"Groß- & Direktbanken"-Ticker

Alle News zu Großbanken und Direktbanken aus dem Januar

In unserem „Groß- und Direktbanken“-Ticker verfolgen wir, was bei Deutsche Bank, Commerzbank, ING Diba usw. los ist.

Hier der Ticker für den Januar 2022:

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Die Coba strebt in den Dax – Euphorie löst sie nicht aus

Als die Commerzbank im Herbst 2018 aus dem Dax abstieg (verdrängt bekanntermaßen von Wirecard), da rechneten nicht einmal die Optimisten mit einem baldigen Comeback. Und selbst als der Leitindex drei Jahre später von 30 auf 40 Werte aufgestockt wurde, fehlte zum Wiederaufstieg zunächst einiges (zu den Gründen siehe unsere Analyse hier). Eine Zinswende und eine Kursrallye später schickt sich die Commerzbank nun aber doch an, in die Beletage der börsennotierten deutschen Unternehmen zurückzukehren. Und so reichte sie einige 2022er-Ertragszahlen gestern nicht nur pflichtgemäß bei der Deutschen Börse ein – sondern machte die Kennziffern etwas unerwartet auch gleich für den Gesamtmarkt öffentlich (obwohl das Zahlenwerk eigentlich erst am 16. Februar publiziert werden soll).

Kurz zusammengefasst: Symbolisch war das ein hübscher Move. Streng inhaltlich allerdings lösten die Zahlen keine gesteigerte Euphorie aus. Im Gegenteil: Ihren Vorsteuergewinn fürs Gesamtjahr gab die zweitgrößte hiesige Privatbank mit 2,005 Mrd. Euro an – was um 45 Mio. Euro hinter der jüngsten Konsens-Schätzung der Analysten zurückbleibt. Für das vierte Quartal ergibt sich somit ein Ergebnis von „nur“ 488 Mio. Euro anstatt der prognostizierten 533 Mio. Euro, immerhin eine Abweichung von 8%. Und so ist den Investoren nicht zu verübeln, dass die Schlagzeile „Coba will in den Dax“ gewissermaßen mit der imaginären Schlagzeile „Coba verfehlt den Analysten-Konsens“ verrechnet wurde. Per regulärem Handelsende notierte die Aktie gerade mal 1,1% im Plus bei 10,21 Euro.

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Hypo-Vereinsbank landet 2022 bei unter 50% Cost-Income-Ratio

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Podcast (frei zugänglich)

„Magic Mandel“ – wie der frühere Coba-Vorstand heute auf die Branche blickt

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Das 930-Mio.-Euro-(Nicht)-Problem der Deutschen Bank 

Seit Januar wissen nun also auch wir hier, dass es in Brasilien einen großen, seit einer Woche unter Gläubigerschutz stehenden Einzelhändler namens „Americanas“ gibt. Wie wir davon erfuhren? Durch einen „Bloomberg“-Bericht (Paywall), wonach die Deutsche Bank mit einem Engagement von rund 930 Mio. Euro der größte Gläubiger sein soll. Doch ist das wirklich so? Auf Nachfrage betont die Frankfurter Großbank, keine Kreditbeziehung mit „Americanas“ zu unterhalten – und von der Pleite in keiner Weise betroffen zu sein. Eine mögliche Erklärung für den scheinbaren Widerspruch könnte sein, dass die Deutsche Bank als Treuhänder für ausstehende Anleihen von „Americanas“ agiert, hierbei aber nicht selber im Risiko steht.

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BdB-Chef Christian Ossig zieht sich zurück. Wer wird Nachfolger/in?

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ING Diba schasst Giropay – und setzt stattdessen auf „Klein-EPI“

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Kurz getickert

  • Nach nur anderthalb Jahren scheidet Verdi-Chef Frank Werneke bereits wieder aus dem Aufsichtsrat der Deutschen Bank aus. Zu den Gründen wurde zunächst nichts bekannt (Reuters, via Wiwo)
  • Die Beteiligung der katarischen Herrscherfamilie an der Deutschen Bank ist etwas größer als bislang bekannt. Laut einer aktuellen Stimmrechts-Mitteilung müsste sie bei mindestens 7,59% liegen (HB/Paywall)
  • Nächste große Cum-Ex-Razzia: Rund 130 Staatsanwälte, Steuerfahnder und Polizisten sind diese Woche bei der deutschen BNP Paribas vorstellig geworden. Nach Angaben der StA Köln richtet sich das Ermittlungsverfahren gegen insgesamt 58 Beschuldigte – allesamt aktuelle oder frühere Mitarbeiter der französischen Großbank. (HB/Paywall
  • Die neue Co-Chefin der Bundesfinanzagentur kommt aus dem Deutsche-Bank-Konzern – nämlich Eva Grunwald, bislang Vorstandsmitglied bei der BHW Bausparkasse.
  • Die Deutsche-Bank-Aktie legt eine bemerkenswerte Januar-Rally hin – und notierte gestern zum Handelsschluss bei 11,98 Euro, verglichen mit dem Jahreswechsel ein Plus von 13% (und auf Sechs-Monats-Sicht sogar ein Zuwachs von 48%). Zum Vergleich: Die Commerzbank-Aktie schloss gestern bei 9,68 Euro und damit 10% höher als Ende Dezember beziehungsweise 54% höher als vor einem halben Jahr

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1,6 Millionen neue Fondsanleger? Bei welchen Banken sollen die denn sein?

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Kurz getickert

  • Im Investmentbanking der Deutschen Bank schrumpft in diesem Jahr zwar der Bonus-Pool insgesamt (und zwar Medienberichten zufolge um rund 10%). Laut „Financial Times“ (Paywall) soll es innerhalb der Sparte allerdings deutliche Unterschiede geben. Während im Emissions- und Beratungsgeschäft angeblich Einschnitte von bis zu 40% drohen, dürften sich die Wertpapierhändler sogar auf steigende Bonifikationen freuen.
  • Exklusiv: Die Commerzbank hat Scherereien mit der vor ein paar Jahren durch die Comdirect übernommenen „Onvista Medien GmbH“. So machte der Finanzportal-Betreiber am Freitag zumindest einen Teil seiner Kunden auf ein mittelschweres Sicherheitsproblem aufmerksam. Demnach war es Cyber-Kriminellen gelungen, anderweitig erbeutete E-Mail-Adressen über eine undichte API-Schnittstelle mit dem Kundenbestand von Onvista abzugleichen. Das Ausmaß des Falls blieb zunächst unklar; Kunden der „Onvista Bank“ (die ebenfalls zur Commerzbank gehört) waren von dem Vorfall nicht betroffen.
  • Die Mönchengladbacher Santander Consumer Bank sieht sich einer öffentlichen Kampagne durch Verdi ausgesetzt. Der für Finanzdienstleister zuständige Gewerkschaftssekretär Stefan Wittmann verbreitete am Freitag via „Reuters“, das spanischstämmige Institut wolle „als einziges großes Geldhaus in Deutschland der Forderung nach der Zahlung einer Inflationsprämie nicht nachgeben“. Verdi verlangt pro Mitarbeiter für 2022 und 2023 Zahlung von jeweils 1.500 Euro.

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Wie Vanguard unseren Banken (und Fintechs) die Endkunden abjagen will

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Kurz getickert

  •  Die Commerzbank verliert per 30. Juni ihren „Bereichsvorstand Group Finance“ Christoph Heins. Ihm folgt Andreas Böger, zurzeit noch Finanzvorstand der polnischen Tochter mBank (Reuters, via Fundscene)
  • Auch die Deutsche Bank lockt jetzt angeblich mit einem Zins von 2% – gültig für Neukunden bei 12 Monaten Laufzeit und einer Anlage von 2.500 Euro bis 100.000 Euro. So jedenfalls schreibt es der „Welt“-Journalist Daniel D. Eckert bei „Twitter“

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Podcast: Lange Schlangen, hohe Zinsen – ist das modernes Retailbanking?

Sie bilden sich vor der Commerzbank-Filiale am Rossmarkt genauso wie vor der Postbank-Filiale in der Schäfergasse. Und sie gehören zum Frankfurter Stadtbild inzwischen wie der Main, der Römer oder die Anzugbanker auf der Fressgass. Doch bei aller Gewöhnung fragt man sich manchmal halt trotzdem noch: Das war doch nicht immer so, oder? Also dass sich vor manchen Frankfurter Bankfilialen dermaßen lange Schlangen bilden, dass man meint, die Finanzmetropole habe sich der Planwirtschaft verschrieben?

Nun hat Thomas Schaufler, also der Privatkundenvorstand der Commerzbank, ja neulich zumindest eine Erklärung geliefert, woran das liege – nämlich daran, dass manchen Kunden, leider, leider, die Filialschließungen ein bisschen schnell gegangen seien. Doch auch wenn wir Ihnen, liebe Bankerinnnen und Banker, normalerweise alles glauben (selbst ohne treuherzigen austriakischen Akzent), so wollen wir in der heutigen Folge von „Finanz-Szene – Der Podcast“ doch mal ganz, ganz vorsichtig die Frage aufwerfen: Sind die Schlangen wirklich nur eine unbeabsichtigte Folge komplexer Kapazitätsplanungen? Oder werden sie als Mittel der Kundenerziehung dann doch zumindest billigend in Kauf genommen? Motto: Machen Sie doch lieber Online-Banking? Die weiteren Themen im Monats-Podcast unserer Redakteure Bernd Neubacher und Christian Kirchner sind: Was versprechen sich unsere Banken von den immer höheren Zinsangeboten – und sind diese nicht genauso anachronistisch wie das Schlangestehen? Droht wegen der Geldautomaten-Sprengungen der endgültige Rückzug aus der Fläche? Und: Was ist bei den Sparkassen los, wo Chefs geschasst, aber keine Präsidenten gefunden werden? Auf geht’s: Finanz-Szene (frei zugänglich)

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Wirren bei Sparplänen – Banken drosseln wegen Priips den Vertrieb

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BNP Paribas kommt im deutschen Wealth Management nur langsam voran

2017 formulierte die BNP Paribas ein fast unerhörtes Ziel. Sie wollte im Geschäft mit vermögenden Kunden hierzulande binnen nur drei Jahren in die Top-5 aufsteigen. Nun lässt sich die französische Großbank erstmals in die Zahlen schauen. Und man sieht: Es geht voran – aber deutlich langsamer als erhofft. Bitte sehr: FS Premium

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Beschert die Zinswende der C24 Bank ein Geschäftsmodell?

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Kurz getickert

  • Die Consorsbank gewinnt mit ihrem befristeten Kampfzins von 2,1% derzeit „tausende Kunden täglich“, wie gestern bei einem Pressegespräch verlautete
  • Die ING Diba erhöht die Kreditzinsen für Verbraucher: Über die Zinsoffensive des größten deutschen Online-Instituts beim Festgeld hatten wir ja minutiös berichtet (siehe etwa hier und hier) – nun zieht die Frankfurter Oranje-Bank auch auf der anderen Seite nach: Ab Mitte Februar steigen die variablen Sollzinssätze beim Dispo- und Überziehungskredit um 200 Basispunkte auf 8,99%, beim Rahmenkredit ebenfalls um 200 Basispunkte auf 7,83%.
  • Postbank kämpft nach IT-Umstellung mit stundenlangen Problemen: Mehrere Millionen Produktverträge wollte das Bonner Institut am Silvesterwochenende auf die IT-Systeme der Deutschen Bank migrieren – und schränkte ihr Online- und Mobile-Banking darum ankündigungsgemäß für geschlagene 69 Stunden massiv ein (nämlich von Freitag, 17 Uhr, bis Montag, 14 Uhr). Als die Kunden gestern Nachmittag dann endlich wieder in ihr Banking wollten, funktionierte das in vielen Fällen indes weiterhin nicht. So zeigte das Internetportal „Allestörungen“ insbesondere für den Zeitraum von 14-18 Uhr massive Probleme an. Ein Deutsche-Bank-Sprecher bestätigte auf Nachfrage von Finanz-Szene, es sei „vorübergehend zu Performance- und Log-In-Schwierigkeiten für einen Teil der Nutzer“ gekommen. Gegen Abend ging die Zahl der Kundenbeschwerden zurück.
  • EZB verordnet der Deutschen Bank mehr Eigenkapital: Wegen der Risiken im Leveraged-Finance-Geschäft steigt der individuelle Kapitalaufschlag des größten hiesigen Geldinstituts um 0,2 Prozentpunkte auf 2,7%. Alles in allem müssen die Frankfurter damit jetzt eine harte Kernkapitalquote (CET 1) von mindestens 10,55% ausweisen. Mitteilung

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„Margin Call“-Schlappe der Comdirect – dieses Urteil erschwert das Brokerage

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DKB kassiert ihr 8-Mio.-Kunden-Ziel endgültig

Wenn man es genau nimmt, hat sich die zweitgrößte deutsche Direktbank ja schon 2021 von ihren zwei Jahre zuvor präsentierten Wachstumsplänen verabschiedet. Zunächst meinte Vorstandschef Stefan Unterlandstättner damals in einem Interview, die acht Millionen sei „nicht der wesentliche Punkt“ (siehe unseren Artikel vom 27. September 2021); und im kurz darauf vorgelegten 2021er-Geschäftsbericht hieß es dann, statt wie geplant für Ende 2024 nehme man die Zielmarke nun lieber erst für 2026 in Angriff (siehe unseren Artikel vom 31. März 2022). Wie heute Morgen nun in der „BÖZ“ (Paywall) nachzulesen ist, scheint inzwischen aber selbst das nicht mehr zu gelten. Demnach teilt die DKB in einer Stellungnahme mit, „aufgrund veränderter Marktbedingungen die 8 Millionen als rein quantitatives Kundenziel nicht weiter in der Strategie­planung zu berücksichtigen“. Klar, das ist nicht überraschend. Aber eben doch bezeichnend. Denn: 1.) Auch die zwischenzeitlich von Unterlandstättner lancierte Idee, die 8-Mio.-Marke wenigstens anorganisch zu erreichen, wurde der „BÖZ“ zufolge mittlerweile verworfen; 2.) Der jüngste Exodus in der Strategieabteilung (siehe neulich unseren Scoop -> „DKB verliert mehrere digitale Top-Shots. Steht die Strategie infrage?“) kam offenkundig nicht von ungefähr; und 3.) Auf qualitatives statt auf quantitatives Wachstum zu setzen, ist zwar sicher nicht verkehrt – dass diese Erkenntnis aber ausgerechnet in einer Zeit reift, in der aufgrund der Zinswende auch quantitatives Kundenwachstums wieder Sinn machen kann (siehe hier), wirft dann doch die Frage auf: Was hat die DKB bei der ursprünglichen Formulierung des 8-Mio.-Ziels Ende 2019 eigentlich geritten?

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Alle Meldungen zu Großbanken und Direktbanken aus dem Dezember

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