von Christian Kirchner und Bernd Neubacher , 30. Juli 2023
In unserem „Groß- und Direktbanken“-Ticker verfolgen wir, was bei Deutsche Bank, Commerzbank, ING Diba usw. los ist.
Hier der Ticker für den Juli 2023:
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Immer wieder erstaunlich, welche Ereignisse die Aktie der Deutschen Bank mitunter bewegen. Und welche nicht. Am gestrigen Donnerstag zum Beispiel: Zuckten die Papiere am Morgen ein bisschen nach unten und später dann ein bisschen nach oben, bevor sie weitgehend unaufgeregt und leicht verbessert mit 10,55 Euro aus dem Handel dösten. Q2-Zahlen? War da was??? Um es kurz zu machen (und bevor Sie, liebe Leserinnen und Leser, jetzt ebenfalls gleich wegdösen): Ja, da war was! Wobei zu klären wäre, was genau. Denn: Wäre das Zahlenwerk fürs zweite Quartal ein Fußballspiel, dann hätten wir es eher mit einem 4:4 als mit einem 0:0 zu tun. Fachsprachlich ausgedrückt also mit einem Unentschieden der interessanteren Sorte. Konkret: Auf der Habenseite ist es insbesondere die Zinswende, die das Ergebnis auch weiterhin brutal treibt (die Befürchtung, dass der diesbezügliche Peak schon erreicht sei, bestätigte sich also nicht). Ebenfalls relevant: Die Risikovorsorge bleibt überschaubar. Und mindestens mal ein Stimmungsaufheller: Bei der DWS fließen die Mittel wieder zu statt ab. Alles in allem reichte es somit eben doch zu einem Gewinn vor Steuern von 1,4 Mrd. Euro – merklich über den Erwartungen. Bleibt die Frage, warum da nicht noch mehr ging. Antwort: Weil sich, grob zusammengefasst, mehr oder weniger alle Kostenarten in die falsche Richtung bewegen und man sich zum Beispiel bei den Rechtskosten mittlerweile fragt, was eigentlich das größere Übel ist: die direkten Kosten – oder die indirekten, die anfallen, weil die Deutsche Bank auch im Q2 wieder eine Heerschar irgendwelcher AFC-, KYC- und sonstiger „Ich bringe keine Erträge“-Mitarbeiter eingestellt hat bzw. hat einstellen müssen. Hier die Details:
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Bei N26 und anderen Fintechs geht’s neuerdings ja nicht mehr primär um die Erträge – sondern um Profitabilität. Im Privatkundengeschäft der Deutschen Bank scheint’s genau umgekehrt zu sein. FS Premium
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… dass Nickel (also die „Kiosk-Bank“ der BNP Paribas, alle Hintergründe siehe hier) dieser Tage den Soft-Launch in Deutschland vollzogen hat? Per Dienstagabend waren online bereits 28 Verkaufsstellen gelistet – darunter: der „Callshop Ostbahnhof“ am Orleansplatz 11 in 81667 München, die Bestellagentur Baake in der Hohekreuzstraße 17 in 99734 Nordhausen sowie (Bankenstadt ist nun mal Bankenstadt!!!) das Pressecenter Demir in der Straße Alt-Praunheim 46b in 60488 Frankfurt. Vermutlich dürfen wir uns die Bankstellen-Statistiker der Bundesbank jetzt als sehr, sehr glückliche Menschen vorstellen.
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Und derweil jenseits des Atlantiks – haben J.P. Morgan (dank Zinswende und First-Republic-Übernahme) sowie Wells Fargo (dank Zinswende) den Gewinn im zweiten Quartal ausgebaut, während bei der Citigroup (schwaches Handelsgeschäft) das genaue Gegenteil der Fall war: Manager Magazin
… dass die DKB nun tatsächlich eine revolvierende Kreditkarte auf den Markt bringt – also das, was wir ja immer schon vermutet hatten (siehe vor mittlerweile drei Jahren unser Stück –> DKB liebäugelt mit revolvierenden Kreditkarten und erst vor ein paar Wochen die Meldung –> DKB avisiert neue Kreditkarten-Features“)? Was dem Launch freilich einen, nun ja, etwas unglücklichen Anstrich gibt, das ist der Umstand, dass es sich bei der Karte genau genommen um ein Co-Branding-Angebot für die „Miles & More“-Kunden handelt. Also genau für jenes Portfolio, das, wie just diese Woche verlautete, in zwei Jahren zur Deutschen Bank wandert. Das Verfallsdatum ist bei der neuen Karte (die übrigens gebührenfrei, dafür aber mit einem effektiven Jahreszins von 17,2% daherkommt) also gewissermaßen schon eingepreist. Was auch der Grund sein mag, warum bislang weder durch die DKB noch durch „Miles & More“ eine offizielle Kommunikation erfolgt ist. Aber dafür, liebe Leserinnen und Leser, haben Sie ja uns.
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Die Commerzbank strebt künftig mehr als 10% Eigenkapitalrendite an – das berichtet die Nachrichtenagentur „Bloomberg“ (Paywall) mit Verweis auf informierte Kreise. Das neue Ziel könnte bereits im September im Aufsichtsrat verabschiedet werden. Zum Vergleich: Das bisherige Renditeziel für 2024 ist mit „über 7,3%“ angegeben. Sollten die 10% Eigenkapitalrendite nun tatsächlich auch als offizielle Losung ausgegeben werden, wäre das insbesondere in der Außendarstellung ein Novum, denn bislang ist die Commerzbank bei ihren Ausblicken seit dem Amtsantritt Manfred Knofs Anfang 2021 maximal konservativ – wodurch sie sich maßgeblich von den Analysten unterscheidet. Denn die gehen bereits jetzt davon aus, dass die Coba ihr Ertragsziel von 10 Mrd. Euro für 2024 mit 11,1 Mrd. Euro deutlich übertreffen wird. Und die Eigenkapitalrendite soll nach aktuellen Schätzungen zwar noch nicht bei 10%, aber mit immerhin 8,8% doch klar oberhalb der Marke von 7,3% liegen.
A propos „Mehr als 10% Eigenkapitalrendite“ – das ist bekanntlich auch das erklärte Ziel der Deutschen Bank für 2025. Allerdings sind die Analysten in dieser Frage derzeit deutlich optimistischer für die Gelben als für die Blauen (wobei die Commerzbank ja offiziell noch gar nichts verkündet hat!). Auch die Coba-Aktie (die gestern mit einem Plus von 3,7% bei 10,88 Euro schloss) entwickelte sich zuletzt deutlich besser als die der Konkurrenz von der Taunusanlage: Die Commerzbank liegt seit Jahresbeginn 19% im Plus, die Deutsche Bank 11% im Minus.
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Einerseits durfte das größte Geldinstitut der Republik gestern mitteilen, dass die Integration der Postbank endlich abgeschlossen ist. Doch andererseits – war die eigene Website vom Nachmittag an wiederholt down. Man arbeite mit externen Partnern an der Wiederherstellung der Website, teilte ein Sprecher am frühen Abend mit. Einen Zusammenhang mit der am Wochenende durchgeführten Migration der Postbank-IT schloss er aus.
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