von Christian Kirchner, 31. Mai 2019
Das Schöne am Datenjournalismus ist: Anders als beim Meinungsjournalismus weiß man vorher nicht, was hinterher herauskommt. Neulich zum Beispiel rieben wir uns verwundert die Augen, als unsere Analyse zur Coba-Aktie zeigte: Die (vermeintliche) gelbe Pleiten-Pech-&-Pannen-Bank hat in der Ära Zielke nicht nur die Deutsche Bank meilenweit abgehängt – sondern sogar etwas besser performt als der europäische Branchenindex. Der dröge Herr Zielke ein Investoren-Liebling? Hätten Sie es geahnt?
Ebenso wenig in unser Weltbild passt, was nun diese Woche passiert ist. Da nämlich schnitt bei der Analyse zur grottigen Bilanz der IPO-Banken am deutschen Aktienmarkt ausgerechnet jene Bank ganz und gar nicht grottig ab, an deren Investmentbankern wir normalerweise kein gutes Haar lassen – sprich: die Deutsche Bank. Sie war bei fast jedem dritten Börsengang dabei (starke Präsenz), fehlte speziell bei kaum einem der wirklich großen IPOs (ein Indiz für Marktmacht und kompetitive Gebühren) – vor allem aber: Wenn die Deutsche Bank in den vergangenen zehn Jahren ein Unternehmen an die Börse gehievt hat, dann sind Anleger mit diesem Unternehmen meist gut gefahren – was bei den anderen Emissions-Banken eher selten der Fall war.
Drum hier, als dritter Teil unserer großen IPO-Banken-Analyse, ein Tusch auf den Überraschungssieger Deutsche Bank:
Fazit: Auch bei den Börsenkandidaten der Deutschen Bank lief nicht alles rund (siehe diese Tabelle). Aber doch auffällig viel.
Und falls Ihnen das zu positiv war – in der kommenden Woche untersucht Finanz-Szene.de im (letzten) Teil IV der IPO-Serie einen großen Börsengang, der symptomatisch für die vielen Flops der letzten zehn Jahre stand – und Fragen nach der Verantwortung der Konsortialbanken aufwirft.
(Stand: 17.5.2019, Vergleichsindex: HDax, jeweils ohne Dividenden)