von Bernd Neubacher, 15. Februar 2023
“Wir sind auch in Zukunft für Sie da”, hieß es letztes Jahr in einem Youtube-Video zum 150. Geburtstag der PSD Bank Kiel. Inzwischen fragt sich allerdings: Wie lange noch? Beziehungsweise: Unter welchem Namen?
Laut Informationen von Finanz-Szene sprechen die Kieler nämlich mit der in Hamburg ansässigen PSD Bank Nord über einen Zusammenschluss. Auf Anfrage verweisen die beiden Institute an der Förde sowie in der Hansestadt, ebenso wie der Verband der PSD-Banken, unisono darauf, dass Sondierungsgespräche in der Regel unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfänden. Bislang hätten weder die PSD Bank Nord noch die PSD Bank Kiel “eine aufsichtsrechtlich erforderliche Anzeige zur Fusion kommuniziert”.
Kurzum: Niemand bestätigt die Informationen. Aber es dementiert sie auch niemand.
Ein Zusammenschluss der beiden Institute wäre delikat. Schließlich berichtete Finanz-Szene erst vor einigen Tagen, dass die PSD-Bank Westfalen-Lippe zur VR-Bank umfirmiert – nach eigenen Angaben, um künftig eindeutiger als Genossenschaftsbank wahrgenommen zu werden und rechtliche und technische Neuerungen schneller umsetzen zu können. Ob die Westfalen trotz ihres Rebrandings im Verband der PSD-Banken bleiben, ist ungewiss. So könnte die Zahl der Mitgliedsinstitute also demnächst von 14 auf 12 sinken.
Laut Beobachtern strebten die PSD-Banken aus Kiel und Hamburg vor einigen Jahren schon einmal eine Fusion an. Damals sei das Vorhaben allerdings an den Generalversammlungen gescheitert. Inzwischen hat die Lage jedoch insbesondere in Kiel (wo man kurioserweise letzte Jahr erst eine neue Hauptstelle eröffnete, 300 Meter von der alten entfernt) an Brisanz gewonnen. So waren auf der Generalversammlung Ende Juni bereits gedämpfte Töne zu vernehmen. Die Bank befinde sich “in einer schwierigen Phase”, eröffnete Vorstandschef Jörg Bercher den Besuchern, die Eigenanlagen seien „sehr stark unter Druck geraten“.
Steigende Erträge seien “dringend notwendig, denn seit vergangenem Jahr ist eine Meldung an die Aufsicht notwendig, wenn die Vermögensrendite unter 0,2% sinkt”, so Bercher weiter (nachdem die Rendite im Vorjahr bei 0,21% gelegen hatte). Hintergrund: Genossenschaftliche Primärinstitute können sich von der Pflicht zur Erstellung eines Sanierungsplans befreien, indem sie sich dem Plan der Institutssicherung der Genossen anschließen. Der allerdings sieht vor, dass die PSD Bank Kiel die Aufsicht informieren muss, sobald die Vermögensrendite unter den Schwellenwert von 0,2% fällt.
Die Bottom line von Berchers Rede: “Stand heute müssten wir ohne Gegenmaßnahmen ein negatives Jahresergebnis ausweisen.” Dazu passte, dass der Prüfungsverband im Prüfungsbericht mit Blick aufs Geschäftsjahr 2022 feststellte: “Nach der Ergebnisvorschau-Rechnung rechnet die Bank für das laufende Geschäftsjahr mit einer rückläufigen Ertragslage.”
PSD-Bank Westfalen-Lippe schert aus Gruppe aus – und mutiert zur VR-Bank
2021 hatte die PSD Bank Kiel ihre Ziele zumindest teilweise verfehlt – was das Institut im Jahresabschluss auf das BGH-Gebührenurteil schob: “Durch die Rücknahme der Einführung von Kontoführungs-Entgelten auch für online geführte Gehaltsgirokonten konnten die Erträge aus dem Zahlungsverkehr nicht gesteigert werden.“
Freilich: Die Probleme reichen tiefer. So stieg die Cost-Income-Ratio in den Jahren 2017 bis 2021 von 69,2% auf 84,2% (siehe Tabelle weiter unten). Das operative Ergebnis brach zuletzt um 16% auf noch 1,7 Mio. Euro ein – auch weil der Verwaltungsaufwand um 14% auf 4,5 Mio. Euro anzog. Der Vorstand führt den Kostenanstieg auf “höhere Garantiefondsbeiträge und höhere Aufwendungen für das Rechenzentrum” des genossenschaftlichen IT-Dienstleiters Atruvia zurück. Vor Bewertung lag das Betriebsergebnis bei hauchdünnen 0,26% der durchschnittlichen Bilanzsumme – nach 0,39% sowie 0,24% in den beiden Vorjahren.
Angesichts der operativen Talfahrt zog der Aufsichtsrat laut Finanz-Szene-Informationen erste Konsequenzen. Vertriebsvorstand Michael Kunkel, seit 2014 im Haus, wurde kürzlich gegen Matthias Drescher ausgetauscht. “Die Entscheidung ist einvernehmlich zwischen Michael Kunkel und dem Aufsichtsrat der PSD Bank Kiel eG getroffen worden”, teilte die Bank dazu vor einigen Wochen mit.
De facto wäre die Fusion mit der Übernahme Kiels durch Hamburg gleichzusetzen. Denn: Die PSD Bank Nord ist mit 2,1 Mrd. Euro Bilanzsumme per Ende 2021 die Nummer 6 unter den 14 PSD-Banken hierzulande – die Holsteiner bilden mit gut 600 Mio. Euro an Aktiva das Schlusslicht. Das Geschäftsgebiet der knapp 100.000 Kunden zählenden PSD Bank Nord erstreckt sich über die Bundesländer Hamburg, Bremen und Mecklenburg-Vorpommern, weite Teilen Niedersachsens sowie den südöstlichen Teil Schleswig-Holsteins. Dagegen ist PSD Bank Kiel auf Schleswig-Holstein limitiert und hat neben ihrem Hauptsitz lediglich noch eine Filiale in Flensburg sowie ein Beratungsbüro in Henstedt-Ulzburg zu bieten. Die Zahl der Kunden nennt sie in ihrem Abschluss nicht.
Gleichwohl steht auch die PSD-Bank Nord operativ eher mäßig da. Zwar erhöhte sich der Gewinn zuletzt um 13% auf 9,6 Mio. Euro. Allerdings realisierte das Haus dabei stille Reserven. Unerwartet schwache Erträge und höhere Kosten sorgten dafür, dass die Aufwandsquote leicht auf 75,1% zulegte.
Im Vorstand der PSD Bank Nord zieht seit Juli (und inzwischen gleichberechtigt neben Vorstandsmitglied André Thaller) übrigens Oliver Pöpplau die Fäden. Der war Ende 2021 Knall auf Fall als Vorstandschef der Sparda Hamburg abberufen worden, nachdem ihm die Vertreterversammlung allem Anschein nach die Entlastung verweigert hatte (siehe unsere damalige Geschichte).
Quelle: Geschäftsberichte
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