Spezialbanken-Ticker

Von Targobank bis Santander: Alles Spezial- und Auslandsbanken-News aus dem August

In unserem Spezialbanken-Ticker beleuchten wir all jene Banken, die ansonsten eher wenig beleuchtet werden – von den Sutors bis hin zu den Advanzias, von den Förderbanken bis hin zu den Kirchenbanken, von den Whitelabel-Spezialisten bis hin zu den kleinen Auslandsbanken.

Hier unser Ticker für August:

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Nach Abgang von CEO Friedrich: Bafin stellt Ebase unter Saustall-Verdacht

Man wunderte sich schon. Da wähnte man die frühere Comdirect-Tochter Ebase unterm Dach ihrer neuen Mutter (nämlich der expansionsfreudigen schottischen Fondsplattform FNZ) eigentlich in der Offensive. Doch dann: Verabschiedeten sich letzte Woche sowohl CEO Kai Friedrich (Ex-Chef der Consorsbank) als auch das Geschäftsführungs-Mitglied Jens Wöhler (Ex-Vorstand des Ex-Brokers). Der eine „ins Sabbatical“, wie er verlauten ließ. Der andere in eine „Transition phase“. Und gestern nun: Kommt plötzlich die Bafin aus der Deckung. Und ordnet bei Ebase nicht nur die „Sicherstellung der ordnungsgemäßen Geschäftsorganisation“ an – sondern garniert das Ganze auch noch mit ein paar Formulierungen, wie man sie so auch noch nicht gelesen hat. Hier entlang: FS Premium

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Apobank mit dem mutmaßlich höchsten Halbjahres-Gewinn aller Zeiten

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Kurz getickert

  • Die deutsche BNP Paribas ist mit einem verwahrten Volumen von 631 Mrd. Euro (+3%) auch weiterhin die mit Abstand größte Depotbank hierzulande, gefolgt von State Street (+8% auf 348 Mrd. Euro). Platz drei belegt die DZ Bank (+5% auf 312 Mrd. Euro), wobei hier das vor dem Übertrag stehende Volumen der Apobank (gut 20 Mrd. Euro) noch nicht eingerechnet ist. BVI-Mitteilung
  • Die Pleite von Peek & Cloppenburg dürfte nicht nur bei der KfW zu wahrnehmbaren Verlusten führen. Dass der Staatsbank bei dem Modehändler eine Abschreibung in dreistelliger Millionenhöhe blüht, hatte im Juli ja schon der „Spiegel“ vermeldet. Wie sich nun der „Wiwo“ (Paywall) und dem „Finance Magazin“ (Paywall) entnehmen lässt, dürften auch weitere Gläubigerbanken wie die Stadtsparkasse Düsseldorf, die Deutsche Bank und die Commerzbank betroffen sein. So habe der Umfang des Bankkredits bei mehr als 300 Mio. Euro gelegen. Hiervon seien aber nur 187,5 Mio. Euro von der KfW gedeckt gewesen. Zusätzliche Sicherheiten gebe es keine, die Insolvenzquote liege bei gerade einmal 11%.

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Wussten Sie schon?

… wer hinter dem neuen Online-Broker Traders Place steht, der seinen Sitz im bayerischen Freilassing hat und dieser Tage mit erstaunlichem Selbstverständnis („Traders Place hebt Wertpapierhandel auf neues Level“) seinen Launch verkündet hat? Also, kurz gesagt: 20% gehören dem Gründungs-CEO Ernst Huber. Und die übrigen 80%? Liegen bei der Bank Burgenland, einem hierzulande kaum bekannten österreichischen Geldinstitut, das zum Grazer Versicherungskonzern Grawe gehört und zuletzt auf eine Bilanzsumme von 4,8 Mrd. Euro kam – in etwa das Niveau der Sparkasse Langen-Seligenstadt. Was ausgerechnet diese Bank dazu prädestiniert, einen Neobroker zu bauen, der den Trade Republics, Scalable Capitals und FlatexDegiros die Kunden abjagt, entzieht sich zwar unserer Kenntnis. Aber das muss ja nichts heißen.

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Targobank bereitet Launch eines neuen Retail-Brokers vor

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Fidelity stellt die FIL Fondsbank zum Verkauf

Der Markt für Fondsplattformen (das sind jene Player, die auch für Banken, vor allem aber für Berater, Vermittler usw. die Wertpapierdepots administrieren) ist in den letzten Jahren mächtig in Bewegung geraten. So richtig los ging es Mitte 2019, als die Comdirect ihre B2B-Tochter Ebase an den angelsächsischen Spezialisten FNZ veräußerte. Kurz darauf reichte das Bankhaus Metzler den Retailbereich seiner MFX-Plattform an die Kronberger FIL Fondsbank weiter – bevor dann 2021 die schon erwähnte FNZ (über die wir just dieser Tage groß in unseren Personalien berichtet haben) zunächst das Fondsgeschäft der Augsburger Aktienbank und schließlich die in Hof ansässige Fondsdepotbank übernahm. Ebenfalls in jenem Jahr sicherte sich die Deutsche Börse die UBS-Anteile an der „Clearstream Fund Centre“, während die DWS die Mehrheit an der IKS an den Finanzinvestor Blackfin weiterreichte. Und nun? Läuft über „Bloomberg“ (Paywall), dass der US-Riese Fidelity die FIL Fondsbank zum Verkauf stellt – also jenen Akteur, der sich die Metzler FX einverleibt hatte. Als potenzielle Käufer werden PE-Unternehmen (also wie Blackfin) und Infrastruktur-Spezialisten (also wie FNZ) genannt. Banken dagegen? Scheinen sich aus dem Geschäft eher zurückzuziehen, siehe wie gerade beschrieben: Deuba/DWS, Coba/Comdirect, UBS, Metzler …

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HCOB liefert bockstarke Zahlen – warnt aber vor Preisverfall bei Gewerbe-Immos

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Kurz getickert

  • Im Fall der Varengold Bank hat die Aufsichtsstelle APAS nach eigenen Angaben „Vorermittlungen“ gegen den zuständigen Wirtschaftsprüfer PwC eingeleitet, berichtet die „Wiwo“. Zudem werde seit Juli ein „förmliches Berufsaufsichts-Verfahren gegen Mitarbeiter“ geführt. PwC hatte den 2021er-Abschluss von Varengold testiert. Damals waren die Erträge des Hamburger Spezialinstituts steil nach oben geschossen – wieso, blieb allerdings diffus, wie Finanz-Szene schon vor Monaten kritisierte. Im Zuge von Bafin-Ermittlungen hat die Varengold Bank inzwischen „Transaktionen mit Iran-Bezug“ eingeräumt. Zu den Gründen ihrer Ermittlungen äußert sich die APAS nicht.

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Exklusiv: Showdown bei Creditshelf – Risse im ElgetiImperium 

Es ist ein ebenso undurchsichtiges wie imposantes Firmenreich, das der Multi-Unternehmer Rolf Elgeti in den letzten Jahren aufgebaut hat. Eine Bank gehört dazu. Ein Beteiligungsvehikel. Diverse Immobilienfirmen. Und mittelbar auch ein Fintech (nämlich Creditshelf). Wenn allerdings nicht alles täuscht, dann zeigen sich im Elgeti-Reich dieser Tage deutliche Risse. Und die Frage ist, wer alles mitgerissen werden könnte. Auch Creditshelf? Unsere exklusive Recherche: FS Premium

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Gewinneinbruch bei deutscher Santander – wegen der Restschuld-Versicherung?

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IKB stabilisiert Ertragslage – kann aber die Bafin nicht abschütteln

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Kurz getickert

  • Die NRW-Bank wird zum Zankapfel der Düsseldorfer Landespolitik. Nachdem zuletzt bereits die Abspaltung der profitablen Tochter „Westlotto“ für Ärger sorgte, geht es nun um einen Gesetzentwurf, demzufolge das Förderinstitut künftig als „bankübliches Finanzierungsinstrument“ auch „Zuwendungen gewähren“ dürfen soll, wie die „WAZ“ (Paywall) berichtet. Die FDP-Opposition sieht hierin den politischen Versuch, aufs Eigenkapital der NRW-Bank zuzugreifen – ein Vorwurf, den die schwarz-grüne Landesregierung zurückweist.
  • Auch wenn DWP-Bank-Chef Heiko Beck nach der 60-Mio.-Euro-Panne seines Instituts (siehe unsere Exklusiv-Recherche aus dem Januar) um eine Abberufung durch die Bafin herumkommt – der Druck aus dem Gesellschafterkreis steigt. So berichtete das „Handelsblatt“ (Paywall) dieser Tage unter Berufung auf Insider, einige Anteilseigner hielten „personelle Veränderungen für nötig, auch unabhängig von der Buchungspanne“. Eine Ablösung des Vorstandschefs sei daher „wahrscheinlich“, es liefen sogar schon Sondierungen, wer Becks Nachfolge antreten könne. Maßgebliche Gesellschafter des Wertpapierabwicklers der Sparkassen und Volksbanken sind geno-seitig die DZ Bank sowie sparkassen-seitig die Regionalverbände aus dem Rheinland und Westfalen.
  • Die Bafin hat gegen die Frankfurter Niederlassung der Bank of China ein Bußgeld über 120.000 Euro erlassen. Der Grund hier: ein Verstoß gegen die Großkreditobergrenze. (Mitteilung)
  • Das Geschäft der KfW hat sich nach der Ausnahmesituation des Vorjahres (Energiekrise, Uniper-Rettung etc.) wieder normalisiert. Von Januar bis Juni belief sich das Neugeschäft auf 59 Mrd. Euro – verglichen mit dem H1 2022 ein Minus von 38% (wobei sich der Rückgang am stärksten im Inland zeigte, wo das Fördergeschäft um gut die Hälfte auf 43 Mrd. Euro schrumpfte). Der Konzerngewinn verringerte sich auf 885 Mio. Euro (minus 7%), der Verwaltungsaufwand stieg um 3% auf 721 Mio. Euro. (Mitteilung)
  • Auch bei der zweiten bundesweiten Förderbank, also der Landwirtschaftlichen Rentenbank, ist das Neugeschäft im ersten Halbjahr deutlich zurückgegangen. Das Volumen der Programmkredite erreichte 3,2 Mrd. Euro, gemessen am Vorjahreszeitraum ein Minus von 16%. Aufgrund eines deutlich gestiegenen Zinsüberschusses vermeldete die Rentenbank gleichwohl ein um 40% auf 104 Mio. Euro gestiegenes „Betriebsergebnis vor Risikovorsorge und Bewertung“. (Mitteilung)
  • Bei der schwer kriselnden Nürnberger Umweltbank sind die Kosten im ersten Halbjahr regelrecht explodiert. So stiegen die Personalausgaben um 28% auf 12,3 Mio. Euro, der Sachaufwand sogar um 53% auf 14,3 Mio. Euro – wovon wiederum gut 4 Mio. Euro auf die für den Herbst geplante IT-Migration zur Atruvia entfielen. Die Cost-Income-Ratio schnellte von 50% auf nunmehr 90%. (Mitteilung)
  • Die Finanztochter von Mercedes-Benz hat ihre Anteile an dem bislang gemeinsam mit VWFS betriebenen Gebrauchtwagen-Portal „Heycar“ an den bisherigen Joint-Venture-Partner verkauft. (Finance Fwd)

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Aus für Elgeti-Bank – Druck auf Creditshelf steigt

Das zuletzt in schwere Auseinandersetzungen mit der Bafin verwickelte Bankhaus Obotritia macht dicht. „Die Gesellschafterin hat gemeinsam mit der Geschäftsführung […] beschlossen, das Neukundengeschäft einzustellen und die bestehenden Aktiv- und Passivgeschäfte vertragsgemäß auslaufen zu lassen“, teilte das 2018 gegründete Münchner Institut gegenüber dem „Handelsblatt“ (Paywall) mit. Der Nischenfinanzierer, hinter dem der Multi-Unternehmer Rolf Elgeti steht, begründetet den Schritt mit dem „Fortschreiten der Zinswende“, der Lage auf dem Immobilienmarkt sowie den „gestiegenen Anforderungen der Bankenaufsicht“. Das Bankhaus Obotritia (siehe unser wenig vorteilhaftes Unternehmens-Dossier hier) war unter anderem als Finanzierer für Gewerbeimmobilien unterwegs – trat aber auch als Kreditgeber auf der ebenfalls mit Elgeti verbandelten KMU-Kreditplattform Creditshelf auf. Der Druck auf das Frankfurter Fintech dürfte durch das Obotritia-Aus zumindest nicht geringer werden. Wie Anfang dieser Woche exklusiv berichtet, war es bei Creditshelf zuletzt zu mehreren Entlassungen gekommen. Das Unternehmen wartet – so jedenfalls der Stand letzte Woche – auf eine eigentlich schon verkündete Refinanzierungs-Linie von Goldman Sachs (siehe –> Creditshelf braucht Goldman Sachs – und alle brauchen Rolf Elgeti). Hierzu hatte ein Creditshelf-Sprecher am vergangenen Freitag gegenüber Finanz-Szene mitgeteilt: „Wir arbeiten zur Zeit mit Hochdruck an einer Auflösung des bestehenden Refinanzierungs-Engpasses.“

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Kurz getickert

  • Die Bafin hat ihre teils bereits bekannten Maßnahmen gegen die Varengold Bank offiziell bestätigt. Demnach ist es dem Hamburger Institute seit Ende Juni untersagt, „Transaktionen mit ‚Payment Agents` und sonstigen Dritten mit Iran-Bezug“ durchzuführen. Das Verbot solle „verhindern, dass die Bank zur Geldwäsche missbraucht wird“, heißt es in einer an Deutlichkeit kaum zu überbietenden Mitteilung (Kostprobe: „Systematische und gravierende Defizite bei der Einhaltung und Umsetzung der geldwäscherechtlichen Anforderungen“).
  • Im Rennen um das zum Verkauf stehende deutsche Retailgeschäft von Barclays bringen sich laut einem „Reuters“-Bericht erste potenzielle Bieter in Position. Demnach sollen gleich mehrere prominente Finanzinvestoren ihr Interesse hinterlegt haben – namentlich der Aareal-Eigner Centerbridge (der seine Offerte angeblich über die hauseigene Düsseldorfer Konsumentenkredit-Fintech Auxmoney lancieren will), Warburg Pincus und Pollen Street.
  • Die Umweltbank (deren strukturellen Problemen wir uns bereits im Februar ausführlich gewidmet hatten, siehe hier und hier) muss die zweite Hiobsbotschaft binnen weniger Tage verkraften. Nachdem die Bafin am Dienstag bereits Mängel bei der Einhaltung des Kreditwesengesetzes beklagt hatte, senkte das Nürnberger Spezialinstitut am Donnerstag ein weiteres Mal seine Gewinnprognose – diesmal von 20 Mio. Euro auf nur noch 1 Mio. Euro vor Steuern. Begründung: Die geplante Veräußerung von „Beteiligungsprojekten“ werde verschoben.
  • Ebenso wie die ING Diba (siehe weiter unten) weitet auch die VW Bank ihre Einlagen merklich aus – nämlich im ersten Halbjahr um knapp 9 Mrd. Euro auf gut 34 Mrd. Euro. Für die Mutter VW Financial Services reichte es von Januar bis Juni derweil zu einem operativen Ergebnis von 1,76 Mrd. Euro. Verglichen mit dem Vorjahr entsprach das einem Minus von 41%.
  • Bafin-Rüffel für die Landwirtschaftliche Rentenbank: Im Zuge einer Sonderprüfung haben die Aufseher Mängel in der IT und insbesondere der Informations-Sicherheit festgestellt – und verlangen nun zusätzliche Eigenmittel. (Mitteilung)
  • Der Frankfurter Online-Broker FlatexDegiro tritt operativ auf der Stelle: Die Kundenzahl stieg im Juli um nur rund 20.000 auf 2,58 Millionen.

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Trotz bockstarker Zahlen: Vor diesen fünf Herausforderungen steht die OLB

 

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Kurz getickert

  • Exklusiv: Das bankeneigene Frankfurter Blockchain-Startup Swiat hat seine Eigentümerstruktur offengelegt. Laut einem Handelsregister-Eintrag halten die Deka, die LBBW und Standard Chartered jeweils 30%; die restlichen 10% entfallen auf den Frankfurter Software-Entwickler Comyno. Bei der Besetzung des Top-Managements vertrauen die Eigner derweil auf interne Lösungen. So wird nach Finanz-Szene-Informationen neben CEO Henning Vollbehr (ein früherer Deka-Manager) der bisherige StanChart-DACH-Manager Timo Reinschmidt als COO in die Swiat-Geschäftsführung einziehen.

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Das Rätsel der Renell-Bank. Der PFOF-Optimismus bei Flatex. Alle Spezialbanken-News aus dem Juli

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