von G. Hädicke, C. Kirchner, H.-R. Dohms und B. Neubacher, 31. Oktober 2024
In unserem Personalien-Ticker beleuchten wir die personellen Veränderungen bei Banken und Fintechs hierzulande.
Hier unser Ticker für den Oktober 2024:
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Das Nachfolge-Rad in den Verbünden dreht sich rasant: Allein in den vergangenen Wochen haben das Sparkassen- und Volksbanken-Lager insgesamt 19 Vorstandswechsel annonciert. Wobei der Hauptgrund für die Wechsel immer noch die hohe Anzahl der Renteneintritte eines oder mehrerer Altvorstände ist. Bestes Beispiel: Die Sparkasse Olpe-Drolshagen-Wenden (Bilanzsumme 1,2 Mrd. Euro), die vorübergehend von zwei auf drei Vorstände erhöht hat – weil der frisch gekürte Vorstandschef Wilhelm Rücker selbst in den nächsten vier bis fünf Jahren altersbedingt ausscheiden wird.
Und sonst so? Sind die Hiring-Muster in den Verbünden weitgehend ähnlich. Die Neuvorstände sind überwiegend männlich – wobei immerhin im Genosektor drei Frauen (von insgesamt zehn Ernennungen) dabei sind, nämlich Kristina Becker bei der Volksbank Stuttgart, Katharina Wolff bei der Volksbank Anröchte und Simone Goertz bei der Volksbank Gronau-Ahaus. Der Fall von Frau Goertz ist besonders interessant, weil er zudem gegen die Verbund-Tendenz geht, auf interne Kandidaten zu setzen. Frau Goertz kommt nämlich von extern und sie kommt dazu auch noch von der Sparkasse Münsterland Ost. Auch die Volksbank Ettlingen hat einen Sparkässler als Vorstand engagiert, nämlich Christian Henne von der Sparkasse Rastatt-Gernsbach. Insgesamt kommen sieben der 19 Vorstände von einem anderen Institut. Hier der komplette Überblick:
Sparkassen
Volks- und Raiffeisenbanken
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Als wir neulich bei N26 waren, um den Podcast mit Valentin Stalf aufzunehmen, machten wir eine Entdeckung, die uns mächtig rätseln ließ: Warum turnt Sven Afhüppe, der frühere Cheflobbyist der Deutschen Bank (und noch frühere Chefredakteur des „Handelsblatt“), am gleichen Tag bei N26 rum wie wir? Will er auch einen Podcast aufnehmen? Wobei, ähhh, das macht doch gar keinen Sinn! Jedenfalls: Gestern ist Afhüppe als neuer Kommunikationschef der Berliner Neobank vorgestellt worden. Sollten sich die Dinge so zugetragen haben, wie wir sie uns zusammenreimen, hätten zwischen Job-Interview und Präsentation exakt 71 Tage gelegen.
Mit einer auch aus Banken-Perspektive ziemlich spannenden Geschichte wartet das „Manager Magazin“ (Paywall) auf: Demnach gilt der einstige BayernLB-Vorstand Jan-Christian Dreesen gut ein Jahr, nachdem er zum Vorstandschef des FC Bayern München (also des Fußballvereins) aufgestiegen ist, schon wieder als „Auswechselkandidat“. Und Nachfolger? Könnte ausgerechnet ein anderer früherer Banker werden, nämlich Ex-HVB-Chef Michael Diederich, derzeit Finanzchef des Rekordmeisters. Nach Darstellung des „Manager Magazin“ soll Dreesen in den vergangenen Monaten angeblich „bei einer Reihe von Aufsichtsratsmitgliedern in Ungnade gefallen“ sein – unter anderem, weil er als Präsidiumsmitglied der Deutschen Fußball-Liga (DFL) deren missglückte TV-Rechte-Auktion mitzuverantworten habe. Folgt man dem Bericht, dann ist die CEO-Frage beim FC Bayern allerdings alles andere als schon entschieden. Auch Diederich sei intern nicht unumstritten, externe Lösungen würden ebenfalls geprüft.
Drei Jahre nach seinem stillen und unvermittelten Abgang als CIO des weltweiten Privatkundengeschäfts der Deutschen Bank (siehe unseren Archiv-Artikel hier) schlägt Jan Wohlschiess ebenso still und unvermittelt wieder in der hiesigen Banken-Landschaft auf – und zwar bei der FNZ Group. Konkret fungiert Wohlschiess bei der Mutter der einstigen Ebase seit neuestem als globaler „Group Head of Operations and Delivery“ mit Sitz in Frankfurt. Demnach ist der frühere Deutschbanker auch in das 14-köpfige Group Executive Committee eingezogen. In seiner neuen Funktion sitzt er damit im gleichen Group Executive Committee wie Blythe Masters, also jene Investmentbankerin und Ex-Finanzchefin von J.P. Morgan, die als Erfinderin der „Credit Default Swaps“ gilt – und seit letztem Monat CEO der FNZ Group ist.
Wohlschiess selbst galt noch vor knapp zehn Jahren als eines der aufstrebenden Talente innerhalb der Doppeltürme. Neben dem CIO-Posten fungierte er bei der Deutschen Bank auch als COO des deutschen Privatkundengeschäfts – mit Zuständigkeit für Digitalisierungsprojekte und die Postbank-Integration. Mitte 2021 verließ der Manager das Frankfurter Geldhaus unvermittelt und ging nach London. Zuletzt war er dort als Chief Operating Officer im Private Bank & Wealth Management für Barclays tätig. ––––––––––––––––––
Die Commerzbank geht im Geschäft mit UHNWI-Kunden und Family Offices in die Offensive – und weitet im Zuge dessen auch den Einfluss von Bereichsvorstand Christian Hassel signifikant aus (nur zur Erinnerung: In dem erst 38 Jahre alten Hassel sehen viele innerhalb der Commerzbank ja einen zukünftigen Vorstand). Konkret wird die Zahl der Standorte für die UHNWI-Beratung von vier auf sechs erhöht werden. Neu dabei sind die Standorte Hamburg und Stuttgart. Zudem gründet die Commerzbank – im deutschen Private Banking mit geschätzt rund 90 Mrd. Euro an verwaltetem Vermögen die Nummer zwei hinter der Deutschen Bank – für die Betreuung des „Ultra High Net Worth Individuals“ einen eigenen Bereich. Dieser wiederum kommt unter die Leitung von Sebastian Ahlhorn, der zu Beginn dieses Jahres vom Finvia Family Office zur Commerzbank gewechselt war.
In der Konsequenz der gestern verkündeten Neuerungen trägt Hassel künftig gleich für mehrere zentrale Elemente der Coba-Wachstumsstrategie die Verantwortung. Nämlich zum einen für das nun aufgewertete Wealth Management und Private Banking. Und zum anderen für das ihm ebenfalls zugeordnete Asset Management. Dessen Bedeutung für die Strategie bis 2027 hatte die Commerzbank mit den kürzlich erhöhten Zielen nochmals unterstrichen: Den Anstieg des Provisionsüberschusses von 3,4 Mrd. Euro auf nunmehr 4,2 Mrd. Euro soll unter anderem auch das „erhöhte Wachstum im Asset Management (einschließlich Akquisitionen)“ leisten.
Spektakulärer Wechsel innerhalb der deutschen Fintech-Szene: Caroline Jenke kehrt vom Kreditkarten-Startup Pliant zurück zum API-Spezialisten Tink und wird dort als Managing Director künftig das Deutschland-Geschäft führen. Die Juristin hatte ihre Fintech-Karriere einst bei „Sofortüberweisung“ (heute Klarna) begonnen und war dann 2018 als „General Counsel „zu FintecSystems gewechselt, also zur Vorgängergesellschaft von Tink. Von dort verschlug es sie Anfang 2022 als „Chief Legal Officer“ nach Berlin zu Pliant, wo sie letztes Jahr in die Geschäftsführung aufstieg – bevor sie jetzt nach München zu Tink zurückkehrt. Einer Mitteilung zufolge wird Jenke bei dem Schnittstellen-Spezialisten offenbar eine Doppelspitze mit Hannes Rogall bilden. Laut Impressum gehört der Geschäftsführung zwar auch noch einer der FintecSystems-Gründer an, nämlich Stefan Krautkrämer. Die Mitteilung liest sich allerdings so, als würde Krautkrämer der künftigen Führung nicht mehr angehören.
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