von Christian Kirchner und Bernd Neubacher , 31. Januar 2023
In unserem „Groß- und Direktbanken“-Ticker verfolgen wir, was bei Deutsche Bank, Commerzbank, ING Diba usw. los ist.
Hier der Ticker für den Januar 2022:
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Als die Commerzbank im Herbst 2018 aus dem Dax abstieg (verdrängt bekanntermaßen von Wirecard), da rechneten nicht einmal die Optimisten mit einem baldigen Comeback. Und selbst als der Leitindex drei Jahre später von 30 auf 40 Werte aufgestockt wurde, fehlte zum Wiederaufstieg zunächst einiges (zu den Gründen siehe unsere Analyse hier). Eine Zinswende und eine Kursrallye später schickt sich die Commerzbank nun aber doch an, in die Beletage der börsennotierten deutschen Unternehmen zurückzukehren. Und so reichte sie einige 2022er-Ertragszahlen gestern nicht nur pflichtgemäß bei der Deutschen Börse ein – sondern machte die Kennziffern etwas unerwartet auch gleich für den Gesamtmarkt öffentlich (obwohl das Zahlenwerk eigentlich erst am 16. Februar publiziert werden soll).
Kurz zusammengefasst: Symbolisch war das ein hübscher Move. Streng inhaltlich allerdings lösten die Zahlen keine gesteigerte Euphorie aus. Im Gegenteil: Ihren Vorsteuergewinn fürs Gesamtjahr gab die zweitgrößte hiesige Privatbank mit 2,005 Mrd. Euro an – was um 45 Mio. Euro hinter der jüngsten Konsens-Schätzung der Analysten zurückbleibt. Für das vierte Quartal ergibt sich somit ein Ergebnis von „nur“ 488 Mio. Euro anstatt der prognostizierten 533 Mio. Euro, immerhin eine Abweichung von 8%. Und so ist den Investoren nicht zu verübeln, dass die Schlagzeile „Coba will in den Dax“ gewissermaßen mit der imaginären Schlagzeile „Coba verfehlt den Analysten-Konsens“ verrechnet wurde. Per regulärem Handelsende notierte die Aktie gerade mal 1,1% im Plus bei 10,21 Euro.
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Seit Januar wissen nun also auch wir hier, dass es in Brasilien einen großen, seit einer Woche unter Gläubigerschutz stehenden Einzelhändler namens „Americanas“ gibt. Wie wir davon erfuhren? Durch einen „Bloomberg“-Bericht (Paywall), wonach die Deutsche Bank mit einem Engagement von rund 930 Mio. Euro der größte Gläubiger sein soll. Doch ist das wirklich so? Auf Nachfrage betont die Frankfurter Großbank, keine Kreditbeziehung mit „Americanas“ zu unterhalten – und von der Pleite in keiner Weise betroffen zu sein. Eine mögliche Erklärung für den scheinbaren Widerspruch könnte sein, dass die Deutsche Bank als Treuhänder für ausstehende Anleihen von „Americanas“ agiert, hierbei aber nicht selber im Risiko steht.
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Sie bilden sich vor der Commerzbank-Filiale am Rossmarkt genauso wie vor der Postbank-Filiale in der Schäfergasse. Und sie gehören zum Frankfurter Stadtbild inzwischen wie der Main, der Römer oder die Anzugbanker auf der Fressgass. Doch bei aller Gewöhnung fragt man sich manchmal halt trotzdem noch: Das war doch nicht immer so, oder? Also dass sich vor manchen Frankfurter Bankfilialen dermaßen lange Schlangen bilden, dass man meint, die Finanzmetropole habe sich der Planwirtschaft verschrieben?
Nun hat Thomas Schaufler, also der Privatkundenvorstand der Commerzbank, ja neulich zumindest eine Erklärung geliefert, woran das liege – nämlich daran, dass manchen Kunden, leider, leider, die Filialschließungen ein bisschen schnell gegangen seien. Doch auch wenn wir Ihnen, liebe Bankerinnnen und Banker, normalerweise alles glauben (selbst ohne treuherzigen austriakischen Akzent), so wollen wir in der heutigen Folge von „Finanz-Szene – Der Podcast“ doch mal ganz, ganz vorsichtig die Frage aufwerfen: Sind die Schlangen wirklich nur eine unbeabsichtigte Folge komplexer Kapazitätsplanungen? Oder werden sie als Mittel der Kundenerziehung dann doch zumindest billigend in Kauf genommen? Motto: Machen Sie doch lieber Online-Banking? Die weiteren Themen im Monats-Podcast unserer Redakteure Bernd Neubacher und Christian Kirchner sind: Was versprechen sich unsere Banken von den immer höheren Zinsangeboten – und sind diese nicht genauso anachronistisch wie das Schlangestehen? Droht wegen der Geldautomaten-Sprengungen der endgültige Rückzug aus der Fläche? Und: Was ist bei den Sparkassen los, wo Chefs geschasst, aber keine Präsidenten gefunden werden? Auf geht’s: Finanz-Szene (frei zugänglich)
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2017 formulierte die BNP Paribas ein fast unerhörtes Ziel. Sie wollte im Geschäft mit vermögenden Kunden hierzulande binnen nur drei Jahren in die Top-5 aufsteigen. Nun lässt sich die französische Großbank erstmals in die Zahlen schauen. Und man sieht: Es geht voran – aber deutlich langsamer als erhofft. Bitte sehr: FS Premium
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Wenn man es genau nimmt, hat sich die zweitgrößte deutsche Direktbank ja schon 2021 von ihren zwei Jahre zuvor präsentierten Wachstumsplänen verabschiedet. Zunächst meinte Vorstandschef Stefan Unterlandstättner damals in einem Interview, die acht Millionen sei „nicht der wesentliche Punkt“ (siehe unseren Artikel vom 27. September 2021); und im kurz darauf vorgelegten 2021er-Geschäftsbericht hieß es dann, statt wie geplant für Ende 2024 nehme man die Zielmarke nun lieber erst für 2026 in Angriff (siehe unseren Artikel vom 31. März 2022). Wie heute Morgen nun in der „BÖZ“ (Paywall) nachzulesen ist, scheint inzwischen aber selbst das nicht mehr zu gelten. Demnach teilt die DKB in einer Stellungnahme mit, „aufgrund veränderter Marktbedingungen die 8 Millionen als rein quantitatives Kundenziel nicht weiter in der Strategieplanung zu berücksichtigen“. Klar, das ist nicht überraschend. Aber eben doch bezeichnend. Denn: 1.) Auch die zwischenzeitlich von Unterlandstättner lancierte Idee, die 8-Mio.-Marke wenigstens anorganisch zu erreichen, wurde der „BÖZ“ zufolge mittlerweile verworfen; 2.) Der jüngste Exodus in der Strategieabteilung (siehe neulich unseren Scoop -> „DKB verliert mehrere digitale Top-Shots. Steht die Strategie infrage?“) kam offenkundig nicht von ungefähr; und 3.) Auf qualitatives statt auf quantitatives Wachstum zu setzen, ist zwar sicher nicht verkehrt – dass diese Erkenntnis aber ausgerechnet in einer Zeit reift, in der aufgrund der Zinswende auch quantitatives Kundenwachstums wieder Sinn machen kann (siehe hier), wirft dann doch die Frage auf: Was hat die DKB bei der ursprünglichen Formulierung des 8-Mio.-Ziels Ende 2019 eigentlich geritten?
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