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Pension-Buy-Outs: Wie die Finanzbranche strategisch auf die Rentenwelle reagiert

Viele Unternehmen sehen sich aufgrund der aktuellen Entwicklungen bei Zinsen und Inflation mit deutlich höheren Risiken aus ihren Pensionsverpflichtungen konfrontiert – was entsprechend Auswirkungen auf ihre Bilanz und Cashflows hat. Neben klassischen Industriefirmen sind insbesondere Finanzdienstleister wie Banken, Sparkassen und Versicherer stark von den makroökonomischen Veränderungen betroffen, sowohl positiv als auch negativ. 

Daher ist es sinnvoll, den generellen Umgang mit Pensionsverpflichtungen bei Banken und Versicherern eingehender zu analysieren und zu bewerten. Eine zentrale strategische Option sind Pension-Buy-Outs. Der Pension-Buy-out gilt als die konsequenteste und umfassendste Methode zur Auslagerung von Pensionsverpflichtungen. Besonders in angelsächsisch geprägten Wirtschaftsräumen ist dieser Ansatz weit verbreitet, gewinnt jedoch auch in Deutschland zunehmend an Beliebtheit. 

Was genau ist ein Pension-Buy-Out?

Der Pension-Buy-Out stellt eine strategische Alternative zur Beibehaltung von Pensionsverpflichtungen in der eigenen Bilanz ohne spezifische Kapitaldeckung dar. Die Grundidee besteht darin, die Pensionsverpflichtungen für Rentner und ausgeschiedene Mitarbeitende vollständig an eine neu gegründete GmbH, die sogenannte Rentnergesellschaft, auszulagern, deren einziger Zweck die Erfüllung dieser Pensionszusagen ist. Die Verpflichtung zu finanziellen Nachschüssen ist dabei auf zehn Jahre begrenzt. Durch die Übertragung der Bilanzposition und des vollständigen Risikos auf die Rentnergesellschaft wird eine maximale Reduktion der Bilanzlast und des Risikos erreicht. Gleichzeitig wird auch die Verwaltung der Verpflichtungen vollständig abgegeben.

Bei der langfristigen Einschätzung der benötigten Pensionsrückstellungen können Erwartung und Realität aufgrund zahlreicher unvorhersehbarer Einflüsse stark auseinandergehen. Verbindlichkeiten, die bis zum Lebensende der Pensionäre reichen, erfordern einen Zeithorizont, in dem eine präzise Vorhersage der Zins- und Inflationsentwicklung kaum möglich ist. 

Dadurch können unvorhergesehene Risiken auftreten, die zu erheblichen Bilanzlücken führen. Um diesen möglichen Folgen zuvorzukommen, bietet die Externalisierung dieser volatilen Verpflichtungen eine attraktive Lösung. 

Ein Beispiel mit Zinsrückgang und steigender Lebenserwartung

Um die Auswirkungen eines Buy-Outs auf fiktive, repräsentative Banken und Versicherer zu analysieren, stellen wir uns folgendes Risikoszenario vor, das sich aus einer Variation von Zinsniveau und Lebenserwartung der Pensionäre ergibt:

Führt ein Ad-hoc-Zinsrückgang um 200 Basispunkte zu 7,4% höheren Rückstellungen am Ende des betrachteten 10-Jahres-Zeitraums, so muss im Falle einer Verlängerung der durchschnittlichen Lebenszeit um fünf Jahre sogar mit einer Erhöhung der Pensionsrückstellungen von 62,1% gerechnet werden. Vor allem eine Kombination der Effekte aus Zins- und Lebenserwartungsszenarien kann massive Folgen haben. 

Die stärkeren Effekte aus einem biometrischen Risikoszenario treten vor allem im Falle kleiner Stichprobengrößen auf, wie etwa für eine zahlenmäßig geringe, jedoch mit hohen Pensionen verbundene Gruppe ehemaliger Bank- und Versicherungsvorstände. Grundsätzlich gilt, dass die Auslagerung umso attraktiver wird, je höher der Anteil der Pensionsrückstellungen an der Bilanz ist. Es kann eine substanzielle Bilanz- und Kapitalfreisetzung entstehen – insbesondere, wenn die Pensionsrückstellungen durch die Unternehmung selbst „refinanziert“ sind.

Die Entscheidung für ein Buy-Out ist allerdings ein komplexer Prozess, der neben den rein mathematischen Einflussgrößen auch qualitative Faktoren berücksichtigen muss. Emotionale Komponenten spielen mitunter eine ebenso wichtige Rolle, vor allem wenn die quantitativen Effekte gering sind. Hierzu zählen zum Beispiel persönlicher Stolz und Identität sowie emotionale Bindung zwischen dem Finanzinstitut und den Pensionären.

Je höher die Rückstellungen, desto interessanter ein Buy-Out

Grundsätzlich ist eine regelmäßige Durchführung einer „strategischen Standortbestimmung“ bzgl. des Managements von Pensionsverpflichtungen zu empfehlen. Dabei sollten speziell die verschiedenen kurz- und langfristigen Risikotreiber (u. a. Inflation, Zins- sowie auch Altersentwicklung) und die erwartbaren weiteren Zu- und Abflüsse zu den Pensionsverbindlichkeiten in den kommenden Jahren (Eintritte in Rentenzeit, Altersstruktur und Geschlecht der neu hinzukommenden Rentner etc.) beobachtet und Konsequenzen oder mögliche Risikoszenarien individuell simuliert werden. 

Ein strategisch geplanter Pension-Buy-Out kann eine attraktive Option sein, insbesondere für Unternehmen mit hohen relativen Rückstellungsvolumina. Die Balance zwischen finanziellen, strategischen und emotionalen Aspekten bleibt dabei entscheidend.

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* Dr. Dirk Holländer ist Expert Partner und Dr. Ekkehardt Bauer ist Senior Manager bei der Beraterfirma zeb consultingzeb consulting gehört zu den Premium-Partnern von Finanz-Szene. Mehr zu unserem Premium-Partner-Modell erfahren Sie hier.

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