von Christian Kirchner, 2. Dezember 2019
Eigentlich dachten wir, die beste deutsche Sparkasse sei die in Aachen. Aber da kannten wir die in Bochum noch nicht.
Moment mal, Bochum? Eine Stadt, die jedes Jahr rund 1.000 Einwohner verliert? Mit einer Arbeitslosenquote von 8,5%, rund dreimal so hoch wie der Bundesdurchschnitt? Da soll Deutschlands beste Sparkasse ihren Sitz haben?
Naja, zumindest ist uns noch keine bessere untergekommen!
Das Beste aber: Das vergangene Jahr war mitnichten ein Ausreißer. Wir haben die Bilanzen bis 2013 zurückverfolgt – und in all den Jahren lag das Betriebsergebnis vor Bewertung konstant bei 82 Mio. bis 100 Mio. Euro, ein Wert, für den anderen Kommunalinstitute eine zwei- bis dreimal so große Bilanzsumme brauchen. Vermutlich geht das alles aber schon viel, viel länger so. Denn die Reserven der Sparkasse Bochum sind unglaublich:
Wie geht so was?
Unser erster Gedanke war: Kommt bei der Sparkasse Bochum womöglich dasselbe Phänomen zum Tragen wie bei vielen ostdeutschen Sparkassen (siehe unsere Analyse der Sparkasse Spree-Neiße dazu hier)? Nämlich: Die Region ist so strukturschwach, dass das Geld statt in Kredite ins Kreditersatzgeschäft fließt – und dort ganz wunderbar und zu niedrigsten Kosten rentiert? Aber nein, daran liegt es nicht, wie ein einfacher Kennziffern-Vergleich zeigt:
Zweiter Gedanke: Haben wir es bei der Sparkasse Bochum vielleicht gar nicht mit einem lokalen, sondern mit einem regionalen Phänomen zu tun? Doch der Vergleich mit anderen Ruhrgebiets-Instituten zeigt: Allenfalls Dortmund kommt einigermaßen an Bochum ran – die Unterschiede zu Essen oder gar Oberhausen indes sind geradezu frappierend.
Was also macht die Sparkasse Bochum dann so besonders?
Schauen wir uns einfach mal die wichtigsten Kennziffern über die zurückliegenden fünf Jahre an:
Welche Eindrücke gewinnt man?
Doch wo kommt dieser satte Anstieg (22%) beim Provisionsergebnis her, wo das Institut doch im Sommer noch betonte, die Preise für private Girokonten seien 17 Jahre lange nicht angehoben worden? Kann es sein, dass die Sparkasse Bochum beim Vertrieb sehr viel, sagen wir mal, “aktiver” ist als vergleichbare Banken? Ist nur eine Spekulation. Aber lesen Sie mal, was Mitarbeiter des Instituts beim Jobportal Kununu.com so von sich geben:
Was unterm Strich für ein Eindruck bleibt? Vielleicht muss eine Sparkasse weder in einer besonders prosperierenden Region beheimatet noch besonders groß sein, um sehr gute Ergebnisse zu erzielen. Vielleicht reicht es am Ende, wenn sie ihre Kosten im Griff hat und die Dinge beherrscht, die eine Retailbank beherrschen sollte. Also Kredite, Einlagen, Vertrieb … – die vermeintlich einfachen Dinge.
Mit uns reden wollte die Sparkasse Bochum Übrigens nicht. Was ihr gutes Recht ist. Schließlich werden die Vorstände letztlich für andere Dinge bezahlt. Bei aller Kostenkontrolle übrigens nicht schlecht. Zwei Manager, nämlich Vorstandschef Jürgen Hohmann und sein Kollege Dirk Ziegler, knackten 2018 die Millionenmarke. Aber damit sind sie ja im Sparkassensektor bekanntlich nicht allein.