von Christian Kirchner und Bernd Neubacher , 27. Februar 2023
In unserem „Groß- und Direktbanken“-Ticker verfolgen wir, was bei Deutsche Bank, Commerzbank, ING Diba usw. los ist.
Hier der Ticker für den Februar 2023:
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Viele Fintechs veröffentlichen inzwischen ja nun doch ihre Geschäftsberichte. Vor allem jene, die über irgendeine Form von Bafin-Lizenz verfügen. Also die Solarisbanken und N26er. Die Scalables und Liqids. Die Trade Republics und Elinvars. Selbst die Raisin Bank hat kürzlich (anders als ihre diesbezüglich renitente Mutter …) brav ihren Abschluss veröffentlicht. Als regulierte Entität ist man dann halt doch ein bisschen pflichtbewusster. Sollte man meinen. Womit wir bei der C24 Bank wären. Die nämlich, lizenzierte Vollbank hin oder her, sieht sich von der Pflicht zur Veröffentlichung ihres Jahresabschlusses erstaunlicherweise „befreit“. Weil sie nämlich in den Konzernabschluss des Mutterkonzerns einbezogen werde, so die Begründung. Dazu muss man freilich wissen, dass der Mutterkonzern (also Check24) erst recht keine Geschäftsberichte publiziert. Alles in allem also eine Argumentationskette, für die es, nun ja, ein paar Cojones24 braucht. Aber, ähhh – warum erzählen wir Ihnen das heute früh eigentlich alles? Ach ja – weil wir Ihnen eigentlich was ganz anderes erzählen wollten! Nämlich: Was die C24 Bank sehr wohl veröffentlicht, das ist ihr Offenlegungsbericht. Und der enthält wenigstens ein interessantes Detail: So hat Check24 die Tochter zu deren Start 2020/21 mit bemerkenswert viel Eigenkapital ausgestattet, satten 145 Mio. Euro – was in der Anfangsphase der Bank mangels Aktivseite zu einer Gesamtkapitalquote von 1.635% führte. Wozu, bitteschön, braucht es dermaßen viel Eigenmittel? Will die C24 womöglich doch Kredite vergeben??? Kurzum: Ja!!! Die C24 Bank will nicht nur, sie tut es bereits, wie unsere Recherchen zeigen. Und zwar auf eine Art und Weise, die den Partnerbanken von Check24 nicht schmecken dürfte. Hier entlang: FS Premium
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Was auch immer man im Commerzbank-Tower zu sich nimmt – es muss ziemlich hartes Zeug sein. Wie sonst sind die unzähligen Selfies und Emojis zu erklären, mit denen die Angestellten des Frankfurter Kreditinstituts dieser Tage den Wiedereinzug in den Dax feiern. Und wie sonst kann es sein, dass die entsprechenden Social-Media-Posts nicht nur mit #Dax versehen werden, sondern auch mit eher themenfernen Hashtags wie #technology oder #bankingbackhome. Vorläufiger Höhepunkt des exzessiven Treibens: Offenbar völlig von Sinnen, adelte ein Commerzbanker seinen Arbeitgeber am Montag zum „neuen europäischen Tech-Champion“ (sic!) und lud „Start full power into the week“ ein Video von sich als Co-Sänger zu Billy Joels „Piano Man“ hoch. Diffus bleibt derweil, was schon Orgie ist – und was noch offizielle Linie. So heißt es seit letzter Woche großflächig und großlettrig auf der Coba-Website: „Wir freuen uns über unsere Rückkehr in den Dax. Freuen Sie sich mit uns und investieren Sie mit unserem Aktionsangebot in den ältesten deutschen Aktienfonds.“ Dazu muss man wissen: Bei besagtem Fonds handelt es sich um den Fondak, aufgelegt 1950, heutzutage gesteuert von der AGI, deren exklusiver Vertriebspartner die Commerzbank bekanntlich ist. Wir haben mal nachgerechnet: Über die zurückliegenden zehn Jahre hinkt der gute alte Fondak dem Vergleichsindex um rund 25% hinterher. Die Research-Abteilung der Commerzbank urteilt mit Datum 27. Januar: „Starker Kauf.“
Ben Tellings – Was der Ex-Chef der ING Diba heutigen Retailbankern rät
Die Commerzbank beendet die Kreditkarten-Kooperation mit Tchibo. In die Bresche springt die Hanseatic Bank – aber nicht so richtig. Hier entlang: FS Premium
Deutsche Bank ändert bei tausenden Mitarbeitern die Boni-Regeln
„Die Commerzbank ist wieder da!“, war das Statement von Vorstandschef Manfred Knof bei der gestrigen Bilanz-PK überschrieben. Nun sei zwar darauf hingewiesen, dass sich die Losung aus Gründen der Metrik eher nicht für den gleichlautenden Fan-Gesang eignet (anders als das bei „Die Deutsche Bank, die Deutsche Bank, die Deutsche Bank ist wieder da“ der Fall wäre). Rein inhaltlich allerdings mochte man Knof nicht widersprechen. 2 Mrd. Euro Vorsteuergewinn. Gut 1,4 Mrd. Nettogewinn (somit das beste Ergebnis seit 15 Jahren). Die erst dritte Dividende seit der Finanzkrise. Die Kosten im Griff. Und selbst unser gestriges Geunke, dass das vierte Quartal eher mau verlaufen sein könnte, erwies sich als übertrieben. Denn – von der Zinswende profitiert die Coba in einem Ausmaß, wie das allenfalls die Optimisten für möglich gehalten hätten: Plus 51% im Schlussquartal. Bzw. plus 33% bezogen aufs gesamte Jahr. Kein Wunder, dass die Aktie wie wild nach oben schoss (plus 11,6% auf 11,50 Euro, der höchste Stand seit fünf Jahren). Alles gut also? „Commerzbank, oho, Commerzbank, ohohoho“, sozusagen? Fast. Diese fünf Baustellen bleiben jetzt noch: FS Premium
Wo stehen Deuba, Coba, Diba? Der Monats-Podcast mit Neubacher & Kirchner
Eigentlich könnte bei Giropay dieser Tage fast Aufbruchstimmung herrschen. Der Online-Bezahldienst der deutschen Banken sei „schneller, günstiger und vor allem datensparsamer als Paypal und Co.“, schrieb Ende Januar die renommierte Computer-Zeitschrift „c’t“ – durchaus ein Ritterschlag. Dazu passend berichtete Aufsichtsrats-Chef Thomas Ullrich vergangene Woche, das Transaktions-Volumen sei im vergangenen Jahr um immerhin rund 30% gestiegen. Wird das vielleicht doch noch mal was mit dem ewigen Sorgenkind der deutschen Kreditwirtschaft?
Kurz gesagt: Wären wir nicht zu journalistischer Objektivität verpflichtet, würden wir es den Protagonisten ja fast gönnen. Das Problem allerdings: Die gefühlte Stimmung ist momentan besser als die tatsächliche Lage. Bereits Mitte Januar berichtete Finanz-Szene, dass Giropay bei der ING Diba per Ende März aus dem Produktportfolio gestrichen wird (siehe hier). Doch damit nicht genug, zieht sich unseren Informationen zufolge auch die Hypo-Vereinsbank zurück. Deren Kunden können momentan zwar noch mit Giropay bezahlen. Aus gut unterrichteten Kreisen allerdings heißt es, die Verträge mit der hinter Giropay stehenden Paydirekt GmbH seien per Jahresende gekündigt worden.
Für den Online-Bezahldienst der hiesigen Kreditwirtschaft ist es der zweite heftige Schwinger binnen weniger Wochen.
Wohin steuert die ING Diba? Fünf Erkenntnisse aus der Bilanz-PK
Laut einer am Freitagabend von der Deutschen Börse veröffentlichten Rangliste belegt die Frankfurt Großbank unten allen börsennotierten Unternehmen hierzulande aktuell Platz 33 (gemessen am Gesamtwert der frei gehandelten Aktien) – und ist damit unter allen Nicht-Dax-Konzernen der bestplatzierte. Der Aufstieg in den Dax-40 wird mithin immer wahrscheinlicher. Verkünden will die Deutsche Börse ihre Entscheidung am 17. Februar.
Wo steht die Deutsche Bank wirklich? Acht Lehren aus den gestrigen Zahlen
Dank einer milliardenschweren Steuergutschrift hat die Deutsche Bank ihr Rendite-Ziel von 8% im abgelaufenen Geschäftsjahr deutlich übertroffen. Wie das Institut am Morgen mitteilte, zog die Verzinsung des Eigenkapitals auf 9,4% an. Dadurch kommt das Institut seinem für 2025 postulierten Ziel, die Rendite auf mehr als 10% zu steigern, theoretisch schon recht nahe. Analysten hatten im Konsens 7,8% für 2022 prognostiziert. Die Zahlen im Überblick: FS Premium
ING Diba dreht im Q4 so richtig auf: Fast 400 Mio. Euro Gewinn vor Steuern
Neuer Move der C24 Bank: Greift die Zins-Schlacht jetzt aufs Girokonto über?
BIP? Minus 6%! Was vom diesjährigen Banken-Stresstest zu halten ist
Alle News zu Großbanken und Direktbanken aus dem Januar
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