von Christian Kirchner und Bernd Neubacher , 29. August 2023
In unserem Spezialbanken-Ticker beleuchten wir all jene Banken, die ansonsten eher wenig beleuchtet werden – von den Sutors bis hin zu den Advanzias, von den Förderbanken bis hin zu den Kirchenbanken, von den Whitelabel-Spezialisten bis hin zu den kleinen Auslandsbanken.
Hier unser Ticker für August:
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Man wunderte sich schon. Da wähnte man die frühere Comdirect-Tochter Ebase unterm Dach ihrer neuen Mutter (nämlich der expansionsfreudigen schottischen Fondsplattform FNZ) eigentlich in der Offensive. Doch dann: Verabschiedeten sich letzte Woche sowohl CEO Kai Friedrich (Ex-Chef der Consorsbank) als auch das Geschäftsführungs-Mitglied Jens Wöhler (Ex-Vorstand des Ex-Brokers). Der eine „ins Sabbatical“, wie er verlauten ließ. Der andere in eine „Transition phase“. Und gestern nun: Kommt plötzlich die Bafin aus der Deckung. Und ordnet bei Ebase nicht nur die „Sicherstellung der ordnungsgemäßen Geschäftsorganisation“ an – sondern garniert das Ganze auch noch mit ein paar Formulierungen, wie man sie so auch noch nicht gelesen hat. Hier entlang: FS Premium
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Apobank mit dem mutmaßlich höchsten Halbjahres-Gewinn aller Zeiten
… wer hinter dem neuen Online-Broker Traders Place steht, der seinen Sitz im bayerischen Freilassing hat und dieser Tage mit erstaunlichem Selbstverständnis („Traders Place hebt Wertpapierhandel auf neues Level“) seinen Launch verkündet hat? Also, kurz gesagt: 20% gehören dem Gründungs-CEO Ernst Huber. Und die übrigen 80%? Liegen bei der Bank Burgenland, einem hierzulande kaum bekannten österreichischen Geldinstitut, das zum Grazer Versicherungskonzern Grawe gehört und zuletzt auf eine Bilanzsumme von 4,8 Mrd. Euro kam – in etwa das Niveau der Sparkasse Langen-Seligenstadt. Was ausgerechnet diese Bank dazu prädestiniert, einen Neobroker zu bauen, der den Trade Republics, Scalable Capitals und FlatexDegiros die Kunden abjagt, entzieht sich zwar unserer Kenntnis. Aber das muss ja nichts heißen.
Targobank bereitet Launch eines neuen Retail-Brokers vor
Der Markt für Fondsplattformen (das sind jene Player, die auch für Banken, vor allem aber für Berater, Vermittler usw. die Wertpapierdepots administrieren) ist in den letzten Jahren mächtig in Bewegung geraten. So richtig los ging es Mitte 2019, als die Comdirect ihre B2B-Tochter Ebase an den angelsächsischen Spezialisten FNZ veräußerte. Kurz darauf reichte das Bankhaus Metzler den Retailbereich seiner MFX-Plattform an die Kronberger FIL Fondsbank weiter – bevor dann 2021 die schon erwähnte FNZ (über die wir just dieser Tage groß in unseren Personalien berichtet haben) zunächst das Fondsgeschäft der Augsburger Aktienbank und schließlich die in Hof ansässige Fondsdepotbank übernahm. Ebenfalls in jenem Jahr sicherte sich die Deutsche Börse die UBS-Anteile an der „Clearstream Fund Centre“, während die DWS die Mehrheit an der IKS an den Finanzinvestor Blackfin weiterreichte. Und nun? Läuft über „Bloomberg“ (Paywall), dass der US-Riese Fidelity die FIL Fondsbank zum Verkauf stellt – also jenen Akteur, der sich die Metzler FX einverleibt hatte. Als potenzielle Käufer werden PE-Unternehmen (also wie Blackfin) und Infrastruktur-Spezialisten (also wie FNZ) genannt. Banken dagegen? Scheinen sich aus dem Geschäft eher zurückzuziehen, siehe wie gerade beschrieben: Deuba/DWS, Coba/Comdirect, UBS, Metzler …
HCOB liefert bockstarke Zahlen – warnt aber vor Preisverfall bei Gewerbe-Immos
Es ist ein ebenso undurchsichtiges wie imposantes Firmenreich, das der Multi-Unternehmer Rolf Elgeti in den letzten Jahren aufgebaut hat. Eine Bank gehört dazu. Ein Beteiligungsvehikel. Diverse Immobilienfirmen. Und mittelbar auch ein Fintech (nämlich Creditshelf). Wenn allerdings nicht alles täuscht, dann zeigen sich im Elgeti-Reich dieser Tage deutliche Risse. Und die Frage ist, wer alles mitgerissen werden könnte. Auch Creditshelf? Unsere exklusive Recherche: FS Premium
Gewinneinbruch bei deutscher Santander – wegen der Restschuld-Versicherung?
IKB stabilisiert Ertragslage – kann aber die Bafin nicht abschütteln
Das zuletzt in schwere Auseinandersetzungen mit der Bafin verwickelte Bankhaus Obotritia macht dicht. „Die Gesellschafterin hat gemeinsam mit der Geschäftsführung […] beschlossen, das Neukundengeschäft einzustellen und die bestehenden Aktiv- und Passivgeschäfte vertragsgemäß auslaufen zu lassen“, teilte das 2018 gegründete Münchner Institut gegenüber dem „Handelsblatt“ (Paywall) mit. Der Nischenfinanzierer, hinter dem der Multi-Unternehmer Rolf Elgeti steht, begründetet den Schritt mit dem „Fortschreiten der Zinswende“, der Lage auf dem Immobilienmarkt sowie den „gestiegenen Anforderungen der Bankenaufsicht“. Das Bankhaus Obotritia (siehe unser wenig vorteilhaftes Unternehmens-Dossier hier) war unter anderem als Finanzierer für Gewerbeimmobilien unterwegs – trat aber auch als Kreditgeber auf der ebenfalls mit Elgeti verbandelten KMU-Kreditplattform Creditshelf auf. Der Druck auf das Frankfurter Fintech dürfte durch das Obotritia-Aus zumindest nicht geringer werden. Wie Anfang dieser Woche exklusiv berichtet, war es bei Creditshelf zuletzt zu mehreren Entlassungen gekommen. Das Unternehmen wartet – so jedenfalls der Stand letzte Woche – auf eine eigentlich schon verkündete Refinanzierungs-Linie von Goldman Sachs (siehe –> Creditshelf braucht Goldman Sachs – und alle brauchen Rolf Elgeti). Hierzu hatte ein Creditshelf-Sprecher am vergangenen Freitag gegenüber Finanz-Szene mitgeteilt: „Wir arbeiten zur Zeit mit Hochdruck an einer Auflösung des bestehenden Refinanzierungs-Engpasses.“
Trotz bockstarker Zahlen: Vor diesen fünf Herausforderungen steht die OLB
Das Rätsel der Renell-Bank. Der PFOF-Optimismus bei Flatex. Alle Spezialbanken-News aus dem Juli
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