von Christian Kirchner, 5. März 2020
Die Commerzbank nach minus 7,6% auf Rekordtief, die Deutsche Bank nach weiteren minus 6% in großen Schritten auf dem Weg dorthin – der gestrige Donnerstag war gespickt mit neuen Hiobsbotschaften für die hiesige Kreditwirtschaft. Was dabei besonders auffällt: Die Corona-Krise macht den beiden Frankfurter Großbanken nicht nur absolut zu schaffen, sondern vor allem auch relativ. Und zwar nicht nur im Vergleich zum Gesamtmarkt. Sondern auch im Vergleich zu anderen Banken und Finanzunternehmen.
Um das zu illustrieren, hat Finanz-Szene.de die Aktienkurse der im regulierten Markt gelisteten deutschen Banken, Fintechs und sonstigen Finanzdienstleister (außer Versicherer und Immo-Unternehmen) einer Performance-Analyse unterzogen. Abgeschmeckt haben wir das Ganze dann noch mit den Banken der Euro-Zone (Euro Stoxx Banks) und der Banken aus ganz Europa, also inklusive Schweiz und UK (Stoxx Banks).
Voilà, sortiert nach der Entwicklung seit Mitte Februar, also seit dem Beginn der Corona-Ängste:
Quelle: Comdirect, Boerse.de, Stand 5.3.2020
Dass kein deutscher Finanzwert seit Beginn der Krise stärker verloren hat als die Commerzbank (-31%). Und über drei Monate lief nur die Aareal schlechter. Rächt sich da nun an der Börse, dass die Commerzbank in diese Krise mit weit geöffneten Kredithähnen steuert? Bei den Firmenkunden weitete das Institut das Kreditvolumen 2019 um 7% aus, im Privatkundengeschäft gar um 8%.
Dass es einen klaren Zusammenhang zwischen der Größe der Finanzwerte (gemessen am Börsenwert) und dem Ausmaß der Verluste gibt. Die ersten sechs Plätze belegen ausnahmslos Titel mit Marktkapitalisierungen im ein- oder gar zweistelligen Milliardenbereich. Eine Erklärung dafür: In Paniksituationen verkaufen viele institutionelle Anleger die großen und liquiden Titel oft als erstes. Das erklärt auch, warum kaum differenziert wird und z.B. drei Finanzdienstleister mit völlig unterschiedlichem Geschäftsmodellen (Aareal und PBB im Vergleich zur DWS) exakt gleich tief gefallen sind – nämlich um 19%.
Tatsächlich fällt die Kursentwicklung von gleich sechs Werten – relativ betrachtet – sehr gut aus. Sie verzeichneten Verluste seit dem Beginn der Corona-Panik Verluste von unter 5% oder legten gar leicht zu. Dahinter stecken jeweils individuelle Gründe:
Irgendwo in der Mitte zwischen Gut und Böse sind auf kurze Sicht das Ur-Fintech Hypoport (-8% seit 17.2.) und Wirecard (-13%). Allerdings fällt auf, dass Wirecard bereits eine ganze Weile nicht aus dem Quark kommt (-10% seit Anfang 2019; das ist schlechter als die Deutsche Bank im gleichen Zeitraum). Solange das Warten auf den KPMG-Sonderbericht anhält, dürfte sich daran auch nichts ändern.
Die Hypoport-Aktionäre dürften mit dem Ausmaß der Korrektur seit Beginn der Corona-Panik (-13%) gut leben können: Schließlich stehen seit Anfang 2019 fulminante 123% Gewinn zu Buche und notiert die Aktie immer noch 10% höher als vor drei Monaten – wahrlich ein Luxusproblem.
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