von C. Kirchner, B. Neubacher und H.R. Dohms, 30. Januar 2024
In unserem „Groß- und Direktbanken“-Ticker verfolgen wir, was bei Deutsche Bank, Commerzbank, ING Diba usw. los ist.
Hier der Ticker für den Dezember 2023 und Januar 2024:
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Unter den vielen angelsächsischen „XY Capitals“, die sich in den letzten Jahren an hiesigen Finanzunternehmen (seien es Banken, Fintechs oder Sonstige) beteiligt haben, ist einem der US-Investor „Hudson Executive Capital“ irgendwie besonders in Erinnerung geblieben. Was vermutlich daran liegt, dass dessen Einstieg bei der Deutschen Bank im Herbst 2018 von einer breit angelegten Medienkampagne begleitet wurde. Wie weiter unten bereits kurz vermeldet, hat die Deutsche Bank an diesem Wochenende nun den Teilausstieg Hudsons publik gemacht. Was das für Deutschlands größte Bank bedeutet: FS Premium
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Wird der Bank-Verlag den Karten-GAU bei der Commerzbank überleben?
Coba forciert Umbau der Privatkunden-Sparte – und stellt „Onvista Bank“ ein
Der Hypo-Vereinsbank droht laut „MM“ ein weiterer drastischer Stellenabbau
Warum die Deutsche Bank im Firmenkunden-Geschäft auf RWA-Effizienz setzt
Der Zinswettlauf im privaten Einlagengeschäft scheint allmählich auszutrudeln. So halbiert die DKB den Zinssatz für Tagesgeld per 1. Februar von zurzeit 3,5% auf nur noch 1,75% – das bislang deutlichste Signal, dass sich die Kreditwirtschaft für bald sinkende Leitzinsen positioniert und der Druck durch die Kunden nachlässt (siehe zuletzt schon unser Stück –> Banken und Sparkassen kommen wieder leichter an Einlagen). Was man bei der DKB freilich fairerweise dazusagen muss: Ihre Konditionen gelten schon seit langem für Bestands- wie Neukunden gleichermaßen. Die ING Diba dagegen ist bei Neukunden zwar (noch?) mit 3,75% unterwegs – bietet der Stammklientel aber auch jetzt schon „nur“ 1,25%.
Vitale Wette: Was die Commerzbank mit einem hanseatischen Asset Manager will
Erst schaffte der BdB seine Doppelspitze ab. Später reduzierte er die Zahl seiner Geschäftsbereiche. Und nun – macht der private Bankenverband auch noch die hauseigene Abwicklungsbank dicht. Unsere exklusiven Informationen: FS Premium
So ein Investmentbanker wäre kein Investmentbanker, würde er nicht pausenlos irgendwelche Übernahmen berechnen – zur Not halt auch mal in Bezug aufs eigene Haus, denn irgendwie muss man seine Homeoffice-Tage ja selbst dann gefüllt kriegen, wenn die Pipeline wieder mal nur viertelvoll ist. Und so verblüfft dann auch nicht wirklich, dass „Bloomberg“ (Paywall) am Freitag berichtete, Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing habe die Seinen dieser Tage einfach mal mögliche Akquisitionen diverser Wettbewerber durchspielen lassen – darunter die Commerzbank sowie (nach unserem Verständnis alternativ, nicht on top) die ABN Amro. Begründung: Sewing fahnde zurzeit nach Möglichkeiten, den eigenen Unternehmenswert sowie etwaige Synergien zu heben. Wirklich konkret freilich klingt das alles noch nicht. Und, nur noch mal für die ganz, ganz jungen Leserinnen und Leser: Als die Deutsche Bank und die Commerzbank zum bislang letzten Mal ernsthaft einen Zusammenschluss ausloteten, schrieb man das Jahr 2019. Am Ende waren sich alle einig, dass es sich irgendwie nicht rechnet.
Banken und Sparkassen kommen wieder leichter an Einlagen
Wie die Commerzbank bei „Merchant Solutions“ die Deutsche Bank kopiert
Die Hängepartie um die Frage, wer in den kommenden Jahren die privaten Banken hierzulande repräsentiert, scheint beendet. Wie das „Handelsblatt“ (Paywall) berichtet, hat Deutsche-Bank-Chef Sewing gegenüber dem BdB-Vorstand signalisiert, für eine weitere Amtszeit zur Verfügung zu stehen – die Wiederwahl dürfte somit zur Formsache werden. Sewing steht seit Mitte 2021 an der BdB-Spitze; gewählt worden war er damals für drei Jahre. In den letzten Monaten hatte es Spekulationen gegeben, der Manager könnte auf eine zweite Amtszeit verzichten, um sich stattdessen auf die Deutsche Bank zu konzentrieren. Als möglicher Nachfolger wurde Commerzbank-Chef Manfred Knof gehandelt (wobei ja nicht einmal klar ist, ob der über 2025 hinaus an der Spitze der Commerzbank stehen wird). Wie es aussieht, bleibt stattdessen im BdB nun alles beim Alten.
Fünf Fragen, die sich 2024 bei Deutsche Bank und Commerzbank stellen
Die ING Diba startet kurz vor Jahresschluss eine Überraschungs-Offensive in einem Segment, das sie bislang nur partiell bedient – nämlich im Business Banking (wo die größte deutsche Direktbank seit der Lendico-Übernahme vor sechs Jahren zwar mit einem Kreditangebot im Markt ist, aber per Ende 2022 gerade mal einen Darlehensbestand von 241 Mio. Euro angehäuft hatte). „Business Extra-Konto“ heißt das neue Produkt, das in dieser Woche offiziell gelauncht worden ist. Dabei handelt es sich um eine Tagesgeld-Offerte für Geschäftskunden, angelehnt an das fast gleichnamige Retail-Produkt. Die Basisverzinsung liegt bei zunächst 1,5%, gelockt werden die Kunden mit 3,75% für bis zu 250.000 Euro in den ersten sechs Monaten. Sollte der Launch von Erfolg gekrönt sein, dürfte dem Tagesgeld-Angebot schon bald das entsprechende Geschäftskonto folgen. Und dann – hätte die ING Diba tatsächlich eine ernstzunehmende Produktpalette beisammen (zumal es ja auch noch die 2020 gestartete Amazon-Kooperation zur Verkäufer-Finanzierung gibt). Riecht nach einem Angriff auf die Berliner KMU-Bank Qonto (sprich das, was früher mal Penta war).
Was hat die Unicredit mit der Hypo-Vereinsbank vor?
Diese sieben Fragen werden 2024 die GuVs unserer Banken prägen
Die EZB-Aufsicht hat die neuen SREP-Zuschläge für die europäischen Großbanken präsentiert – und dabei auch sieben deutschen Instituten höhere Eigenkapital-Vorgaben aufgebrummt. Hier die wichtigsten Erkenntnisse und eine große Tabelle zu den 22 hiesigen Banken: FS Premium
Hypo-Vereinsbank wechselt Privatkunden-Chefin Monika Rast aus
Schon Ende August berichtete Finanz-Szene, dass die Commerzbank intern einen Bedarf von 2.000 neuen Stellen jährlich diskutiert (siehe unsere damalige Exklusiv-Geschichte). In einem Interview mit dem „Handelsblatt“ (Paywall) hat Personalchefin Sabine Mlnarsky diese Zahl nun bestätigt: „Um nicht zu schrumpfen, müssen wir pro Jahr rund 2.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter neu einstellen“, erklärte die Managerin. Den Höhepunkt der gerade einsetzenden Pensionierungswelle erwartet Mlnarsky für 2028; innerhalb der kommenden gut zehn Jahre würden alles in allem „wahrscheinlich etwas weniger als 20.000 neue Mitarbeiter“ benötigt. Interessant auch, dass nur die Hälfte der geplanten Stellen in Deutschland geschaffen werden soll „und die andere Hälfte an Auslandsstandorten wie Lodz, Prag, Sofia und Kuala Lumpur“, wie Mlnarsky sagte. Heißt: Die im Coba-Jargon als „Nearshoring“ bezeichneten Jobverlagerungen gehen weiter, siehe vor einiger Zeit unsere Recherche –> Mehr als 50% der offenen Commerzbank-Stellen entfallen auf Osteuropa.
League-Tables: Deutsche Bank dominiert Anleihegeschäft – US-Banken alles andere
Der seltsame Kurswechsel der Comdirect im Geschäft mit Wertpapier-Krediten
Die DWS will tief ins Krypto-Geschäft vordringen – und plant dazu mit zwei Partnerfirmen (dem niederländischen Handelshaus „Flow Traders“ und dem britischen Blockchain-Spezialisten „Galaxy“) die Gründung eines Joint-Ventures namens „AllUnity“. Ziel des neuen Unternehmens sei die Auflage eines Stablecoins, also einer wertstabilen Digitalwährung, mit der Kunden dann in Zukunft spezielle Zahlungen abwickeln sollen, teilte die Deutsche-Bank-Tochter gestern mit. Sitz von „AllUnity“ wird Frankfurt sein, als CEO ist Alexander Höptner vorgesehen, der frühere Chef der Börse Stuttgart.
Die Zinswende ist da. Wobei wir natürlich nicht DIE Zinswende meinen (die kam ja schon im Sommer 2022). Sondern sozusagen schon die nächste. Also die, in der es jetzt wieder abwärts geht – zumindest, was die Zinsüberschüsse in den Bilanzen unserer Banken und Sparkassen angeht. Halten wir kurz fest: Ja, die Commerzbank hat ihr Zinsergebnis im dritten Quartal ein weiteres (und mutmaßlich letztes) Mal steigern können; und bei der NordLB ist es immerhin stabil geblieben. Ansonsten aber (Deutsche Bank, ING Diba, DKB, HVB …): scheint der Peak überschritten. Und das ist erst der Anfang. Denn wie dieser Tage berichtet (siehe hier), geht die Bundesbank inzwischen davon aus, dass die Zinsüberschüsse nächstes Jahr branchenweit gesehen um rund 30% hinter denen von diesem Jahr zurückbleiben werden. So langsam war’s das also (oder genauer, Futur 4: wird’s das also bald mal gewesen sein) mit der Zins-Sonderkonjunktur in Ihren GuV’s, liebe Leserinnen und Leser. Und nun??? Genau diese Frage steht im Mittelpunkt der neuen Folge von „Finanz-Szene – Der Podcast“, diesmal wieder mit unseren Frankfurter Redakteuren Christian Kirchner und Bernd Neubacher (die sich in diesem Zusammenhang nicht nur, aber natürlich auch die besonders zinssensible Commerzbank vorgeknöpft haben). Indes: Natürlich gab es jenseits des Zins-Peaks in den letzten Wochen noch weitere Themen, die der Nachbereitung bedürfen. Etwa: Wie tief stecken die deutschen Banken im Benko-Sumpf? Oder auch: Löst das „Alles für umme“-Konto der C24 Bank eine Konter-Revolution im Konto-Pricing aus? „Finanz-Szene – Der Podcast“, Folge #122, auf geht’s: Finanz-Szene (frei zugänglich)
Will die Commerzbank mit einem Ankerinvestor ihre Eigenständigkeit sichern?
Nach nur einem Jahr trennt sich die DWS bereits wieder von ihrer Chief Operating Officer Angela Maragkopoulou (zur Erinnerung: das ist die vormalige Telekom-Managerin, die gemeinsam mit CAO Karin Kuder den Abgang Mark Cullens kompensieren sollte). Nachfolger wird Rafael Otero, also einer jener Fintech-Blogger, die der heutige DWS-Chef Stefan Hoops einst im halben Dutzend zur Deutschen Bank geholt hatte – und von denen sich mit Otero nun schon der Zweite im Top-Management der Fondstochter wiederfindet (der andere ist Strategiechef Bajorat). Ungewöhnlich offen übrigens begründete Hoops die Trennung von Maragkopoulou: „Vor dem Hintergrund der zuletzt identifizierten Aspekte unseres IT-Transformations-Projekts“ müsse man die Ressourcen „stärker auf Bereiche konzentrieren, für die tiefgreifende Kenntnisse sowohl der DWS- als auch der Deutsche-Bank-Umgebung erforderlich sind“.
Warum sich Banken nicht in falscher Sicherheit wiegen sollten: Ob Erträge, Gewinne oder Kapitalquoten – ausweislich wichtiger Kennziffern sind viele Banken aktuell extrem erfolgreich. Diese Momentaufnahme darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die klassische Bankenbranche seit Jahren in vielen Feldern an Geschäft verliert. Gegenüber Brokern. Gegenüber Asset-Managern. Gegenüber Payment-Dienstleistern. Gegenüber sonstigen Spezialisten. In unserem heutigen Partner-Blog entwirft McKinsey das „Big picture“ – und erklärt, wie es sich zugunsten der Banken verändern ließe. Bitte sehr: Finanz-Szene (frei zugänglich)
Im Kern ist die Meldung von gestern Nachmittag ja gar nicht so kompliziert: Das Berliner Embedded-Finance-Fintech Banxware hat von Investoren 15 Mio. Euro Eigenkapital erhalten. Einer der Investoren ist die Unicredit. Und die Hypo-Vereinsbank, also die deutsche Tochter der Unicredit, hat in Person ihrer Privatkunden-Vorständin Monika Rast angekündigt, mit Banxware jenseits der finanziellen Beteiligung auch inhaltlich zusammenarbeiten zu wollen. Bleibt allerdings noch die Frage: Und was heißt das jetzt genau??? Wir glauben, vier mögliche Use Cases herausfiltern zu können. Bitte sehr: FS Premium
Sämtliche Groß- und Direktbanken-News aus dem November 2023
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