von C. Kirchner, B. Neubacher und H.R. Dohms, 30. Oktober 2023
In unserem „Groß- und Direktbanken“-Ticker verfolgen wir, was bei Deutsche Bank, Commerzbank, ING Diba usw. los ist.
Hier der Ticker für den Oktober 2023:
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Gemessen an den Kunden ist die Postbank ja mehr als die halbe Deutsche Bank. Aber gemessen am Geschäft??? Eben!!! Womit wir auch schon bei jener Frage wären, die über den am 25. Oktober präsentierten Q3-Zahlen des größten hiesigen Geldinstituts lag: Wie stark tangiert das Chaos bei der Postbank die KPIs ihrer Mutter? Antwort: Kaum. Oder sagen wir: Noch kaum. Zugegeben: Der für das Privatkunden-Geschäft ausgewiesene Gewinn von 334 Mio. Euro war wieder mal schwach, sogar noch schwächer, als von den Analysten erwartet (und das, obwohl der Vorstand keinen Restrukturierungs-Aufwand geltend machte). Im Gesamtkontext fiel diese neuerliche Enttäuschung aber nur mäßig ins Gewicht. Denn: Das Investmentbanking präsentierte sich bemerkenswert stabil. Und die Corporate Bank wurde ihrer noch relativ jungen Rolle als neues Kraftzentrum des Konzerns auch diesmal wieder gerecht (wer einen raschen Überblick über die wichtigsten Zahlen sucht, findet den hier). Und dann: War da noch die fast wundersame Verbesserung der Kernkapitalquote, aus Gründen übrigens, die womöglich nicht einmal der Finanzchef von Moltke höchstselbst bis ins Letzte versteht, was ja aber irgendwie auch egal ist. Denn wichtig ist am Ende nur: Die CET1 liegt plötzlich bei fast 14%. Was der Bank eher unvermittelt Spielraum für Ausschüttungen verschafft – und was auch die wesentliche Erklärung ist, warum die Aktie gestern um mehr als 8% in die Höhe schoss. Und sonst so? Hier unsere große Analyse: FS Premium
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Streit um Mindestreserve: Welche Zinseinbußen drohen unseren Banken?
Wie die Commerzbank die Deutsche Bank abhängt
EPI-Banken spekulieren auf Exklusiv-Status beim digitalen Euro
Wenn sich die Bafin zur Deutschen Bank äußert, dann dauert es normalerweise nur wenige Minuten, und die Nachricht ist in aller Welt (und manchmal sogar in aller Munde). Umso erstaunlicher, dass sich mit Datum des vergangenen Donnerstags (19. Oktober) eine durchaus pikante Mitteilung auf der Bafin-Website findet, die tagelang medial unbeachtet blieb. Demnach hat die Bonner Aufsicht das größte hiesige Geldinstitut wegen der verspäteten Abgabe von Geldwäsche-Verdachtsmeldungen zu insgesamt fünf Geldbußen in Gesamthöhe von 170.000 Euro verdonnert. Weitere Details zu den Vorgängen nennt die Bafin zwar nicht. Allerdings findet sich in der Mitteilung immerhin noch der Hinweis, dass der „rechtskräftige Bescheid“ bereits im März festgesetzt worden sei, auch wenn die Aufseher ihn jetzt erst öffentlich gemacht haben.
Man schrieb den 2. Februar 2021, als Mastercard-Chef Michael Miebach sein Unternehmen als neuen „exklusiven internationalen Scheme-Partner der Deutschen Bank einschließlich Postbank“ vorstellte (siehe hier). Von da an freilich dauerte es nochmal gut zwei Jahre, bis die Visa-Karte endlich aus der Angebotspalette der Frankfurter wie der Bonner Großbank verschwand (siehe hier). Wobei selbst das nur die halbe Geschichte war, wie man seit gestern weiß. Da nämlich berichtete das „Manager Magazin“ (Paywall), die Postbank schicke Kunden, deren bestehende Visa-Karte auslaufe, eben keine Karte des angeblich exklusiven Partners – sondern eine neue Visa-Karte.
Begründung: Das Management wolle nicht riskieren, dass eine Umstellung der Kreditkarte zu einem zusätzlichen Andrang in den Hotlines führe, die infolge des jüngsten Chaos bei der Postbank ja ohnehin überlastet sind. Laut „Manager Magazin“ ist das „Mastercard only“-Projekt jetzt erst einmal „weitgehend auf nächstes Jahr verschoben“. Zum Ärger der Amerikaner. Und letztlich zum Schaden der Deutschen. Mastercard nämlich hätte sich die Exklusivität dem „MM“-Bericht zufolge einen zweistelligen Millionenbetrag kosten lassen – falls die Deutsche Bank den ursprünglich vereinbarten Zeitplan denn eingehalten hätte.
Hier kommen die Lobby-Ausgaben von Banken, Fintechs und Payment-Industrie
… dass sich die Commerzbank ins „Beyond Banking“-Geschäft vortastet? So bekommen Online-Kunden dieser Tage auf der Website des Instituts zwei Uhrenmodelle angeboten, die als „streng limitierte Sonderedition“ gekennzeichnet sind und (so lernt man) „gemeinsam mit der Sinn Spezialuhren GmbH gestaltet wurden“. Ob’s sich bei den Uhren wirklich um eine neue Ertragsquelle oder nicht doch eher um einen Marketing-Gag geht, sei mal dahingestellt. Die „103 St Sa Commerzbank“ jedenfalls (ein „Fliegerchronograph“ mit „kompromissloser Funktionalität“) kostet 3.250 Euro, die „356 Sa FLIEGER III Commerzbank“ (ein „klassischer Chronograph“, der „durch sein klares und ästhetisches Erscheinungsbild besticht“) ist für 3.490 Euro zu haben. Macht bei je 100 Stück Auflage nach Abzug der Mehrwertsteuer einen maximalen Umsatz von 566.387 Euro. Sollte die Coba gut verhandelt haben, bliebe also ein satt sechsstelliger Ertrag hängen. Manches Fintech wird da blass vor Neid – für 11% EK-Rendite dürfte es trotzdem noch nicht reichen.
„Werden ETF-Sparpläne zum neuen Girokonto?“, fragten wir in unserem Newsletter vom 11. Februar 2020. Es waren die frühen Tage der Pandemie (just an jenem 11. Februar führte die WHO den Begriff „Covid-19“ ein) – es waren aber auch die Wochen und Monate, in denen die Deutschen eher unvermittelt die Börse wieder für sich entdeckten. Ein Teil dieser Entwicklung ließ sich damals unter Zockerei subsumieren; man denke an die berühmt-berücksichtigten Meme-Aktien. Darüber hinaus begann aber auch ein Produkt zu reüssieren, das nicht dem schnellen Gewinn, sondern dem langfristigen Vermögensaufbau dient – der besagte ETF-Sparplan. Als Trendsetter tat sich damals Trade Republic hervor, doch auch etablierte Player wie die ING Diba, die Comdirect oder FlatexDegiro profitierten massiv. Ein veritabler Run setzte ein, immer mehr Kunden stürzten sich auf eine immer größere Auswahl an Angeboten, der ETF-Sparplan wurde (wenn man so will) zum Finanzprodukt der Corona-Ära. In Zahlen: Auf dem Höhepunkt des Booms, nämlich im Geschäftsjahr 2021, verkauften die gängigen Direktbanken und Online-Broker hierzulande mehr als 3.500 neue ETF-Sparpläne – pro Tag! Es war, kurz gesagt, der schiere Wahnsinn. Und damit nun ins Hier und Jetzt. Denn: Dass sich die Euphorie ein wenig gelegt hat, so viel war ja bekannt. Aber wussten Sie auch, dass das Neugeschäft mittlerweile regelrecht kollabiert ist – und zwar fast auf Null???!!! Was sind die Gründe? Und wie geht es jetzt weiter? Unsere Recherche: FS Premium
BdB startet Kuschel-Projekt eigens für kleine und mittlere Banken
Die Mitteilung war unterzeichnet „im Namen des Aufsichtsrats“. Und sie traf die „lieben Kolleginnen und Kollegen“ eher unvorbereitet. Doch der Reihe nach: Zur Deutschen Bank gehört bekanntlich auch die BHW Bausparkasse aus Hameln. Deren beste Zeit (Börsengang, milliardenschwere Marktkapitalisierung) liegt zwar lange zurück. Ein Schwergewicht ist sie gleichwohl immer noch mit 2,8 Mio. Bausparverträgen und kumuliert mehr als 130 Mrd. Euro Bausparsumme. Jedenfalls: Vorstandschef der BHW Bausparkasse war seit 2017 ein gewisser Henning Göbel, und eigentlich dachte man, dass er das auch noch eine Weile bleiben würde. Schließlich galt Göbel als Intimus von Lars Stoy, der bei der BHW einst sein direkter Vorgänger war und der mittlerweile der starke Mann im hiesigen Privatkunden-Geschäft der Deutschen Bank ist. Indes: Dann kam dieser Tage die eingangs erwähnte interne Mitteilung (über die zunächst das Lokalmedium „Dewezet“/Paywall berichtete). Und in dieser stand zum Erstaunen der Belegschaft nicht nur, dass Vorstand und Geschäftsleitung „neu und breiter“ aufgestellt werden sollen. Sondern auch, dass Göbel aus der Führung ausscheide, mit sofortiger Wirkung. Die Hintergründe der Maßnahme sind unklar. Sie soll wohl im Kontext des aktuellen Generalumbaus in der Private Bank der Deutschen Bank stehen (siehe u.a. hier, hier und hier). Nachfolger Göbels wird ein Mann namens Dietmar König, ein BHW-Eigengewächs. Daneben zieht der bisherige Generalbevollmächtigte und einstige Norisbank-CFO Christian Schramm in den Vorstand ein, aus dem kürzlich bereits der langjährige Göbel-Stellvertreter Michael Ost ausgeschieden war. Zurück bleibt die Erkenntnis: Wenn die Deutsche Bank umbaut, dann baut sie richtig um. Selbst in Hameln.
Die Entfremdung. Wie die Mitarbeiter der Commerzbank über die eigene Bank denken
Umgebaut wird bei der Hypo-Vereinsbank ja eigentlich immer. Wobei man sich nicht nur als externer Beobachter, sondern selbst als Mitarbeiter – hören wir zumindest von Mitarbeitern – manchmal fragt: Welche Maßnahmen sind eigentlich noch Teil eines großen Programms („Team23“, „Unicredit Unlocked I“, „Unicredit Unlocked II“). Welche sind neu? Und was wird wohl als nächstes kommen? Jedenfalls: Dass bei der Hypo-Vereinsbank weiterhin einiges in Bewegung ist, das deutete sich schon Ende September an, als etwas unvermittelt der Abgang des vor zwei Jahren erst zum Vorstand bestellten Christian Reusch verkündet wurde. Connaisseuren fiel hierbei auf, dass es beim Amtsantritt noch geheißen hatte, Reusch werde „das Investmentbanking in Deutschland“ verantworten – während jetzt konsequent vom Vorstand für „Client Solutions“ die Rede war. Nun steht die eine Jobbezeichnung nicht zwingend im Widerspruch zur anderen. Denn: Dass man bei der HVB im Investmentbanking fast nur noch einen Produktlieferanten für die Corporate Bank sieht, so viel war ja bekannt. Gleichwohl: Dass das Wort „Investmentbanking“ nicht mal mehr in den Mund genommen wurde, das erstaunt dann doch. Und passt ganz gut zu den neuen Umbauten, von denen wir ihnen heute Morgen erzählen wollen. Nach unseren Informationen legt die HVB-Mutter Unicredit nämlich derzeit recht großzügig Abteilungen im Investmentbanking zusammen – während sich hierzulande die Verlagerung weiterer Händler-Jobs nach Italien abzeichnet und sogar noch deutlich mehr Stellen auf der Kippe stehen könnten. Unsere exklusiven Recherchen: FS Premium
Die ING-Diba-Gang: Diese 34 Ex-Manager machen der Oranje-Bank jetzt Konkurrenz
Das TAN-Verfahren als solches (würden wir jedenfalls vermuten) ist mindestens so alt wie das Online-Banking selbst. Was sich über die Jahre und Jahrzehnte allerdings immer wieder verändert hat – das ist die Form der Darreichung. Wie sich die Älteren erinnern, begann alles (wir würden’s mal grob in die 90er verorten) mit der TAN-Liste, die dann in den Nullerjahren von der minimal smarteren iTAN-Liste abgelöst wurde. Irgendwann gingen Sie, liebe Bankerinnen und Banker, dann dazu über, den Menschen da draußen kleine Geräte auszuhändigen, die aussahen wie Billig-Taschenrechner aus dem Promo-Store. Gibt’s immer noch, die Geräte, nennen sich auch immer noch TAN-Generatoren, haben aus Branchensicht aber heutzutage einen gewissen Bäh-Faktor (und werden entsprechend saftig bepreist), weil der typische TAN-Generator-Kunde das Gegenteil von dem Kunden ist, den man im Zweifel sehr viel lieber hat – nämlich den „Ich mache den 0-8-15-Kram inzwischen komplett mobil“-Kunden. Und damit nun zu den TAN-Verfahren heutiger Prägung. Die nämlich sind optimalerweise smartphone-basiert. Und haben damit für die Kreditwirtschaft den großen Vorteil, dass man beim mobilen Banking die mühselige Zwei-Faktor-Authentifizierung so ein bisschen aushebelt. Womit eigentlich TAN-mäßig alles in schönster Ordnung wäre!!! – gäbe es da nicht ein neues Gerichtsurteil, das die Hausjuristen bei Banken und Sparkassen dieser Tage in helle Aufregung versetzt. Unsere Recherche: FS Premium
Von Deutsche Bank bis Trade Republic – wo sind die wahren Probleme?
Bei der Deutschen Bank arbeiten zwar zahllose frühere Journalisten – allerdings in aller Regel da, wo man sie auch vermuten würde. Also in Kommunikation und Marketing. Oder allenfalls in Themenfeldern, die irgendwas mit „ESG“ und „Lobbyismus“ zu tun haben. Positionen mithin, in denen es nicht so auffällt, wenn man vom eigentlichen Geschäft nur so halb was versteht (was auf uns selber ja auch und sowieso zutrifft). Jedenfalls: Wie es die herrschenden Verhältnisse offenbar so wollen, hat nun erstmals auch ein früherer Finanz-Szen’ler in den Doppeltürmen angeheuert. Nämlich: Hendrik Dahlhoff, der 2019/2020 einige Monate lang über Payment-Themen aller Art für uns geschrieben hat, bevor er gen S-Payment weiterzog und von dort aus also nun zur Deutschen Bank. Wie die meisten Verlassenen trauern auch wir durchaus und immer noch hinterher, trösten uns allerdings mit der Erkenntnis, dass unsere Leute wenigstens was Richtiges machen, wenn sie in Ihre Branche, liebe Leserinnen und Leser, überlaufen. Konkret: Dahlhoff nennt sich bei der Deutschen Bank jetzt „Product Manager & Business Product Specialist“ für „Alternative Payment Methods“. Wir freuen uns für den Ex-Kollegen und gratulieren herzlichst!
Deutsche Bank: De Sanctis stoppt das Lieblings-Projekt seines Vorgängers
Die DKB hat ihren Einlagen-Abfluss gestoppt und im Zuge der jüngsten Zinsaktionen sogar eine veritable Trendwende hingelegt. Wie berichtet, waren bei der zweitgrößten deutschen Direktbank im ersten Halbjahr saldiert rund 5 Mrd. Euro abgeflossen – während der Rivale ING Diba im gleichen Zeitraum ein Plus von 16 Mrd. Euro verzeichnete (siehe unseren „Undercut“-Artikel hier). Bereits im April hatte die DKB allerdings den Tagesgeld-Zins für Neu- wie Bestandskunden gleichermaßen auf 1,0% angehoben; und seit August gilt, vorerst befristet bis Ende Januar, sogar ein Zinssatz von 3,5%. Wie ein Sprecher Finanz-Szene erklärte, drehte der Trend bereits im Juni (Ende Juni war übrigens die 3,5%-Aktion annonciert worden). Inzwischen habe man die Abflüsse sogar „deutlich überkompensiert“, liege beim Einlagenbestand also nun höher als per Ende 2022.
Deutsche Bank: De Sanctis irritiert Belegschaft mit Weltkriegs-Vergleich
Wie vielleicht dem ein oder anderen von Ihnen erinnerlich, liebe Leserinnen und Leser, hatten wir unsere Ad-hoc-Analyse zur Commerzbank am 29. September mit der Bemerkung geschlossen, dass die Aktie eigentlich deutlich höher notieren müsste – jedenfalls, wenn man das am Donnerstag nach Börsenschluss verabschiedete 11%-EK-Renditeziel für 2027 auch nur einigermaßen ernst nimmt (weil nämlich 11% Rendite grob 3,4 Mrd. Euro Nettogewinn und somit am aktuellen Börsenkurs gemessen einem KGV von gerade mal 4 entsprächen – was sogar für die Commerzbank extrem wenig wäre). Jedenfalls: Deeeeutlich höher hat die Coba-Aktie am Freitag zwar nicht geschlossen. Aber doch merklich höher mit einem Plus von 11,1% bei 10,79 Euro. Glauben die Investoren dem Vorstand also doch??? Naja, eigentlich ist alles sogar alles noch ein bisschen komplizierter. Hier entlang: FS Premium
Sämtliche „Groß- und Direktbanken“-News aus dem September 2023
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