Exklusiv

Nächste PSD-Bank schielt ins VR-Lager – aber ist sie da willkommen?

Wenn Jahr für Jahr dutzende Volks- bzw. Raiffeisenbanken fusionieren, dann gehört zu den durchaus ernstzunehmenden Kollateraleffekten, dass man Jahr für Jahr auch dutzende neue Banknamen finden muss. Klar, man kann es wie die Offenburger machen, die sich seit der Fusion mit den Villingern ganz kess „Gestalterbank“ nennen. Oder wie die bekanntlich ohnehin kessen Bad Homburger, die als „Meine Bank“ auftreten. Hier allerdings fangen die Probleme schon an, denn eine zumindest ähnliche Idee hatten zum Beispiel auch die Rosenheimer („meine Volksbank Raiffeisenbank“), die Hilpoltsteiner („Raiffeisenbank – meine Bank“) sowie eine der insgesamt acht in Regensburg ansässigen genossenschaftlichen Primärbanken („MEINE BANK“).

Nun ist natürlich auf die nicht ganz so kesse Option zu verweisen, der fusionierten Bank den Begriff „Vereinigte“ voranzustellen. Das allerdings haben inzwischen so viele Genoinstitute getan, dass zum Beispiel die „Vereinigte Volksbank Raiffeisenbank eG“ (die übrigens in Reinheim sitzt, auch wenn manche sagen, sie säße in Michelstadt) von der „Vereinigten Volksbank Raiffeisenbank eG“ (die unbekannterweise ihren Sitz in Simmern hat) kaum noch zu unterscheiden ist. Auch nicht ohne Tücke ist derweil die sogar noch sehr viel gängigere Option, überall dort, wo man weder „Volksbank“ noch „Raiffeisenbank“ (oder umgekehrt beides zugleich) sein will, einfach von „VR-Bank“ zu sprechen. Weil: Diese Option mag zwar auf der einen Seite zweckmäßig, unprätentiös und sympathisch sein. Auf der anderen Seite fürchtet allerdings mancher VR-Banker, die Begrifflichkeit könnte gekapert werden – nämlich von den PSD-Banken.

Dazu muss man wissen: Die vergleichsweise kleine Gruppe der PSD-Banken (das Kürzel leitet sich von den einstigen „Post-Spar- und Darlehnsvereinen“ ab) tut sich zunehmend schwer, mit den übrigen Bankengruppen mitzuhalten …

Freilich: Die Zahl der PSD-Banken sinkt nicht nur im Zuge von Zusammenschlüssen, sondern auch infolge kaum noch zu übersehender Fluchtreflexe. So wurde bereits 2015 aus der „PSD Bank Niederbayern-Oberpfalz“ die „VR Bank Niederbayern-Oberpfalz“ (das ist übrigens genau jenes Regensburger Institut, das sich obendrein das Label „MEINE BANK“ gesichert hat); und im vergangenen Jahr benannte sich dann die „PSD-Bank Westfalen-Lippe“ in „VR-Bank Westfalen-Lippe“ um, siehe unsere exklusive Berichterstattung hier.

Gut möglich, dass es dabei nicht bleibt. Zuletzt hat sich die in Köln ansässige PSD Bank West für gleich mehrere Marken einen Schutz gesichert, darunter für die beiden Namen „Genobank West“ sowie (und da wär’s wieder!) „VR Bank West“. Die PSD Bank West selbst erklärt, ein Wechsel zu den VR-Banken sei weder beabsichtigt, noch werde ein solcher Wechsel vorbereitet.*

Auf den ersten Blick sind Wechsel von den PSD-Banken zu den VR-Banken nicht nur bittere Nachricht für die PSD-Gruppe – sondern auch ein stiller Triumph für die Volks- und Raiffeisenbanken. Schließlich kann man hierin ja durchaus einen Beleg für die Attraktivität des „VR-Modells“ sehen.

Unter den Volks- und Raiffeisenbanken wird die Bewegung trotzdem nicht unkritisch gesehen, berichten Kenner der Materie. So haben die überwiegend als Online-Anbieter auftretenden PSD-Banken traditionell ein viel größeres Einzugsgebiet, als das bei den viel kleinteiliger aufgestellten Volks- und Raiffeisenbanken der Fall ist. In Zahlen: Auf eine PSD-Bank kommen aktuell grob gerechnet rund 50 Volks- und Raiffeisenbanken. Dieser Unterschied spiegelt sich auch in der Namensgebung. Denn während die meisten Volks- und Raiffeisenbanken immer noch ihre Stadt oder Gemeinde im Namen tragen, klingen die meisten PSD-Banken nach regelrechten Flächenbanken („Rhein-Ruhr“, „West“, „RheinNeckarSaar“, „Berlin-Brandenburg“, „Nord“ …).

Solange diesen Regionalnamen das „PSD“ vorangeht, haben die Volks- und Raiffeisenbanker damit kein Problem. Durch den Übertritt ins VR-Lager klingt es jetzt aber im Falle der „VR-Bank Westfalen-Lippe“ und der „VR Bank Niederbayern-Oberpfalz“ so, als habe man es in diesen Regionen mit riesigen Volks- und Raiffeisenbanken zu tun – was den angestammten Volks- und Raiffeisenbanken in denselben Regionen naturgemäß nicht schmecken kann. „Die Namen dieser übergetretenen PSD-Banken wirken sehr raumgreifend. Zudem schaffen sich diese Institute eine Seriositätsanmutung, die ihnen eigentlich nicht zusteht“, klagt ein betroffener Volksbanker im Hintergrund.

Und nun also auch noch die „VR Bank West“? Man darf gespannt sein.

–––––––––––––––––––

* In der Ursprungsfassung hatten wir geschrieben, die PSD Bank West sondiere nach Informationen von Finanz-Szene seit längerem einen möglichen Wechsel ins Lager der Volks- und Raiffeisenbanken. Wir stellen hiermit klar, dass hiermit nicht gemeint war, ein Wechsel zu den VR-Banken sei bereits im Gange oder es gäbe dazu bereits einen festen Entschluss. Nachdem die PSD Bank West vor der Veröffentlichung eine Anfrage von Finanz-Szene nicht beantwortet hatte, hat die PSD Bank West danach mitgeteilt, ein Wechsel zu den VR-Banken sei weder beabsichtigt, noch werde ein solcher Wechsel vorbereitet. Wir haben den Text daher entsprechend geändert.

Rechtehinweis

Die Artikel von Finanz-Szene sind urheberrechtlich geschützt und nur für den jeweiligen Premium-Abonnenten persönlich bestimmt. Die Weitergabe – auch an Kollegen – ist nicht gestattet. Wie Sie Inhalte rechtssicher teilen können (z.B. via Pressespiegel), erfahren Sie hier.

Danke für Ihr Verständnis. Durch Ihr Abonnement sichern Sie ein Stück Journalismus!

To top