von B. Neubacher, C. Kirchner und H.-R. Dohms, 30. April 2025
In unserem Großbanken-Ticker verfolgen wir, was bei Deutsche Bank, Commerzbank und Hypo-Vereinsbank los ist – und widmen uns auch den tendenziell im CIB-Geschäft tätigen großen Auslandsbanken.
Hier der Ticker für April 2025:
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Schon klar: Wenn der Vorstandschef vier Tage vor Quartalsende eine Vertragsverlängerung kriegt – dann ist nicht zwingend davon auszugehen, dass das Zahlenwerk des entsprechenden Quartals mit bösen Überraschungen gespickt ist. Aber dass das Q1-Ergebnis der Deutschen Bank dermaßen durch die Decke gehen würden, damit hatte trotzdem kaum jemand gerechnet! 2,8 Mrd. Euro Gewinn vor Steuern. Rund 200 Mio. Euro mehr als von Analysten im Vorfeld geschätzt. Beziehungsweise sogar rund 800 Mio. Euro mehr als vor einem Jahr. Kein Wunder, dass die Deutsche-Bank-Aktie am 29. April steil nach oben schoss, um 5% auf 23,54 Euro. Damit ist der „Trump-Crash“ von Anfang April nun nahezu vollständig ausgemerzt und notieren die Deutsche-Bank-Anteile year to date jetzt mit unglaublichen 40% im Plus. Jedenfalls: Natürlich könnte man jetzt herzhaft darüber streiten, was an dem tollen Zahlenwerk denn nun am tollsten ist. Dass die Deutsche Bank ihre Erträge um 10% auf 8,5 Mrd. Euro hochgefahren hat? Dass sie damit den ohnehin ambitionierten Analystenkonsens um rund 200 Mio. Euro schlug? Dass alle vier Sparten ihr Vorjahresergebnis übertrafen? Oder dass sogar das leidgeplagte Privatkundengeschäft erste Lebenszeichen sendet? Allerdings: Eigentlich muss man gar nicht streiten. Denn am tollsten ist zweifellos, dass die Deutsche Bank nun auch allem Anschein nach auf noch ihre Kosten im Griff hat. Hier unsere fünf Takes zu den Q1-Zahlen: FS Premium
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Deutsche Bank schlägt im Startquartal mit 2,8 Mrd. € Gewinn die Erwartungen
Im deutschen Online-Banking waren Betrugsfälle zuletzt allgegenwärtig, siehe unser Stück –> Betrug mit Konto und Karte – das Dunkelfeld scheint gigantisch zu sein. Allem Anschein nach auch deshalb greift die ING Deutschland jetzt zu einschneidenden Maßnahmen. Hier entlang: FS Premium
Deutsche BNP Paribas trennt sich von Wealth-Management-CEO Michael Arends
Die Société Générale, die hierzulande zuletzt ja auch anderweitig auf dem Rückzug war (siehe –> SocGen schleift Deutschland-Geschäft – 300 Stellen abgebaut), hat still und leise ihre Private-Banking-Repräsentanz in Frankfurt aufgegeben. Deren Leiterin wechselte nach Informationen von Finanz-Szene bereits zu Jahresbeginn zu einem unabhängigen Vermögensverwalter. Eröffnet hatten die Franzosen das Büro im Jahr 2019, damals hieß es in der entsprechenden Pressemitteilung, der Schritt bestätige die eigenen „Ambitionen“ im „bedeutendsten Vermögensverwaltungs-Markt in der Europäischen Union“. Tatsächlich hielten sich die Ambitionen jedoch in Grenzen. Zu einer Niederlassung baute die SocGen ihr Deutschland-Geschäft nicht aus, stattdessen flog die Unternehmung jahrelang weitgehend unter dem Radar.
„Bei der Deutschen Bank wird’s jetzt langsam Zeit für die neue Strategie“
Die Commerzbank schickt ihren vor anderthalb Jahren angekündigten Banking-Avatar „Ava“ an den Start. Wie Finanz-Szene erfahren hat, soll der virtuelle Assistent in den nächsten Monaten peu à peu für die rund 3 Mio. Nutzer der Retail-App freigeschaltet werden. Auf Sicht will die Commerzbank den Avatar dann auch im Online-Banking sowie noch später auch bei Unternehmenskunden einsetzen. Der Chatbot-Assistent soll allgemeine Fragen zum Produkt beantworten und die Kunden bei Standard-Vorgängen (Karte sperren, Ersatzkarten bestellen, Limite ändern usw.) unterstützen. Bei komplexeren Fragen werden die Nutzer nach wie vor ins Kunden-Center verwiesen.
Den Kunden stellt sich der Avatar in Form eines weiblichen Gesichts vor (genau genommen ist „Ava“ also eine Avatarin, kein Avatar) – die technische Basis kommt von Microsoft. Privatkunden-Vorstand Thomas Schaufler hatte jüngst in unserem Podcast das Ziel ausgegeben, dass Chatbots bzw. Avatare in einigen Jahren 80-90% aller Anrufe in den Kunden-Center übernehmen werden; dadurch lasse sich die Wartezeit des Kunden auf etwa eine Sekunde verkürzen. Finanz-Szene hatte jüngst berichtet, dass der Chatbot der DKB bisweilen ein bisschen zu auskunftsfreudig ist (siehe –> DKB-Chatbot gibt preis, an welchen neuen Produkt-Features die Bank arbeitet). Die Commerzbank beugt diesbezüglich vor. So heißt es in einem Q&A in der App: „Wir bemühen uns, sicherzustellen, dass der Avatar stets aktuelle und präzise Informationen liefert. Dennoch kann es Situationen geben, in denen die Antwort möglicherweise unvollständig oder nicht passend ist.“
Kooperation mit der Allianz – ING Diba vollzieht nächste Bancassurance-Volte
Es gibt Player in der deutschen Bankenbranche, die stehen irgendwie immer zum Verkauf. Aber zu einem Deal kommt es nie. Die IKB ist so ein Fall. Der Kreditvermittler Smava ebenfalls. Daher wusste man nicht recht, was davon zu halten ist, als Investmentbanker vor einem Jahr in den Markt funkten, das Berliner Ur-Fintech sei (wieder mal) bereit, in seine Bücher gucken zu lassen. Ein paar Private-Equity-Firmen signalisierten zwar Interesse. Winkten aber auch bald wieder ab. Smava? Okay, ein spannender Player. Aber zu dem Preis??? Monatelang hörte man nichts mehr in der Sache. Während rechts und links das große Übernahme-Fieber ausbrach (siehe –> Nicht nur Coba/Unicredit! 17 aktuelle M&A-Deals im deutschen Banking), schien der Smava-Prozess vor sich hinzuplätschern. Anfang Dezember hörten wir zwar, dass das Verfahren jetzt in seine „entscheidende Phase“ eintrete. Zugleich allerdings hieß es, zu einem Deal werde es vermutlich auch diesmal nicht kommen – weil die Preisvorstellungen von Eignern und potenziellen Bietern zu weit auseinander lägen. Tatsächlich wurde der Prozess bald darauf abgebrochen. Allerdings: Die Sache war sehr viel heißer als gedacht! Zu den Interessenten gehörten nämlich nicht nur Finanzinvestoren und ausländische Strategen. Sondern auch mindestens zwei hiesige Banken – darunter: die ING Diba. Und womöglich ist die Sache auch noch nicht auserzählt. Wie es nämlich aussieht, bricht unter den hiesigen Banken gerade das große Plattform-Fieber aus. Mit Smava als möglichem Schlüssel-Asset. Unser „Deep Dive“ mit allen Namen und wer aus welchen Motiven wen ins Visier nimmt – voilà: FS Premium
Ertrags-Pool? 157 Mrd. Euro! Welche deutsche Bank wie viel abgekriegt hat
Im Windschatten der Crédit Mutuel (die sich zusätzlich zur Targobank jetzt ja auch noch die OLB einverleibt) wächst auch die andere genossenschaftliche Bankengruppe aus Frankreich, nämlich die Crédit Agricole, hierzulande munter vor sich hin. Abgesehen von ihrer Frankfurter CIB-Einheit ist die Crédit Agricole in Deutschland ja vor allem für ihren Asset Manager Amundi sowie für den Stuttgarter Konsumentenfinanzierer Creditplus bekannt. Daneben haben sich die Franzosen vor zwei Jahren aber auch die damalige FCA Bank (inzwischen: CA Auto Bank) komplett einverleibt, hinzu kam im letzten November dann der Aachener Wealthtech-Spezialist Aixigo. Folge: Zählte die Crédit Agricole hierzulande vor zwei Jahren noch rund 1.500 Vollzeitstellen, so sind es jetzt schon 1.950 FTEs – noch nicht eingerechnet jene gut 40 Mitarbeiter, die mit der kürzlich annoncierten Übernahme des in Kronberg ansässiges Leasing-Spezialisten „Merca Leasing“ noch dazustoßen. Das Closing werde in den nächsten Wochen erwartet, heißt es im Umfeld des Instituts. Angesichts des Expansionskurses wirkt die Ergebnisentwicklung indes fast noch verhalten. 2024 nahmen die Erträge um 3% auf 828 Mio. Euro zu, der Vorsteuergewinn fiel um 4% auf 262 Mio. Euro.
Nachdem wir uns vergangene Woche in mehreren Newslettern und freitags dann auch noch in unserem Podcast an der Frage abgearbeitet haben, warum die Coba-Aktie so krass steigt, gibt es nun endlich, endlich, endlich die Antwort. Sie lautet: Weil die Commerzbank so dufte ist! Haben nicht wir herausgefunden. Sondern die Analysten der Deutschen Bank. Die haben die Anteilsscheine des Konkurrenten sogar auf eine Liste von zehn Aktien gepackt, die von der schwarz-roten „Fiskal-Bazooka“ (unser neues Lieblingswort) besonders profitieren, neben anderen potenziellen Überperformern wie Volkswagen, Siemens oder Heidelberg Materials (nicht zu verwechseln mit unseren Freunden von Heidelpay, neudeutsch: Unzer). Begründung: Aufgrund des starken Fokus auf einheimische Unternehmenskunden insbesondere aus dem Mittelstand winke der Commerzbank ein überdurchschnittlich starker Anstieg der Kreditnachfrage. Daneben könne das Institut auch im Cash Management, in der Außenfinanzierung und bei Anleihen-Platzierungen profitieren.
Es war eine kuriose Koinzidenz: Während die Commerzbank ihr kostenloses Girokonto im Februar abschaffte (siehe dazu die Erläuterungen von Vorstand Thomas Schaufler in unserem aktuellen Podcast), brachte die Postbank fast zeitgleich ihr Gratiskonto „Pur“ an den Start. Klar, nur vordergründig komplett gegensätzliche Moves. Schließlich setzt die Commerzbank mit der Comdirect (wo das Konto weiterhin kostenlos ist) jetzt genauso auf eine „Zwei Brands und zwei Pricings“-Strategie, wie es die Deutsche Bank (wo es weiterhin kein kostenloses Konto gibt) mit der Postbank tut. Welches industrielle Kalkül allerdings wirklich hinterm „Pur“-Konto des Bonner Instituts steckt – das versteht man erst, wenn man sich mal die Mühe macht, ganz, ganz tief hineinzuschauen in das neue Produkt. Laut offizieller Postbank-PR geht es ja eigentlich nur darum, mit dem Gratiskonto auch solche Kunden zu erreichen, „die ihre Bankgeschäfte bevorzugt online erledigen“. Beziehungsweise darum, „unseren Kunden zu attraktiven Konditionen ein modernes und komfortables Banking-Erlebnis zu bieten, das sich nahtlos in ihren digitalen Alltag integriert“. Klingt nett. Ist aber nicht die ganze Wahrheit. Tatsächlich nämlich setzt die Postbank beim „Pur“-Konto auf Analyse- und Ansprache-Methoden, wie wir sie in dieser Form noch nicht gesehen haben. Und wie sie industriell (und rechtlich) viele neue Fragen aufwerfen. Hier entlang: FS Premium
Warum der Coba/Unicredit-Entscheid des Kartellamts gar nicht so uninteressant ist
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Trump setzt Zollpaket aus +++ Deutsche Bank und Coba „up“ +++ Trade Republic „down“
Coba-Aktie legt inmitten heftigster Börsen-Turbulenzen untertägig um 20% (!!!) zu
20 Fragen, die sich der Banken-, Fintech- und Payment-Branche jetzt stellen
Vom Leben so eines Bankvorstands macht man sich ja gar keine richtigen Vorstellungen (wobei Sie, liebe Leserin, lieber Leser, natürlich Bankvorstand sind, es mal waren oder es wenigstens zu werden hoffen – im Gegensatz zu uns wissen Sie also Bescheid, wie es da draußen läuft). Jedenfalls, da erzählt also Thomas Schaufler, der Privatkundenchef der Commerzbank, in der heutigen Folge von „Finanz-Szene – Der Podcast“, dass er regelmäßig ins Frankfurter Bürgerbüro latscht sein polizeiliches Führungszeugnis erneuern zu lassen. Mit Nummer ziehen und allem drum und dran. Verlangt die Aufsicht bei jeder Mandatsübernahme (etwa Aufsichtsrat bei einer Tochter) jedesmal neu. Kein Scherz, nicht mal ein Aprilscherz. Aber lustig! Die Pointe, dass es in der Staatsfiliale halt auch nicht so viel anders zugeht als in der Bankfiliale, haben wir uns trotzdem verkniffen. Hätte ohnehin nicht richtig gepasst. Denn, und auch dieses Thema wird in unserem heutigen Podcast zumindest gestreift: Die noch vor 2-3 Jahren notorisch langen Schlangen vor den Frankfurter Commerzbank-Filialen sind ja irgendwie verschwunden. Wie hat er, also Schaufler, das eigentlich hingekriegt? (Er hat eine interessante Antwort hierauf). Wobei man ja, ohne uns jetzt zu sehr ranwanzen zu wollen, sagen muss, dass Thomas Schaufler noch ein bisschen mehr als nur das hingekriegt hat, seit er Ende 2021, von der Ersten Group, also aus Österreich, kommend (wie nach ihm dann noch weitere Coba-Vorstände), zur Commerzbank kam: Mit dem Schwenk ins Asset Management hat er der PuK-Sparte eine völlig neue Note verpasst. Das Provisionsgeschäft ist inzwischen merklich angesprungen. Und die etwas schwammige Zwei-Marken-Strategie hat er mit der Abschaffung des kostenlosen Kontos für Commerzbank-Kunden (ein solches gibt es nur noch bei der Comdirect) zuletzt ebenfalls geschärft. Die Sache ist nun allerdings: Obwohl die Privatkundensparte ihr Ergebnis seit 2021 mehr als verdoppelt hat auf 1,4 Mrd. Euro, verlangt die „Momentum“-Strategie bis 2028 nun weitere 1,3 Mrd. Euro Erträge von Schaufler (dessen Vertrag jüngst bis 2030 verlängert wurde). Äh, wo soll das denn noch herkommen??? Auf geht’s: Finanz-Szene (frei zugänglich)
Die Coba „beschleunigt“ ihre digitale Transformation – aber gibt sie Vollgas?
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