von H.R. Dohms, G. Hädicke und B. Neubacher, 31. Mai 2023
In unserem Personalien-Ticker beleuchten wir die personellen Veränderungen bei Banken und Fintechs hierzulande.
Hier unser Ticker für den Mai 2023:
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Nächster Wechsel an der Spitze von Giromatch: Laut exklusiven Informationen von Finanz-Szene hat sich CEO Klaus Zimmermann bereits per Ende März aus der Geschäftsführung des Kredit-Startups zurückgezogen. Stattdessen lenken seine beiden bisherigen Mitgeschäftsführer Daniel Conradt (der 2014 zu den Gründern von Giromatch gehörte) und Sascha Wolf (der 2016 dazugestoßen war) das Fintech nun allein – und wollen sich dabei offenbar auch finanziell stärker engagieren. So geht aus einem Protokoll der jüngsten Gesellschafterversammlung hervor, dass Conradt und Wolf sich das Recht haben einräumen lassen, bis Ende 2025 zusammen gut 13% der Giromatch-Anteile zu erwerben. Der entsprechende Stake gehört momentan noch dem Unternehmen selber und würde „zu einem Kaufpreis in Höhe des Verkehrswerts“ an die beiden Geschäftsführer übergehen. Conradt und Wolf halten schon jetzt jeweils etwas mehr als 13% an dem Fintech – und kämen dann zusammen auf fast 40%.
Um Giromatch war es die letzten Jahre still geworden. Gestartet waren die Frankfurter Mitte der 2010er-Jahre als Marktplatz, der Privatanleger auf der einen Seite und Kreditnehmer auf der anderen Seite zusammenbringen wollte (ähnlich wie Auxmoney in seinen früheren Jahren). Unter Führung eines der drei Co-Gründer, nämlich Ex-Deutschbanker Robin Buschmann, vollzog das Startup bald einen ersten Pivot – und versuchte sich stärker als Technologieanbieter für etablierte Finanzdienstleister zu etablieren. Dann aber übernahm 2019 der frühere Commerzbanker Zimmermann das Ruder (der sich vorher schon als Investor bei Giromatch eingekauft hatte und laut letzten Registereinträgen immer noch 18% hält) und positionierte das Startup nach unserem Verständnis wieder näher an der Schnittstelle zum Endkunden. Am Telefon sagte uns Zimmermann gestern, die von ihm initiierte Neuausrichtung sei „erfolgreich abgeschlossen“, daher habe er die Führung nun an Wolf und Conradt übergeben. Bei Giromatch selber war am späten Nachmittag zunächst niemand für eine Stellungnahme zu erreichen.
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Die Bafin baut um – und setzt Frauke Menke auf die großen Auslandsbanken an
Zweieinhalb Jahre ist es her, dass die Fürstlich Castell’schen Bank den vormaligen DWS-Manager Christian Hille als künftigen Vorstand vorstellte. Danach dauerte es rund 24 Monate, bis Hille das nötige Plazet der Bafin hatte – und nun, weitere fünf Monate später: ist Hille auch schon bald wieder weg. Der Aufsichtsrat habe seinem Wunsch entsprochen, “im Verlaufe des Jahres aus persönlichen Gründen aus dem Vorstand der Bank auszuscheiden”, teilte die Privatbank gestern mit. Dabei hatte das in Würzburg ansässige Institut eigentlich große Pläne mit Hille gehabt – er sollte die Vermögensverwaltung der kleinen Privatbank neu ausrichten.
Hilles Aufgaben im vierköpfigen Führungsgremium um Vorstandssprecher Ingo Mandt übernimmt nun Privatkundenvorstand Thomas Rosenfeld. Der war im April 2021 zunächst als designierter Vorstandssprecher vorgestellt worden, bevor sich der vormalige Aufsichtsratschef und ursprünglich als Interims-Vorstandssprecher präsentierte Mandt dann doch als Dauerlösung entpuppte. Auch im Aufsichtsrat des Instituts werden Stühle gerückt. An der Spitze des Kontrollgremiums folgt Christoph Schücking, früherer* Aufsichtsratschef von Metzler, auf den früheren Berlin-Hyp-Vorstand Jan Bettink. Zudem tritt die Fintech-Gründerin Jessica Holzbach (Penta, Pile) in das Gremium ein.
Die DWS verliert ihre Finanzchefin Claire Peel, die den Asset Manager der Deutschen Bank „im späteren Verlauf des dritten Quartals“ (originelle Formulierung) verlassen wird, um sich einer „attraktiven externen“ Herausforderung zu stellen, wie es gestern hieß. Peel war 2018 von der Deutschen Bank zur DWS gekommen, begleitete damals den Börsengang des Fondsdienstleisters – und genoss einen exzellenten fachlichen Ruf. Die Aktie der DWS verlor gestern 4,4% an Wert, wobei sie den größte Teil des Verlusts schon vor der Pflichtmitteilung zum Peel-Rücktritt erlitten hatte.
Stehen künftig gleich zwei Ex-Banker an der Spitze des FC Bayern? Bekanntermaßen hat der frühere Hypo-Vereinsbank-Chef Michael Diederich kürzlich als Finanzchef beim deutschen Fußball-Rekordmeister angefangen – und wird dort jetzt von seinem Vorgänger eingearbeitet, dem einstigen BayernLB-Vorstand Jan-Christian Dreesen. Der wollte den Verein eigentlich im Sommer verlassen, wird nun indes von Münchner Lokalmedien (siehe hier die „tz“) als möglicher Nachfolger von Vorstandschef Oliver Kahn gehandelt. Darüber hinaus galt Dreesen zuletzt auch als möglicher künftiger Chef der Deutschen Fußball-Liga DFL.
Stühlerücken bei den Auslandsbanken: Die HSBC Deutschland verliert ihren Chef Nicolo Salsano – der wiederum künftig die hiesigen Geschäfte einer anderen angelsächsischen Großbank führen soll, nämlich die der Standard Chartered Bank AG in Frankfurt. Dort tritt er voraussichtlich ab September die Nachfolge von Heinz Hilger an (über dessen Abgang wir vor einer Woche ja schon berichtet hatten, siehe weiter unten). Ein Sprecher der HSBC Deutschland wollte eine entsprechende „Bloomberg“-Meldung, die sich mit Informationen von Finanz-Szene deckt, auf Anfrage nicht kommentieren.
Salsano war im Mai 2021 zum Vorstandssprecher der HSBC Deutschland aufgerückt – wenige Monate bevor die britische Mutter beschloss, ihre Deutschland-Tochter zur Niederlassung mit Berichtslinie nach Paris zu degradieren. In Salsano geht nun schon der zweite hochrangige Manager in Düsseldorf: Wie im März bereits berichtet, wird der langjährige Private-Banking-Vorstand Rudolf Apenbrink die Bank im Juni nach 30 Jahren verlassen.
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Die Solarisbank beruft nach Informationen von Finanz-Szene erstmals einen unabhängigen Aufsichtsrat (unabhängig in dem Sinne, dass er keinen der Solaris-Gesellschafter vertritt) – nämlich den früheren PwC-Partner Burkhard Eckes, der dort zuletzt als „Leader Banking & Capital Markets EMEA“ firmierte und nach Solaris-Angaben kürzlich ausgeschieden ist. Wie aus Registerunterlagen hervorgeht, hat Eckes den Posten bei Solaris zum 1. April angetreten und wird im ersten Jahr mit 95.000 Euro und fortan mit 60.000 Euro pro Jahr vergütet (aus unserer Sicht insofern zwei interessante Datenpunkte, als über Vergütungsstrukturen in der Fintech-Branche normalerweise eher wenig publik wird).
Solarisbank-Aufsichtsratschef Chef Ramin Niroumand konkretisierte auf unsere Nachfrage hin, dass Eckes eine hervorgehobene Rolle innerhalb des Kontrollgremiums zugedacht sei. So soll der Ex-PwC-Mann vom Start weg den Risiko- und Compliance-Ausschuss leiten. Wie Niroumand darüber hinaus betonte, war Eckes nicht Teil jenes PwC-Teams, das die Bafin Anfang letzten Jahres als „Sonderprüfer“ in die Solarisbank entsandt hatte. „Burkhard Eckes wird den Aufsichtsrat mit seiner langjährigen Expertise hervorragend ergänzen. Ich freue mich sehr auf die Zusammenarbeit“, so Niroumand.
Das Berliner Groß-Fintech Raisin besetzt die Führungsspitze seines US-Geschäfts neu – und zwar mit dem ehemaligen Visa-Manager Cetin Duransoy, der zuletzt beim kalifornischen Factoring-Startup Fundbox das operative Geschäft leitete. Die Fluktuation auf dem Posten scheint uns im Übrigen erwähnenswert: Nach der Fusion mit Deposit Solutions hatte Raisin zunächst zwei US-Chefs, nämlich Paul Knodel und Philipp von Girsewald. Ersterer verließ das Unternehmen vor rund einem Jahr, letzterer vor etwa einem halben Jahr – und was aus dem zwischenzeitlich ebenfalls als US-CEO firmierende Marcel Bock wird oder geworden ist, das ist nicht ganz klar (jedenfalls uns nicht).
* In der ursprünglichen Version der Meldung hieß es, Christoph Schücking sei „derzeitiger“ Aufsichtsratschef von Metzler. Das stimmt aber nicht – seit Jahresanfang ist er nur noch stellvertretender Vorsitzender des Gremiums.
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