Hinweise auf weitere Zinsschritte gab. Dies werteten Analysten naheliegenderweise als Indiz für ein mögliches Ende der Zinssteigerungen. Der Dow-Jones-Index für US-Bankaktien verlor gestern nach der Entscheidung 2,2% – in ähnlichen, verglichen mit den Vortagen eher ruhigen Dimensionen bewegten sich bis zum Abend auch die Abschläge für Deutsche Bank (-2,1%), Commerzbank (-2,2%) und die Bankaktien der Eurozone insgesamt (Euro Stoxx Banks -0,7%).

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Kurz getickert

  • Der Markt für großvolumige Bankanleihen hierzulande ist momentan nahezu tot, stellt die „FAZ“ heute Früh unter Verweis auf entsprechende Emissions-Statistiken und Angaben von Marktteilnehmern fest … + … Zwar sei der kurzfristige Interbankenmarkt weiterhin sehr liquide (okay, wäre auch blöd, wenn nicht …) – „große  Primäraktivität ist seit 13. März [aber] weitgehend ausgeblieben“, zitiert die Zeitung den hiesigen Citigroup-Chefhändler Christian Keller.

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War’s das schon mit der Bankenkrise? 

Nun ja, zumindest lässt sich konstatieren, dass die gängigen Finanzwerte gestern erstmals seit Ausbruch der Krise vor zwei Wochen wieder richtig nachgefragt waren. So ging es hierzulande für die Deutsche Bank um 6% und für die Commerzbank um 7% nach oben, während die Aktien der UBS sogar um 12% stiegen und der Euro Stoxx Banks immerhin 5% aufholte. Auch aus den USA kamen Signale, dass sich die Lage möglicherweise beruhigt (auch weil Finanzministerin Yellen einen umfassenderen Schutz von Bankeinlagen andeutete). So machten die Papiere der angeschlagenen First Republic Bank bis zum Abend rund 54% gut.

Gleichwohl sei daran erinnert: In der Woche ab dem 15. März 2008 (das war der Tag vor der Bear-Stearns-Rettung) verlor zum Beispiel die Deutsche-Bank-Aktie nicht etwa an Wert – sondern sie legte fast 1% zu. Und in der Woche ab dem 14. September 2008 (dem Tag vor der Lehman-Pleite) reüssierte besagte Deutsche-Bank-Aktie sogar richtig (da betrug das Plus satte 5%). Will heißen: Selbst nach den beiden dramatischsten Ereignissen der Finanzkrise folgte der Crash der Bankaktien jeweils erst mit Verzögerung. Wenn dieser Tage also schon überall die Parallelen zu 2008 gezogen werden – dann muss auch dieser Hinweis erlaubt sein.

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Wussten Sie schon?

… dass die UBS mit der Übernahme der Credit Suisse zur viertgefährlichsten Bank der Welt avancieren könnte? Dies jedenfalls legt ein Blick auf das vom globalen Finanz-Stabilitätsrat erstellte „G-SIB“-Dashboard der Banken mit weltweiter Systemrelevanz nahe. Auf Basis der Daten per Ende 2021 ordnete das Gremium der UBS einen Gesamt-Score von 198 und der Credit Suisse einen Wert von 168 zu. In Addition ergibt bzw. ergäbe dies einen Score von 366, womit das Gebilde aus UBS und Credit Suisse nur noch von J.P. Morgan (447), HSBC (371) sowie von der Citigroup (367) übertroffen würde – aber schon nicht mehr von der BNP Paribas (345). Alles unter der zugegeben leicht theoretischen Voraussetzung, dass man am Zürcher Paradeplatz auf jedweden Abbau von Aktiva, Risiken und Komplexität verzichten sollte.

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Was der profilierteste deutsche Bankenkritiker zur neuen Krise zu sagen hat

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Kurz getickert

  • Im Zuge der Verschmelzung von UBS und Credit Suisse könnten bis zu 40.000 Jobs wegfallen, mutmaßt die „Financial Times“ (Paywall) unter Berufung auf Insider.
  • Nicht nur die Target2-Migration (siehe hier unsere Berichterstattung von gestern und vorgestern) – auch die parallel vollzogene Einführung des neuen ISO-20022-Standards beim bankeneigenen Netzwerk Swift ist allem Anschein nach ohne größere Komplikationen verlaufen.  Jedenfalls sprach Swift gestern in einer Mitteilung davon, dass der Start „in verschiedenen Zeitzonen und mehreren Marktinfrastrukturen“ erfolgreich gewesen sei (hier übrigens nochmal unser jüngster Podcast zum Thema)
  • Während sich die Dinge in Europa gestern ein wenig beruhigten, wackelt in den USA bereits das nächste Geldinstitut. So stürzten (siehe etwa diese CNN-Meldung hier) die Aktien der letzte Woche von diversen Großbanken gestützten First Republic Bank infolge eines Rating-Downgrades um bedrohliche bis zu 47%.. Auch ein Bericht des Wall Street Journals (Paywall), wonach führende US-Institute bereits an einem neuen Rettungsplan arbeiten, konnte den Kursverfall nicht aufhalten.
  • Die US-Einlagensicherung FDIC hat einen Käufer für die (ebenso wie die Silicon Valley Bank) umgekippte Signature Bank aus New York gefunden – nämlich die ebenfalls in New York beheimatete Community Bancorp (Reuters). Zugleich wird die FDIC laut „Bloomberg“ (Paywall) von einer Reihe mittelgroßer US-Banken bedrängt, für die kommenden zwei Jahre eine Garantie für sämtliche Kundeneinlagen auszusprechen – also nicht nur für die gesetzlich geschützten 250.000 Dollar je Einleger.
  • Als wäre die Lage nicht schon ungemütlich genug, gibt es jetzt offenbar auch noch drohende Probleme im Dollar-Funding. Jedenfalls versendete die EZB am späten Sonntagabend eine Mitteilung, wonach sie die hiesigen Banken bis mindestens Ende April auf Basis täglicher statt sonst wöchentlicher Swap-Operationen mit der US-Währung ausstatten will – ein Schritt, den man zuletzt in der ersten Corona-Panik im März 2020 ging.

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Unser „Deep Dive“ zur Zwangs-Übernahme der Credit Suisse durch die UBS

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Neubacher & Kirchner über die IT-Ausgaben der Helaba – und andere Sorgen

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Kurz getickert

  • Die deutschen Banken lagen mit einem Frauenanteil im Top-Management von 9,1% zuletzt unter dem EU-Durchschnitt (18%), geht aus einer gestern veröffentlichten, allerdings schon 2021 durchgeführten Studie der EU-Bankenbehörde Eba (hier zum PDF) hervor. 45% der hiesigen Institute verfügten im Erhebungsjahr immerhin über eine Geschlechter-Zielquote, verglichen mit 62% im EU-Schnitt.

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Keine Bodenbildung: Neugeschäft in der Baufinanzierung sinkt auch im Januar

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Von Baufi bis Target2: Alle Makro-Meldungen aus Januar und Februar

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