Rückblick

Alle Meldungen zu Großbanken und Direktbanken aus dem Oktober

In unserem „Groß- und Direktbanken“-Ticker verfolgen wir, was bei Deutsche Bank, Commerzbank, ING Diba usw. los ist.

Hier der Ticker für den Oktober 2022:

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Exklusiv: DKB kämpft mit massiven IT-Problemen bei Miles&More-Kreditkarte

Besitzer einer Miles & More-Kreditkarte der Lufthansa haben seit Tagen mit teils fünfstelligen Fehlbuchungen auf ihren Kreditkarten-Konten zu kämpfen. Ursache ist eine IT-Panne beim Herausgeber und Co-Branding-Partner der Karten, also bei der DKB. Konkret berichten Kundinnen und Kunden von scheinbar willkürlichen Belastungen und Gutschriften, die sie selbst weder getätigt noch bestätigt haben. Erstmals aufgetreten sind die Fehlbuchungen allem Anschein nach am Samstag, teilweise handelte es sich dabei um die Wiederholung von Buchungen, die die Kunden vor Jahren tatsächlich mal ausgelöst hatten.

Innerhalb des Kreditkarten-Bankings schaltete die DKB am Montag eine Warnung, es sei am Wochenende zu „fehlerhaften Buchungen auf Ihrer Kreditkarte“ gekommen, die nun korrigiert würden. Tatsächlich waren offenbar schon in der Nacht zuvor erste Korrekturen an Buchungen vorgenommen worden. Vollständig gelöst war das Problem zur Wochenmitte allerdings immer noch nicht. „Wir korrigieren die Umsätze schnellstmöglich“, erklärte ein Sprecher auf Nachfrage. Betroffene Kunden müsst nichts weiter tun. IT-Schwierigkeiten bei Banken sind keine Besonderheit – in der Regel beschränken sie sich allerdings auf die Nicht-Erreichbarkeit des Online-Bankings oder von Apps. Konkrete Fehlbuchungen, die dann auch relevant für Limits, Zinsen und die Rechnungsstellungen sind, kommen eher selten vor.

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HVB legt starkes Quartal hin – irritiert jedoch mit sinkendem Zinsergebnis

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Deutsche Bank überrascht mit 1,2 Milliarden Euro Nettogewinn

Die Deutsche Bank hat im dritten Quartal einen Gewinn vor Steuern von 1,6 Mrd. Euro erwirtschaftet und die Schätzungen der Analysten damit um knapp 300 Mio. Euro geschlagen. Auch beim Nettogewinn überraschte die Bank positiv; unter dem Strich verblieb ein Nettogewinn von 1,2 Mrd. Euro und damit rund 0,2 Mrd. Euro mehr als erwartet. Wesentlicher Gewinntreiber sind die Erträge, die sich auf 6,9 Mrd. Euro statt den erwarteten 6,5 Mrd. Euro beliefen. Dabei spielte die Zinswende die Hauptrolle, der Zinsüberschuss legte um 9% gegenüber dem Vorquartal und um 32% (!) gegenüber dem Vorjahresquartal zu. Zudem überraschten die meisten Sparten positiv, lediglich im Asset Management (=DWS) fiel der Vorsteuergewinn mit 141 Mio. Euro niedriger als im Vorjahr (193 Mio. Euro) und auch als von Analysten erwartet worden war (179 Mio. Euro).

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Starke Performance, skeptische Investoren – die Q3-Zahlen der Deutschen Bank

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Kurz getickert

  • Die Deutsche Bank hat für vier CO2-intensive Branchen ihre Klimaziele konkretisiert. So sollen zum Beispiel bei Öl und Gas die finanzierten Emissionen bis 2030 um 23% gesenkt werden. Darüber hinaus geht es um Energieversorger („Reduzierung der physischen Emissionsintensität um 69% bis 2030“), Automobilbau („59% weniger Abgas-Emissionen bis 2030“)  und Stahl, wo eine „Verringerung der physischen Emissionsintensität um 33% bis 2030“ angestrebt wird (Mitteilung)
  • Die Bafin hat den nächsten öffentlichen Rüffel erteilt – und zwar an die hiesige Standard Chartered. Eine Sonderprüfung habe ergeben, dass „die Ordnungsmäßigkeit der Geschäftsorganisation nicht in allen geprüften Punkten gegeben“ gewesen sei (Mitteilung)
  • Nach ING Diba und Reisebank zahlt auch die Targobank ihren Mitarbeitern einen „Inflationsausgleich“. Vollbeschäftigte erhalten in diesem und dem kommenden Dezember jeweils 1.500 Euro, Azubis und dual Studierende zu beiden Terminen je 1.000 Euro
  • Die Deutsche Bank soll dutzende Mitarbeiter in ihrer Investmentbanking-Einheit entlassen haben, berichtet „Bloomberg“ (Paywall)
  • In dem mittlerweile seit fünf Jahren laufenden Cum-Ex-Verfahren gegen die Deutsche Bank haben Staatsanwälte, Steuerfahnder und Polizisten gestern die Zentrale des Instituts durchsucht, wie zunächst das „Handelsblatt“ (Paywall) berichtete. Auch die Privatwohnungen einiger Beschuldigter seien gefilzt worden

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Geheimprojekt „Yellowfin“: Was plant die Coba da im Asset Management?

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Was DKB und ING Diba die Einlagen-Schlacht kostet

Ob Zufall oder nicht – als jedenfalls die DKB am Freitagmorgen ihr neues Tagesgeld-Angebot in die Welt hinausposaunte, erinnerte kurz darauf die ING Diba ihre Kunden per E-Mail daran, dass sie denselben Schritt ja vor zwei Wochen schon vollzogen hat (siehe in unserem „Produkt & Kunde“-Ticker der zweite Eintrag von oben). Spätestens jetzt hat der Wettbewerb um die Einlagen so richtig begonnen. Und neben den beiden Immobilien-Finanzierern PBB und Aareal stützen sich also auch die beiden größten Direktbanken des Landes in den Konkurrenzkampf. Nun lassen wir mal offen, wem aus dem Quartett es wirklich nur um das Funding als solches geht (wir vermuten: PBB und Aareal) und wer den werblichen Effekt zumindest einbezieht in seine Kalkulation (wir vermuten: DKB und ING) – fest steht: Zunächst einmal wird der Zinswettstreit ins Geld gehen. Und hier wird’s nun interessant. Denn nachdem die beiden Online-Marktführer in den letzten Jahren bemüht waren, sich nicht gegenseitig wehzutun bei den Konditionen (siehe -> Zwei Banken, ein Produkt: Die Copycat-Moves von ING und DKB), ist es diesmal dann doch ein bisschen anders: Die Frankfurter preschten als Marktführer vor (0,3% ab 6. Dezember; für Neukunden vier Monate lang 1,0%); die Berliner zogen als Herausforderer nach bzw. teilweise sogar vorbei (0,4% per sofort; keine Sonderkonditionen für Neukunden)

Wird die Diba hierauf nun kontern? Das ist nicht ausgeschlossen, aber auch keineswegs ausgemachte Sache. Für die Oranje-Bank ist das Zinsrennen nämlich ein durchaus kostspieliges Unterfangen. Konkret: Die ING Diba gebot zuletzt per Ende 2021 über 128 Mrd. Euro an Einlagen, wovon unseren Schätzungen zufolge knapp vier Fünftel auf die „Extra-Konto“ genannten Tagesgeldkonten entfielen (und nur um diese geht es bei den Aktionen). Wir reden also von einem betroffenen Einlagenbestand von ungefähr 100 Mrd. Euro – was je Zehntelprozent Verzinsung auf einen Aufwand von 100 Mio. Euro p.a. (bzw. 300 Mio. Euro insgesamt) hinausläuft. Die DKB hingegen? Hatte zuletzt Einlagen von 84 Mrd. Euro – wovon unseren Schätzungen zufolge jedoch allenfalls die Hälfte auf Tagesgeldkonten lag (weil die DKB das Produkt nie so gepusht hat wie die Diba). Geht man mithin von rund 40 Mrd. Euro aus, dann reden wir hier von 40 Mio. Euro Aufwand je 10 Basispunkte. Insgesamt käme man bezogen auf den Bestand somit bei 160 Mio. Euro raus, was trotz höherer Verzinsung nur gut halb so viel Aufwand wäre wie bei der ING Diba.

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Wenn Bankenverbände Vergütungs-Millionäre hervorbringen

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Kurz getickert

  • Die Razzia bei der Deutschen Bank ist auch am Mittwoch weitergegangen. Wie das Handelsblatt (Paywall) berichtet, durchsuchte die Staatsanwaltschaft Köln nicht nur die Zentrale der Bank an der Taunusanlage, sondern auch die Wohnungen von zehn beschuldigten Personen. Wie zunächst bei „Bloomberg“ (Paywall) zu lesen war, suchten die Ermittler auch die Wohnung des früheren Co-Vorstandschefs Jürgen Fitschen auf. Er soll Steuererklärungen unterschrieben haben, die möglicherweise falsche Angaben enthielten
  • Die Postbank schraubt an den Zinsen – und erhöht die effektiven Jahreszinsen von Ratenkrediten sowie Autokrediten mit zwei bis fünf Jahren Laufzeit um 0,6 bis 1,1 Prozentpunkte, wie aus dem neusten Preisaushang hervorgeht. Lustigerweise senkt (!!!) die Deutsche-Bank-Marke zugleich die Zinsen für mögliche Guthaben auf Kreditkarten – und zwar von bislang 0,01% auf 0,00%.

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Zahl der „Millionäre“ bei deutschen Banken steigt auf breiter Front

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Exklusiv: DKB verliert mehrere digitale Top-Shots. Steht die Strategie infrage?

Als die DKB vor drei Jahren ihre neue Konzernstrategie vorstellte, da fielen die Begriffe „Wachstum“ und „Digital“ dermaßen inflationär, dass man sich beim Lesen der Pressemitteilung vorkam, als würde man zwei Amateurboxern zusehen, die mit wildesten Schwingern um die Aufmerksamkeit der Punktrichter buhlen. Nach einem überaus eng geführten Schlagwörterabtausch über insgesamt zehn Absätze setzte sich dank des besseren Stehvermögens letztlich die Digitalisierung mit zwölf Nennungen gegen das Wachstum mit lediglich acht Nennungen durch – und rückblickend bleibt festzuhalten: Ganz, ganz, ganz vielleicht war das ja damals schon ein Zeichen! Denn: Von ihrem Wachstumsziel hat sich die DKB im Laufe der vergangenen Monate peu à peu verabschiedet, siehe unsere Berichterstattung hier und hier. Die Digitalisierung dagegen? Ist auch weiterhin der zentrale Wesenskern der DKB!!! Wie sollte es anders auch sein! Ähhh, oder? Naja, sagen wir es so: Dass die zweitgrößte deutsche Direktbank auch weiterhin beträchtliche Investitionen stemmt auf ihrem – noch ein Zitat aus der 2019er-Mitteilung – „Weg zur Tech-Bank“, daran kann es angesichts der kontinuierlich steigenden Sachaufwendungen (siehe hier) kaum Zweifel geben. Zugleich allerdings bleiben die Fortschritte bei digitalen Prestigeprojekten (App, Robo) oft seltsam überschaubar. Und nun? Nähert sich die zweitgrößte Direktbank der Republik allmählich dem nächsten Strategie-Zyklus. Und ausgerechnet jetzt haben nach Recherchen von Finanz-Szene der Strategiechef und drei weitere Top-Shots aus der Abteilung das Haus verlassen. Was hat das zu bedeuten? Hier die Namen, welche Rolle die Manager(innen) innerhalb der DKB spielten und wohin sie gewechselt sind: FS Premium

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Die DKB stellt ihren Robo Advisor nach einem Jahr schon wieder ein

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Kurz getickert

  • Nächste Wendung im Tauziehen um die Schufa. Nach Informationen von „Bloomberg“ wollen die Deutsche Bank und die Commerzbank ihre Anteile an der Wiesbadener Auskunftei (zusammen knapp 19%) veräußern, und zwar an den schwedischen Finanzinvestor EQT, der im vergangenen Jahr gescheitert war beim Versuch, die Schufa zu kapern. Laut „Handelsblatt“ (Paywall) soll der Verkauf „auf einem guten Weg“ sein, aber „noch nicht in trockenen Tüchern“ – zumal die bestehenden Schufa-Aktionäre (also voran die Genobanken und die Sparkassen) auch bei diesen Anteilen über ein Vorkaufsrecht verfügen
  • Das Rennen um Einlagen nimmt weiter Fahrt auf: Während die ING Diba am Wochenende zur besten Fußball-Zeit bei „Sky“ Werbung schaltete („Jetzt 1% aufs Tagesgeld“), offeriert die Aareal Bank ihr Festgeld-Angebot (2,35% auf zwei Jahre, 1,85% auf ein Jahr) nicht mehr nur auf dem „Zinsmarkt“ der Deutschen Bank, sondern seit einigen Tagen auch auf der „Weltsparen“-Plattform von Raisin, wie wir entdeckt haben.

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Postbank kündigt sämtlichen Kunden die Dispo-Linie – aber wieso?

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Commerzbank baut weiter ab: Nur noch 400 statt 450 Filialen

Die Commerzbank will mehr Filialen schließen als ursprünglich annonciert (wobei Finanzchefin Orlopp genau das ja schon angedeutet hatte, siehe Anfang Juni das Stück -> Minimum=Optimum? Commerzbank will weitere Filialen abbauen). Wie am langen Wochenende zunächst das „Handelsblatt“ (Paywall) und dann auch weitere Medien berichtete, soll das Filialnetz statt auf 450 Zweigstellen auf nur noch rund 400 Zweigstellen schrumpfen. Laut „FAZ“ soll zudem die Comdirect aufgewertet werden. Angedacht seien Investitionen in die Banking-App sowie eine stärkere Fokussierung auf das Thema Baufinanzierung.

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Kurz getickert

  • Im Zuge der Basel-III-Finalisierung könnten die Mindestkapital-Anforderungen laut jüngsten Bundesbank-Angaben auf 16,7 % steigen – wobei die großen, international aktiven Institute mit 18,7 % deutlich stärker gefordert werden als die übrigen Banken mit 11,4 %. BÖZ/PaywallBuba-Mitteilun
  • Targobank-Chefin Isabelle Chevelard hat gegenüber der „BÖZ“ (Paywall) skizziert, um welche Dimensionen es bei der Einverleibung des auf CIB spezialisierten Schwesterinstituts BECM Deutschland geht. Nämlich: 8 Mrd. Euro Bilanzsumme, etwa 800 Kundenbeziehungen.
  • Die EZB-Bankenaufsicht hat Bloomberg“ (Paywall) zufolge jüngst einige Banken gezielt darauf hingewiesen, dass sie angesichts der aufziehenden Rezession nicht nur bei Dividenden, sondern auch bei Bonuszahlungen eine gewisse Mäßigung erwartet. Zwar schreibt „Bloomberg“ nicht konkret, welche Institute angesprochen worden sind. Allerdings stellen die Kollegen ihre Meldung explizit in den Kontext der jüngst auffallend optimistischen Ausblicke bei Deutsche BankCommerzbank sowie bei der HVB-Mutter Unicredit. Moody’s sieht infolge der Energiekrise vor allem vier deutsche Banken von steigenden Kreditausfällen bedroht – nämlich Commerzbank, BayernLB, Helaba und LBBW. Bei den genannten Instituten liege der Anteil der Kredite an Energie- und Versorgungsunternehmen über dem EU-Durchschnitt, so die Ratingagentur (Reuters, via Wiwo
  • Die Crédit Mutuel integriert ihr hiesiges Firmenkundengeschäft („BECM Deutschland“) in ihre Düsseldorfer Tochter Targobank – und lässt den Geschäftsbereich zukünftig als „Targobank Corporate & Institutional Banking“ firmieren

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