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Zinskosten um 570% gestiegen! Santander Consumer Bank leidet unter Zinswende

Die Santander Consumer Bank hat im abgelaufenen Jahr einen Nettogewinn von 444 Mio. Euro erwirtschaftet. Das geht aus dem auf der Internetseite des Instituts veröffentlichten Geschäftsbericht hervor und entspricht einem Rückgang von 17% zum Vorjahr. Erwartet hatte die Bank „eine deutliche Erhöhung des Jahresergebnisses“.

Tatsächlich war es die rasche Zinswende, die den Mönchengladbacher Konsumentenfinanzierer erstaunlicherweise belastet hat – allerdings nicht (wie bei vielen Sparkassen und Volksbanken) über das Depot A, sondern ganz banal beim Zinsaufwand. Der hat sich 2022 gegenüber dem Vorjahr von 21 Mio. Euro auf 140 Mio. Euro annähernd versiebenfacht. Zwar erhöhten sich auch die Zinserträge von 1,067 auf 1,154 Mrd. Euro. Im Ergebnis fiel dennoch der Zinsüberschuss um 3%. Weil zugleich der Provisionsüberschuss um 10% sank und die Kosten leicht stiegen, reduzierte sich der Gewinn letztlich um knapp ein Fünftel.

Für diese kontraintuitive Entwicklung in einer Zinswende – die üblicherweise die Gewinne der Banken im Zinsgeschäft treibt – gibt es bei der deutschen Santander drei wesentliche Gründe:

  1. Üblicherweise heben Banken zunächst die geforderten Kreditzinsen an und dann erst mit Verzögerung die Einlagenzinsen. Bei der Santander Bank verläuft es aufgrund der Bilanzstruktur und dem eher geringen Anteil von Kundeneinlagen zur Refinanzierung umgekehrt: Die steigenden Zinsen schlagen – siehe den Zinsaufwand – sofort auf der Refinanzierungsseite durch, weil sich das Institut zu großen Teilen am Interbankenmarkt und über Anleihen refinanziert. Auf der Ertragsseite sank hingegen die durchschnittliche Verzinsung der Kundenforderungen sogar leicht, und zwar von 4,09% auf nunmehr 4,08 %
  2. Auch die Änderung des TLTRO-Programms durch die EZB (siehe auch hier) im Jahresverlauf schlug auf den Zinsüberschuss negativ durch, hier beziffert die Bank den ergebnismindernden Effekt auf 22 Mio. Euro
  3. Schließlich verbuchte die deutsche Santander auch noch 30 Mio. Euro mehr „Zinsaufwand im Nichtkundengeschäft“. Dahinter stecken im wesentlichen Swaps, mit denen die Bank sich gegen steigende Zinsen absichert

Auffällig: Auch für 2023 rechnet die Santander Consumer Bank mit einem weiter sinkenden Zinsüberschuss. Weil zudem die angedachten Einsparungen bei den Verwaltungsaufwendungen die Rückgänge beim Zinsüberschuss, dem sonstigen betrieblichen Ergebnis und bei den Risikokosten nicht vollständig ausgleichen dürften, prognostiziert die Bank „im Vergleich zum Vorjahr einen deutlichen Rückgang des Jahresergebnisses“.

Unter dem Strich arbeitet die hiesige Tochter der gleichnamigen spanischen Großbank freilich immer noch mit einer Cost-Income-Ratio von 61% (Vorjahr: 57%) und einer rechnerischen Eigenkapitalrendite von gut 13% auf deutlich rentablerem Niveau als der Gesamtmarkt. Zumal man bedenken muss, dass die Mönchengladbacher mit ihren zuletzt 189 Filialen auch noch physisch in der Fläche vertreten sind. Insgesamt führt die Bank 4,6 Mio. Kundenkonten, von denen allerdings der Großteil (3,1 Mio.) Kreditkonten sind – etwa für Konsumentenkredite oder Autofinanzierungen. Die Zahl der Girokonten betrug per Ende Dezember 509.000, das entsprach einem kleinen Plus von 15.000 zum Vorjahr.

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