"Groß- und Direktbanken"-Ticker

Das neue Rendite-Ziel der Coba. Die Altlasten der DeuBa. Alle Großbanken-News aus dem Juli

In unserem „Groß- und Direktbanken“-Ticker verfolgen wir, was bei Deutsche Bank, Commerzbank, ING Diba usw. los ist.

Hier der Ticker für den Juli 2023:

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Jobmotor statt Kostenkiller: Fünf Thesen zu den Q2-Zahlen der Deutschen Bank

Immer wieder erstaunlich, welche Ereignisse die Aktie der Deutschen Bank mitunter bewegen. Und welche nicht. Am gestrigen Donnerstag zum Beispiel: Zuckten die Papiere am Morgen ein bisschen nach unten und später dann ein bisschen nach oben, bevor sie weitgehend unaufgeregt und leicht verbessert mit 10,55 Euro aus dem Handel dösten. Q2-Zahlen? War da was??? Um es kurz zu machen (und bevor Sie, liebe Leserinnen und Leser, jetzt ebenfalls gleich wegdösen): Ja, da war was! Wobei zu klären wäre, was genau. Denn: Wäre das Zahlenwerk fürs zweite Quartal ein Fußballspiel, dann hätten wir es eher mit einem 4:4 als mit einem 0:0 zu tun. Fachsprachlich ausgedrückt also mit einem Unentschieden der interessanteren Sorte. Konkret: Auf der Habenseite ist es insbesondere die Zinswende, die das Ergebnis auch weiterhin brutal treibt (die Befürchtung, dass der diesbezügliche Peak schon erreicht sei, bestätigte sich also nicht). Ebenfalls relevant: Die Risikovorsorge bleibt überschaubar. Und mindestens mal ein Stimmungsaufheller: Bei der DWS fließen die Mittel wieder zu statt ab. Alles in allem reichte es somit eben doch zu einem Gewinn vor Steuern von 1,4 Mrd. Euro – merklich über den Erwartungen. Bleibt die Frage, warum da nicht noch mehr ging. Antwort: Weil sich, grob zusammengefasst, mehr oder weniger alle Kostenarten in die falsche Richtung bewegen und man sich zum Beispiel bei den Rechtskosten mittlerweile fragt, was eigentlich das größere Übel ist: die direkten Kosten – oder die indirekten, die anfallen, weil die Deutsche Bank auch im Q2 wieder eine Heerschar irgendwelcher AFC-, KYC- und sonstiger „Ich bringe keine Erträge“-Mitarbeiter eingestellt hat bzw. hat einstellen müssen. Hier die Details:

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Die Neobankisierung der Deutschen Bank 

Bei N26 und anderen Fintechs geht’s neuerdings ja nicht mehr primär um die Erträge – sondern um Profitabilität. Im Privatkundengeschäft der Deutschen Bank scheint’s genau umgekehrt zu sein. FS Premium

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Hypo-Vereinsbank schließt dieses Jahr rund 10% aller Filialen

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Kurz getickert

  • Die Deutsche Bank gibt dem schon angekündigten Aktienrückkauf im Umfang von bis zu 450 Mio. Euro einen zeitlich Rahmen – ab August soll es losgehen
  • Der Chef der US-Großbank J.P. Morgan Chase, Jamie Dimon, hat gegenüber dem „Handelsblatt“ bestätigt, dass die Amerikaner an ihren Plänen für den Aufbau einer deutschen Retailbank festhalten – auch wenn das ganz große Tempo aus dem Projekt zuletzt raus war. Finanz-Szene hatte die Deutschland-Pläne von J.P. Morgan im Mai letzten Jahres enthüllt (siehe hier). In den folgenden Monaten verpflichteten die Amerikaner gleich mehrere namhafte Manager für das in Berlin angesiedelte Projekt (siehe u.a. hier). Zugleich wurde im Umfeld der US-Bank allerdings stets betont, zunächst die Entwicklung der britischen Online-Tochter „Chase“ abwarten zu wollen, bevor man hierzulande Ernst macht.
  • Der Vorstandsumbau bei der Deutschen Bank ruft die EZB-Bankenaufsicht auf den Plan. Laut „Handelsblatt“ (Paywall) stören sich die Aufseher konkret an der Doppelrolle von Stefan Simon, der als Compliance-Chef einerseits die operative Regeltreue überwacht – als US-Chef aber neuerdings auch selbst operativ auftritt.
  • Und nochmal Deutsche Bank, in ähnlichem Kontext: Die US-Fed hat gegen das größte hiesige Geldinstitut ein Bußgeld in Höhe von 186 Mio. Dollar (!) verhängt. Zur Begründung heißt es, die Bank arbeite ihre Probleme in der Geldwäsche- und Sanktionskontrolle nicht schnell genug ab. (Reuters)

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Fünf Gründe, warum die Deutsche Bank real viel schlechter dasteht als gefühlt

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Kurz getickert

  • Die Deutsche Bank hat wegen ihrer Verkaufspraktiken bei Devisen-Swaps neuen Ärger mit der EZB-Bankenaufsicht. Wie „Bloomberg“ (Paywall) berichtet, monieren die Aufseher, dass das Institut seine Kunden noch immer nicht ausreichend über Produktrisiken aufkläre.

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Warum BdB-Vize Peucker geht – und wie das Nachfolgeprofil aussieht

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Wussten Sie schon?

… dass Nickel (also die „Kiosk-Bank“ der BNP Paribas, alle Hintergründe siehe hier) dieser Tage den Soft-Launch in Deutschland vollzogen hat? Per Dienstagabend waren online bereits 28 Verkaufsstellen gelistet – darunter: der „Callshop Ostbahnhof“ am Orleansplatz 11 in 81667 München, die Bestellagentur Baake in der Hohekreuzstraße 17 in 99734 Nordhausen sowie (Bankenstadt ist nun mal Bankenstadt!!!) das Pressecenter Demir in der Straße Alt-Praunheim 46b in 60488 Frankfurt. Vermutlich dürfen wir uns die Bankstellen-Statistiker der Bundesbank jetzt als sehr, sehr glückliche Menschen vorstellen.

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Wie viel DeuBa, Helaba & Co. mit US-Gewerbeimmos zu schaffen haben

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Kurz getickert

  • Die HVB-Mutter Unicredit will „Bloomberg“ (Paywall) zufolge weitere 500 Mio. Euro einsparen – unter anderem über die Automatisierung von Prozessen und die Optimierung von Outsourcing-Verträgen. Inwieweit die Münchner Tochter betroffen ist, blieb zunächst unklar.

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Linktipp

Und derweil jenseits des Atlantiks – haben J.P. Morgan (dank Zinswende und First-Republic-Übernahme) sowie Wells Fargo (dank Zinswende) den Gewinn im zweiten Quartal ausgebaut, während bei der Citigroup (schwaches Handelsgeschäft) das genaue Gegenteil der Fall war: Manager Magazin

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Wussten Sie schon?

… dass die DKB nun tatsächlich eine revolvierende Kreditkarte auf den Markt bringt – also das, was wir ja immer schon vermutet hatten (siehe vor mittlerweile drei Jahren unser Stück –> DKB liebäugelt mit revolvierenden Kreditkarten und erst vor ein paar Wochen die Meldung –> DKB avisiert neue Kreditkarten-Features“)? Was dem Launch freilich einen, nun ja, etwas unglücklichen Anstrich gibt, das ist der Umstand, dass es sich bei der Karte genau genommen um ein Co-Branding-Angebot für die „Miles & More“-Kunden handelt. Also genau für jenes Portfolio, das, wie just diese Woche verlautete, in zwei Jahren zur Deutschen Bank wandert. Das Verfallsdatum ist bei der neuen Karte (die übrigens gebührenfrei, dafür aber mit einem effektiven Jahreszins von 17,2% daherkommt) also gewissermaßen schon eingepreist. Was auch der Grund sein mag, warum bislang weder durch die DKB noch durch „Miles & More“ eine offizielle Kommunikation erfolgt ist. Aber dafür, liebe Leserinnen und Leser, haben Sie ja uns.

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Von zwei auf fünf Einheiten gestrafft: Was vom Deutsche-Bank-Umbau zu halten ist

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Kurz getickert

  • Deutsche Bank und  Commerzbank haben – so berichtet es jedenfalls das spanische Medium „El Confidencial“ unter Berufung auf durchgesickerte Ergebnisse – beim neuen EBA-Stresstest besser abgeschnitten als bei der identischen Übung vor zwei Jahren. Konkret: Die Kapitalquote der DeuBa würde demnach im Extrem-Szenario um 530 Basispunkte sinken (2021 waren es 620bp), jene der Coba um 460 Basispunkte, verglichen mit 500bp beim letzten Mal. (via Reuters)
  • Die harte Kernkapitalquote der von der EZB-Bankenaufsicht direkt kontrollierten europäischen Großbanken hat sich leicht verbessert – nämlich per Ende März auf 15,53% verglichen mit 14,99% ein Jahr zuvor. (Reuters, via Wiwo)

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Ehrgeizig? Oder überfällig? – Coba liebäugelt mit 10% EK-Rendite-Ziel

Die Commerzbank strebt künftig mehr als 10% Eigenkapitalrendite an – das berichtet die Nachrichtenagentur „Bloomberg“ (Paywall) mit Verweis auf informierte Kreise. Das neue Ziel könnte bereits im September im Aufsichtsrat verabschiedet werden. Zum Vergleich: Das bisherige Renditeziel für 2024 ist mit „über 7,3%“ angegeben. Sollten die 10% Eigenkapitalrendite nun tatsächlich auch als offizielle Losung ausgegeben werden, wäre das insbesondere in der Außendarstellung ein Novum, denn bislang ist die Commerzbank bei ihren Ausblicken seit dem Amtsantritt Manfred Knofs Anfang 2021 maximal konservativ – wodurch sie sich maßgeblich von den Analysten unterscheidet. Denn die gehen bereits jetzt davon aus, dass die Coba ihr Ertragsziel von 10 Mrd. Euro für 2024 mit 11,1 Mrd. Euro deutlich übertreffen wird. Und die Eigenkapitalrendite soll nach aktuellen Schätzungen zwar noch nicht bei 10%, aber mit immerhin 8,8% doch klar oberhalb der Marke von 7,3% liegen.

A propos „Mehr als 10% Eigenkapitalrendite“ – das ist bekanntlich auch das erklärte Ziel der Deutschen Bank für 2025. Allerdings sind die Analysten in dieser Frage derzeit deutlich optimistischer für die Gelben als für die Blauen (wobei die Commerzbank ja offiziell noch gar nichts verkündet hat!). Auch die Coba-Aktie (die gestern mit einem Plus von 3,7% bei 10,88 Euro schloss) entwickelte sich zuletzt deutlich besser als die der Konkurrenz von der Taunusanlage: Die Commerzbank liegt seit Jahresbeginn 19% im Plus, die Deutsche Bank 11% im Minus.

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Kurz getickert

  • Die Deutsche Bank treibt ihre Offensive im einheimischen (und endkundennahen) Transaktionsgeschäft voran. Nach der Rückkehr ins „Merchant Solutions“-Business (siehe hier) sowie den Fintech-Kooperationen mit Trade Republic (hier) und Moss (hier) hat sich das größte hiesige Geldinstitut nun ein veritables Prestigemandat gesichert – nämlich das Issuing der „Miles & More“-Kreditkarten der Lufthansa. Zwar ist unklar, wie viele der Karten im Umlauf sind (vor zehn Jahren waren es rund 600.000; inzwischen dürften es etwas weniger sein). Anders als andere Co-Branding-Portfolien gilt „Miles & More“ allerdings aus Bankensicht als hochattraktiv. Weil: 1.) Die Nutzer gelten als zahlungsfreudig; und 2.) Bei vielen dieser Nutzer handelt es sich im Geschäftskunden – bei denen keine Interchange-Deckelung greift. Für den bisherigen Co-Branding-Partner der Lufthansa, nämlich die DKB, dürfte der Verlust des Portfolios ein harter Schlag sein. Die BayernLB-Tochter hatte zuletzt schon die BMW-Karte an American Express verloren. Nun bleibt sie zurück mit zwei Winz-Portfolien, nämlich Porsche und Hilton.

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Podcast #110 (frei zugänglich)

Die gewaltigen Sorgen des BNP-Paribas-Deutschland-Chefs Lutz Diederichs

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Datenpanne bei der Deutschen Bank – welches Fintech steckt dahinter?

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Kurz getickert

  • Die Zahl der Banken und Sparkassen hierzulande ist im vergangenen Jahr um 4% auf nur noch 1.458 geschrumpft, wie aus der neuen „Bankstellen-Entwicklung“ der Bundesbank hervorgeht. Den größten Rückgang gab es fusionsbedingt im Geno-Sektor (minus 36) und bei den Sparkassen (minus 9). Insgesamt sieben Banken gaben ihre Lizenz zurück, weiteren vier Instituten wurde die Erlaubnis seitens der Aufsicht entzogen – und alles in allem 66 Abgängen standen fünf Zugänge gegenüber. Die Zahl der Filialen sank derweil um knapp 6% auf 20.446. Die Sparkassen schlossen 441 Zweigstellen, bei den Genobanken waren es 416, bei den drei Großbanken (also bei Deutsche Bank, Commerzbank und Hypo-Vereinsbank) zusammen satte 318.
  • Die Staatsanwaltschaft Frankfurt hat laut „Handelsblatts“ (Paywall) ein Ermittlungsverfahren gegen Ex-DWS-Chef Asoka Wöhrmann eingeleitet. Der Vorgang steht in Zusammenhang mit den „Greenwashing“-Vorwürfen gegen die Deutsche-Bank-Tochter.

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Banken erleiden schweren Rückschlag in Streit um Erstattung von 2,3 Mrd. Euro

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Kurz getickert

  • Die Hypo-Vereinsbank (siehe zum Kontext neulich unser Stück –> HVB zahlt signifikant höhere Zinsen – trotzdem fließt Geld ab) intensiviert ihre Bemühungen um frische Einlagen – und bietet via „Weltsparen“ nun 3,15% statt zuvor 2,45% für einjähriges Festgeld.
  • Die Deutschen Bank hat ihre führende Position im hiesigen Investmentbanking zuletzt an die US-Konkurrenz verloren – so zumindest geht es laut „Börsen-Zeitung“ (Paywall) aus den League Tables von Dealogic hervor. Demnach erzielte Morgan Stanley im ersten Halbjahr alles in allem Erträge von 118 Mio. Euro, gefolgt von Goldman Sachs mit 105 Mio. Euro. Mit Einnahmen von 96 Mio. Euro folge die Deutsche Bank erst auf Rang 3 in der Liste – den größten Sprung (nämlich von Platz 16 auf Platz 4) habe Barclays mit Erträgen von 73 Mio. Euro gemacht.
  • Die Deutsche Bank löst zum Jahresende die von ihr betriebene „Alfred Herrhausen Gesellschaft“ auf. Schon per August wird die bisherige AHG-Geschäftsführerin und Herrhausen-Tochter Anna Herrhausen das Geldhaus verlassen (HB/Paywall)

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Deutsche-Bank-Website über Stunden immer wieder down 

Einerseits durfte das größte Geldinstitut der Republik gestern mitteilen, dass die Integration der Postbank endlich abgeschlossen ist. Doch andererseits – war die eigene Website vom Nachmittag an wiederholt down. Man arbeite mit externen Partnern an der Wiederherstellung der Website, teilte ein Sprecher am frühen Abend mit. Einen Zusammenhang mit der am Wochenende durchgeführten Migration der Postbank-IT schloss er aus.

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Kurz getickert

  • Fitch hebt die Rating-Note der Deutschen Bank auf „A-“ an

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Coba erlebt Desaster. Und DeuBa strafft Baufi: Alle Großbanken-News aus dem Juni

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