von C. Kirchner, H.-R. Dohms und G. Hädicke, 31. Oktober 2025
In unserem „Direkt- und Neobanken“-Ticker nehmen wir nicht nur die klassischen Online-Banken wie die ING Diba, die DKB und die Comdirect in den Blick – sondern genauso auf den Endkunden ausgerichtete Fintech-Banken wir N26, Revolut oder die C24 Bank.
Hier der Ticker für September 2025:
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Kann es sein, dass die Vorstände der ING Diba diesen Sommer ganz schön viel zu feiern hatten? Mal sah man sie sonnenbebrillt auf dem Parookaville Festival. Dann wiederum traute man seinen Augen nicht, als zwei von ihnen während der Crunchtime des EM-Finals unserer Basketballer ebenso groß wie unvermittelt ins TV-Bild gespült wurden (gottlob standen sie auf der Tribüne und nicht auf dem Spielfeld, sonst wäre der Schreck in dem Moment noch sehr viel größer gewesen). Und dann hielt die Agenda ja auch noch das 60-jährige Jubiläum des eigenen Instituts bereit, ein Ereignis, das ausweislich kursierender Social-Media-Bilder fast schon ekstatisch begangen worden zu sein scheint. Kurzum: Wenn „Work hard – play hard“ auch umgekehrt gilt, dann sollte bei der größten deutschen Onlinebank das dritte Quartal ziemlich gut gelaufen sein. Heute Früh kommen die Zahlen und vielleicht ja auch noch die ein oder andere Erkenntnis mehr. Unser Live-Blog meldet sich gegen 7.30 Uhr: FS Premium
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Die Knof-Nummer – und warum die ING Diba einen Teil ihrer KMU-Kredite abstößt
Die DKB vergibt erstmals den Titel „Chief Growth Officer“ – und zwar an Sascha Dewald, der bislang als Bereichsleiter für Corporate Development und Communications firmiert (und das auch künftig bleiben soll). Der 43-Jährige soll in seiner neuen Funktion als „koordinative Schnittstelle“ und „strategischer Begleiter von internen Wachstumsprojekten“ agieren, heißt es. Auch wenn die konkreten Projekte etwas nebulös bleiben, zum Ambitionsniveau passt die etwas fintech-eske Neuernennung allemal (Stichwort „ertragsorientiertes Wachstum“). Zumal Ende des Jahres auch das seit 2023 laufende Restrukturierungsprogramm („Fit4Growth“) abgeschlossen sein soll.
Dewald war 2019 bei der DKB eingestiegen, damals als Leiter für das Privatkundengeschäft. Der vormalige Fintech-Manager (Dewald firmierte unter anderem als CEO des Kontowechsel-Spezialisten Finreach) gehört zu den medial präsentesten deutschen Bankmanagern überhaupt. So ist er nicht nur bei Linkedin sehr aktiv (Lohn: >12.000 Follower), sondern auch Co-Host eines Podcasts rund um Banking und KI.
Wenn eine Katze sieben Leben hat, dann hat die Norisbank gefühlte siebenundzwanzig. Ganz, ganz, ganz am Anfang, also 2006, hatte sich die Deutsche Bank von der Übernahme des damals noch in Nürnberg ansässigen Instituts ja ganz, ganz viel versprochen (grob gesagt, sollte die Norisbank für Josef Ackermann zur eierlegenden Wollmilch-Retail-Einlagen-Kredit-Filial-Online-Plattform-Massengeschäft-Zweitmarken-Bank werden). Nachdem sich im Laufe der Jahre allerdings so ziemlich jede dieser strategischen Hoffnungen zerschlagen hatte und der kleinen Norisbank überdies die große Postbank vor die Nase gesetzt worden war, machte man bis 2012 sämtliche, ursprünglich knapp 100 Filialen dicht und erklärte die Norisbank kurzerhand zur Direktbank. Ein paar Jahre später sollte das mittlerweile in Bonn registrierte Institut zum (wir zitieren die Wirtschaftswoche) „Vorbild und Testlabor“ für den technologischen Umbau des Deutsche-Bank-Privatkundengeschäfts mutieren. Bevor die Norisbank nochmal später dem „Chief Digital Office / Digital Ventures“ -Bereich zugeschlagen wurde, wo man sie bald darauf mit dem aus der Deutschen Bank heraus gegründeten Loyalty-Fintech „Yunar“ verbinden wollte – bevor „Yunar“ dooferweise aufgeben musste. Summa summarum also: ein ziemlich wilder Ritt. Dem konsequenterweise Verkaufsgerüchte folgten, zumal die Norisbank irgendwann bei 150% Cost-Income-Ratio ankam. Mit dem Verkauf allerdings war es wie mit allem anderen auch: Es wurde nicht daraus. Weshalb die Norisbank blieb, wo sie war, nämlich unter dem Dach der Deutschen Bank (genauer: der Postbank), wo sie dermaßen konsequent der Vergessenheit anheimfiel, dass man sich heute fragt, ob man die Tochter in Frankfurt überhaupt noch auf dem Zettel hat. Unsere Vermutung ist: Nein! Denn warum sollte man an der Norisbank irgendwas ändern? Sie ist ja jetzt eine der performantesten deutschen Banken. Die ganze Geschichte: FS Premium
Streit um AR-Nominierungen – Machtkampf bei N26 geht in die Verlängerung
Als wir gestern Morgen exklusiv vermeldeten, dass sich die Mönchengladbacher Santander Consumer Bank in Openbank umbenennt, und das Ganze dann parallel bei Linkedin posteten (den nicht-arbeitenden Teil der Leserschaft möchte man ja auch erreichen …), da kommentierte einer unserer Follower die Nachricht lapidar: „Warum?“, womit er den Nagel auf den Kopf traf. Denn in der Tat muss man die beiden jüngsten, offenkundig eng miteinander verwobenen Grundsatzentscheidungen der Santander ja erst einmal intellektuell verarbeiten. Erst erfährt man, dass es sich beim neuen Deutschland-Chef des Instituts um den nicht nur bisherigen, sondern auch künftigen Chef der Santander-Digitaltochter Openbank handelt (er führt die beiden Positionen und sogar noch eine dritte also in Personalunion aus, siehe –> Warum die deutsche Santander jetzt auf einen Teilzeit-CEO setzt). Und dann kommt also gestern Früh heraus, dass die spanische Großbank beginnend mit dem deutschen Markt partiell ihren angestammten Namen aufgibt, um stattdessen unter der Brand ihrer bisherigen Digitaltochter (also besagter Openbank) aufzutreten. Inklusive einhergehender gesellschaftsrechtlicher Adaptionen. Das muss man nicht verstehen. Aber man kann’s ja wenigstens mal versuchen! Bitte sehr: FS Premium
ING Diba führt Sonderdividende an die niederländische Mutter ab
Dürfen Banken und Fintechs doch wieder auf den Riester-Jackpot hoffen?
Es gibt in Frankfurt ja die eine oder andere Bank, wo der Ex-Chef nicht mehr ganz so wohlgelitten ist (et vice versa). Ein bisschen anders liegen die Dinge allem Anschein nach bei der ING Diba. Dort wurde letztens Nick Jue gesichtet, wie er freudig durch die Tür kam (und freudig empfangen wurde). Mit Roland Boekhout soll sich die Szene so oder so ähnlich auch schon abgespielt haben. Und als die ING Diba dieser Tage ihren 60. Geburtstag feierte (die Diba gab es ja auch schon, als sie noch nicht die ING war) – da schaute sogar Ben Tellings mal wieder vorbei. Also der Mann, der die ING Deutschland gewissermaßen erfunden hat und der während seiner Amtszeit (2003-2010) das Kunststück fertigbrachte, die Zahl der Kunden auf 7 Millionen zu versiebenfachen. Those were the days, als noch Sparkassen und Volksbanken die Wettbewerber waren – und nicht die Revoluts und Trade Republics dieser Welt. Jedenfalls: Wie fundamental sich die Wettbewerbsposition der ING Diba seitdem verändert hat, das erkennt man nicht nur daran, dass der einstige Challenger heutzutage selbst der Platzhirsch ist. Sondern auch daran, dass das unter Tellings stets heilige Kundenwachstum für den heutigen Vorstandschef, also für Lars Stoy, nur noch eine Nebenrolle spielt. Und so gab das 60-jährige Jubiläum also den Anlass für einen gemeinsamen Podcast mit Stoy und Tellings, in dem sich die unterschiedlichen Perspektiven des „Früher“ und des „Heute“ sehr schön herausschälen. Hier Ben Tellings, dem es am liebsten wäre, die ING Diba, inzwischen angelangt bei 10 Mio. Kunden, würde einfach immer weiter wachsen (um irgendwann so groß zu werden wie Sparkassen oder Volksbanken). Dort Lars Stoy, der erläutert, warum es für sein Institut eben heutzutage nicht darum gehe, um jeden Preis neue Kunden zu gewinnen. Sondern darum, mit den bestehenden Kunden sehr viel mehr zu machen, als das bislang der Fall sei. Wie Stoy dabei konkret vorgehen will, welche Kundengruppen und welche entsprechenden Produkte er im Blick hat – davon handelt die heutige Ausgabe von „Finanz-Szene – Der Podcast“. Und sie handelt natürlich auch davon, was sein Vor-Vor-Vorgänger Tellings dazu sagt. Ein Talk zwischen Nostalgie und Notwendigkeit, auf geht’s: Finanz-Szene (frei zugänglich)
Sämtliche „Direkt- und Neobanken“-News aus September 2025
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